Komisch reden, nicht berühren

Kabarett: BlöZinger gaben im Posthof ein verkürztes Best-of

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„Woan Sie aa daham?“ Kann man so sagen. Die Quarantäne, bekennen Robert Blöchl und Roland Penzinger, hat auch an ihnen Spuren hinterlassen. Also hocken BlöZinger am Lagerfeuer und versenken darin Briefe und Unterwäsche der Ex-Frauen. Wenigstens ist jetzt Zeit für solche Rituale.

„Vorzügliche BetrACHTungen“ heißt BlöZingers Best-Of aus bisher sieben Programmen, am Freitag im Linzer Posthof bedingt durch Corona verkürzt auf siebzig Minuten. Vor auflagengemäß reduziertem Publikum, auch die Bühnenrequisiten reduziert, aber das ist bei BlöZinger normal.

Gedämpfte Action und Improvisationen

Mit wenig Mitteln großes Kino zu erschaffen, dafür erhielten die gebürtigen Linzer zuletzt 2019 den Deutschen Kleinkunstpreis. Passend zur seltsamen Gegenwart gedämpfte Action, Blöchl und Penzinger zog es diesmal mehr Richtung absurdes Theater. Komisch genug, dass Menschen miteinander zu reden versuchen. Tragisch-komisch, wenn sie einander nicht richtig berühren dürfen.

Der Auftritt mitnichten perfekt einstudiert und mit launigen Improvisationen, auch das zeitgemäß. Eine Sessel-Nummer zum Auftakt, pantomimische Huldigung an „Nein“-„Doch“-„Oh“-Louis de Funès? Blöchl schaumgebremst, Penzinger überdreht, zu viel Zuckergesöff angeblich daran schuld. Witzige Gegensätze, ausgespielt in der Szene im Seniorenheim. Penzinger gibt den bekifften Zivi und Blöchl stolpert als Herr Franz über den Text. Penzinger springt ihm spontan bei: „Guat, er is oid.“

Groteske Dialoge, als würden BlöZinger kurz den Kopf raus und ihre Näschen in den Wind halten. Was war das, was ist das — und verschunden ist das Trompetenvirus noch länger nicht. Lässt es sich mit schwarzem Humor kaltstellen? In der Dose mit den Vanillekipferln die Asche des Vaters, wie kann man nur, andrerseits mochte er die Dinger doch so gerne.

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Lauer Sommerabend, nach kurzer Juni-Überbrückung im Posthof Abschied in die Sommerpause. Danach ungewisser Herbst. Womöglich war die „Normalität“ der Ausnahmezustand und wir wussten es bloß nicht.

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