Kinos in frühzeitigen Winterschlaf versetzt

Lockdown 2.0.: Oö. Kinobranche zwischen Unverständnis und Pragmatismus

Corona beutelt die Kinobranche schwer: Der Kater vom Lockdown im Frühjahr war noch gar nicht richtig verdaut, da bleiben nun im Spätherbst erneut die Säle leer.
Corona beutelt die Kinobranche schwer: Der Kater vom Lockdown im Frühjahr war noch gar nicht richtig verdaut, da bleiben nun im Spätherbst erneut die Säle leer. © kozlik_mozlik - stock.adobe.com

Ungemütliches Déjà-vu: Die Kinos des ganzen Landes sind nun wieder alle seit Dienstag zumindest für einen Monat in einen frühzeitigen Winterschlaf versetzt worden. Das VOLKSBLATT hat sich bei den oö. Kinobetreibern umgehört.

Im Hollywood Megaplex in der Paschinger Plus City gilt nach wie vor Kurzarbeit für alle Mitarbeiter, sie wird jetzt bis ins Frühjahr verlängert.

Geschäftsführer Mario Hueber hofft nun, dass die versprochenen staatlichen Förderungen bald ausbezahlt werden, um das wirtschaftliche Überleben zu sichern, steht ja doch auch das Weihnachtsgeld für die Mitarbeiter an, was zusätzlich die aktuelle Situation stark belaste.

„Wir hoffen auf eine Eröffnung im Dezember“, so Hueber. Die Sorge darüber, dass der kulturelle Lockdown möglicherweise noch länger dauern könnte, lässt sich dabei im Telefonat klar heraushören. Das vergangene Halloween-Wochenende war von den Besucherzahlen her noch relativ positiv, wie Hueber erzählt. „Aber nun wird die Luft wieder für alle dünner.“

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Maßnahmen: Ruf nach mehr Differenziertheit

Auf die Frage, ob die Schließung der Kinos gerechtfertigt sei: „Das ist natürlich schwer zu beurteilen, Experten sind wir ja alle nicht. Fakt ist aber, dass es keine nachgewiesene Corona-Ansteckung in einem Kino gibt. Das gesittete, disziplinierte Verhalten der Besucher mit genügend Abstand und Maske ist eigentlich ja kein Faktor im Infektionsgeschehen“, so Hueber und kritisiert die generelle Pauschalisierung und das „In einen Topf geworfen“- Werden etwa mit großen Konzerten oder der Nachtgastronomie. Von der Politik wünscht er sich, dass „hier mehr differenziert wird“. „Ich würde mir wünschen, dass es – was Corona betrifft – bald eine langfristige Strategie gibt, die eine bessere Planbarkeit ermöglicht.“

Wolfgang Steininger, Chef der Programmkinos in Freistadt und Linz (Moviemento und City), sieht die aktuelle Situation pragmatisch: „Wenn die Unterstützung so kommt, wie sie versprochen wurde, werden wir das finanziell schaffen.“ Ob der Lockdown im Kulturbereich gerechtfertigt ist, sieht Steininger differenziert: „Einerseits ist der Besuch eines Kinos hierzulande nicht gefährlich, er gilt als sicher. Andererseits sind wir alle mitgefangen – auch die Gastronomie –, wenn sich einzelne Bürger nicht an die notwendigen Maßnahmen halten und zu höheren Infektionszahlen beitragen, sie mitverantworten.“

Auch die Mitarbeiter der Kinos in Freistadt und Linz befinden sich seit März dauerhaft in Kurzarbeit. Ein Ende ist derzeit nicht in Sicht. Für Steininger war der neuerliche Lockdown keine Überraschung und absehbar, er rechnet mit einer „sachten Öffnung“ frühestens Mitte Dezember. „Ich möchte nicht in der Haut derer sein, die das entscheiden. Man kann es nur falsch machen.“

„Werden es überleben“, aber Angst wird bleiben

Ein Ausblick bleibe schwierig, so Steininger. „Wirtschaftlich gesehen werden wir es überleben – auch dank der Hilfen der Bundesregierung. Wir haben in den vergangenen Jahren sehr sorgfältig gewirtschaftet.“ Was für die Kinos von all dem Virus-Wahnsinn neben einer beschleunigten Konkurrenz von Streaminganbietern bleiben wird: „Die Angst. Denn die ist schwer aus den Köpfen herauszubekommen“, so Steininger.

Huebers Ausblick fällt etwas zuversichtlicher aus: „Die Leute sind gierig darauf, wieder ins Kino zu gehen, die großen Blockbuster zu genießen.“ Wann das wieder der Fall sein wird, steht momentan jedoch in den Sternen. Der Kinohimmel bleibt vorerst einmal finster.

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