Meinung

von Christian Haubner

Klares Kalkül

Kommentar zur Erdogans Rundumschlag.

Mit seinem verbalen Rundumschlag und speziell seinen Verbalinjurien gegen Österreich verfolgt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine klare und einfach zu durchschauende Strategie: Um von den Problemen im eigenen Land – von denen es eine ganze Menge gibt – abzulenken, will er durch das Schaffen vermeintlicher gemeinsamer Feinde eine Geschlossenheit in den eigenen Reihen schaffen.

Dass er dabei das Bild eines Landes zu zeichnen versucht, das durch das Hissen einer Flagge der muslimischen Welt Böses wolle, soll den erhofften Solidaritätseffekt noch erhöhen.

Seriös ist das freilich nicht. Denn in der derzeitigen Eskalation im Nahen Osten geht es eben nicht um Differenzen zwischen Palästinensern im Allgemeinen und um Israel. Es geht nicht einmal vorrangig um die – übrigens zu Recht international viel kritisierte und vielfach nicht anerkannte – Siedlungspolitik Israels. Es geht darum, dass eine Terrororganisation, die die Auslöschung Israels zum Ziel hat, Raketen auf Städte abfeuert.

Das freilich verschweigt Erdogan geflissentlich – vielleicht, weil er dann ja das eigene Handeln gegenüber Kurden hinterfragen müsste oder einfach, weil es ihm nicht um die Sache, sondern um die Stärkung seiner politischen Position geht. Vermutlich wird das klare Kalkül dennoch aufgehen. Denn feine Nuancen werden einer in öffentlichen Diskussion unter Umständen wie diesen kaum wahrgenommen.

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