Kein Winter ist auch keine Lösung

Zahlreiche Skigebiete wollen ihre Wintersaison retten und kämpfen gegen die drohende Schließung bis Jänner – Europaweite Einigkeit ist freilich nicht in Sicht

Österreichs Skiverbandspräsident und „Skilift-Kaiser“ Peter Schröcksnadel (oben) kämpft vehement um die anstehende Wintersaison.

Der Präsident des Österreichischen Skiverbandes und Seilbahn-Unternehmer Peter Schröcksnadel hat sich in einem offenen Brief an die Regierung gewandt.

Schröcksnadel appellierte für einen „Saisonstart ohne Verzögerung“. Er positionierte sich klar gegen eine länderübergreifende Schließung aller Skigebiete bis Mitte Jänner. Diese wurde etwa von Deutschland vehement gefordert.

Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz erinnerte dabei ans Frühjahr. „Einer der großen Ausbreitungsorte waren die Skigebiete, das hat niemand vergessen“, warnte Scholz und begrüßte den Vorstoß der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, den Skitourismus europaweit bis 10. Jänner zu verhindern, als „richtig“.

Gesundheit geht vor

Für Schröcksnadel stehe zwar völlig außer Frage, dass gesundheitspolitische Aspekte derzeit Priorität haben. Die Kampagne gegen den Wintersport, die von einigen politischen Entscheidungsträgern in Europa geführt werde, betrachte man aber mit wachsender Sorge, hießt es in dem gemeinsamen Brief von Schröcksnadel und Richard Walter, dem Präsidenten des Österreichischen Skischulverbandes.

Verantwortungsbewusst

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Diese Kampagne berge den impliziten Vorwurf, dass Länder, die ihre Skigebiete aufsperren wollten, verantwortungslos seien. Das gegenteil sei der Fall, die Betriebe in Österreich würden seit Wochen mit Hygienekonzepten, Platzbeschränkungen, Leitsystemen, Belüftungssystemen und Testkapazitäten an einer sicheren Wintersaison arbeiten. Ganz im Sinne von Bundeskanzler Sebastian Kurz, der bereits mehrfach klargestellt hatte, dass es eine Wintersaison mit Apres Ski a la Ischgl definitiv nicht geben werde.

Gleichzeitig richteten Schröcksnadel und Walter einen Appell an die Regierung, sich „weiterhin für den Wintersport einzusetzen und sicherzustellen, dass der Saisonstart ohne Verzögerung möglich ist.“

Auch Italien kämpft

Die sechs oberitalienischen Regionen haben der Regierung in Rom einen Kompromiss vorgeschlagen, der ein komplettes Skiverbot während der Weihnachtszeit abwenden soll. Der Vorschlag der Regionen Piemont, Venetien, Aostatal, Lombardei, Friaul Julisch Venetien und Trentino Südtirol sieht die Öffnung der Skigebiete über die Weihnachtsfeiertage nur für Gäste von Hotels und Ferienwohnungen vor.

Zugleich forderten die Regionen Reisefreiheit über die Weihnachtsfeiertage für Touristen, die einen Urlaub in Berggebieten gebucht haben.

„Wir fordern eine Kompromisslösung, um eine komplette Schließung der Berggemeinden zu verhindern. Auf dem Spiel steht das Überleben der Regionen, ihrer Arbeitnehmer und einer Wirtschaftsbranche, die 20 Milliarden Euro Umsatz generiert“, hieß es im Brief.

Alle oder keiner

Der ehemalige EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani, Spitzenpolitiker der oppositionellen Forza Italia, urgierte einen gesamteuropäischen Beschluss in Sachen Winterurlaub. „Das Problem des Skitourismus ist nicht eine italienische, sondern eine europäische Angelegenheit. Entweder alle Skipisten sind offen, oder alle sind geschlossen. Das Virus kennt keine Grenzen“, so Tajani.

Die italienische Regierung will erst nach Ende der Weihnachtsfeiertage die Skipisten wieder öffnen. Sie verspricht Stützungsmaßnahmen für alle Betriebe im Wintertourismus, heute will das Kabinett die Anti-Covid-Auflagen für den Advent vorstellen. Die Schweiz hatte, wie berichtet, angekündigt, ihre Skigebiete offen halten zu wollen.

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