Klassische Moderne aus Frankreich

Orchestre de Lamoureux sorgte für Begeisterung im Linzer Brucknerhaus

Chef Adrien Perruchon dirigierte sein großartiges Orchester unspektakulär, aber effizient.
Chef Adrien Perruchon dirigierte sein großartiges Orchester unspektakulär, aber effizient. © Christian Herzenberger

Getreu dem Motto, die Aufmerksamkeit des Publikums auf musikalische Gruppenphänomene zu lenken, bot das Brucknerhaus im Konzert am Donnerstag einen vielfach facettierten Blick auf ebenso kunstvolle wie höchst unterhaltsame französische Kompositionen aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Das Pariser Orchester Lamoureux spielte Werke der Groupe des Six, einer losen Gruppierung von sechs Künstlerinnen und Künstlern, die von Jean Cocteau 1920 unter Berufung auf Eric Satie propagiert worden war; mit dem Ziel, entgegen der Dominanz des Impressionismus eine Art Neubeginn französischer Musik zu symbolisieren.

Der Abend begann mit der berühmten Programm-Musik „Pacific 231“ von Arthur Honegger, die vordergründig die Fahrt einer großen Dampflok porträtiert. In diesem originellen Tongemälde verbirgt sich freilich eine kontrapunktisch ausgeklügelte Konstruktion.

Es folgten ein Concertino für Klavier und 16 Blasinstrumente von Louis Durey und eine Ballade für Klavier und Orchester von Germaine Tailleferre. Beides gab dem Pianisten Jean-Philippe Collard reichlich Gelegenheit, mit seiner phänomenalen Anschlag-Kultur zu brillieren. Das Publikum zeigte sich spätestens nach der Ballade begeistert und erklatschte eine heitere Zugabe Collards: „Pas de Double“ von Francis Poulenc.

Nach der Pause erklang eine schwungvolle Ouverture für Orchester von Georges Auric und die vergnüglich-pointierte Ballett-Suite „Les Biches“ von Francis Poulenc, deren Erfolg den Ruhm des Schöpfers begründet hatte. Den Abschluss bildete die groteske Ballett-Pantomime „Le Boeuf sur le toit“ Darius Milhauds, die Elemente brasilianischer Folklore mit exzellenter französischer Musik verknüpft.

Der Applaus steigerte sich zu großem Jubel nach Milhauds köstlicher Collage, so dass „zum Nachtisch“ noch eine witzige Paraphrase Poulencs auf den Wiener Walzer serviert wurde. Das Orchester hatte Großes geleistet, sein Chef Adrien Perruchon unspektakulär, aber effizient dirigiert.

2 Debüts, 1 Premiere und 3 Erstaufführungen

Dem Brucknerhaus ist zur Idee und zur Tatsache zu gratulieren, dass an diesem Abend drei österreichische Erstaufführungen, eine Brucknerhaus-Premiere und zwei Brucknerhaus-Debüts stattfanden. Leider hat ein Teil des Abo-Publikums dem verdienstvollen Unternehmen durch Nicht-Erscheinen die Anerkennung versagt. Es hat Einiges versäumt!

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