Konservierte Leber

High-Tech macht es möglich, dass an der Innsbrucker Transplantationschirurgie ein Spenderorgan außerhalb des Körpers bis zu 40 Stunden lang aufbewahrt werden kann. Als eines der ersten Zentren weltweit wurde dort Anfang 2018 die „Metra“ in Betrieb genommen. Die große Herausforderung war nun die Umsetzung in der klinischen Routine. Diese Technologie ist auch zu Corona-Zeiten hilfreich.

Ein professionelles Team hält an der Innsbrucker Uniklinik mit Hilfe der „Metra“ eine Spenderleber bis zu 40 Stunden außerhalb des Körpers in Funktion. © MUI/Lechner

Dass der Einsatz von Maschinen, die Spenderlebern nach der Entnahme auf Körpertemperatur quasi am Leben erhalten, Vorteile bringt, wurde bereits in mehreren Studien belegt. Die große Herausforderung dabei ist aber die Alltagsroutine.

„Es klingt simpel, ist aber eine enorme Aufgabe, eine neue Technologie von der Forschung in den klinischen Alltag überzuführen“, sagt Projektleiter Benno Cardini.

Benno Cardini ©MUI/Lechner

Die „Metra“ erzeugt für die Spenderleber ein ähnliches Umfeld wie im Körper. Daher ist es möglich das Spenderorgan bis zu 40 Stunden für die spätere Transplantation aufzubewahren. Die sogenannte „ex vivo Perfusion“ erfolgt auf Körpertemperatur.

Es wird keine künstliche Flüssigkeit, sondern Blut verwendet. Dementsprechend funktioniert die Leber fast wie im menschlichen Körper. „Wir behandeln sie daher wie einen Patienten auf der Intensivstation.

Das Organ erhält Medikamente, wird laufend überwacht, Proben können entnommen werden, es wird eine Fieberkurve angelegt und die Spender- leber ist Teil der täglichen Visite“, erklärt Cardini die komplexen Vorgänge der Maschinenperfusion für Spenderlebern. Ermöglicht wird das durch das enge Zusammenspiel eines multidisziplinären Teams mit Fachkräften aus der Anästhesie, Pflege, Chirurgie, OP-Personal, Zentrallabor, Blutbank, Transplant-Koordination und Medizintechnik.

Zeitgewinn ermöglicht Covid-19-Testung

Stefan Schneeberger ©MUI/Lechner

Das Lebertransplantationsprogramm kann trotz der Covid-19-Pandemie und dem Bedarf an intensivmedizinischen Plätzen weitergeführt werden. Auch hierbei bewährt sich die „Metra“. „Uns verschafft der Einsatz des Gerätes viel mehr Zeit. In unserer Studie können wir zeigen, dass mit dem entsprechenden Monitoring-Programm bis zu 40 Stunden zwischen der Entnahme und der Transplantation der Leber vergehen können“, schildert der Leiter der Innsbrucker Transplantationschirurgie, Stefan Schneeberger.

Dies ermöglicht auch, einen potenziellen Spender sowie das Organ auf eine Covid-19-Infektion testen zu lassen. „Nur bei einem negativen Test ist es möglich, den lebensrettenden, aber auch schwerwiegenden Eingriff durchzuführen. Ohne diese Gewissheit könnte die Operation nicht stattfinden“, so Schneeberger. Bei einer klassischen Kühlung ohne diese Technologie sollte das Organ innerhalb von zehn Stunden transplantiert werden.

Die Innsbrucker Uniklinik verfügt mittlerweile über drei Maschinen, eine davon ausschließlich für Schulungs- und Forschungszwecke. „Wir haben uns damit zum führenden Ausbildungszentrum für diese Technologie weltweit etabliert“, erläutert Schneeberger. Das Gerät wurde von der britischen Firma OrganOx entwickelt. Einer der Entwickler, der Direktor des Transplantationszentrums der Uni Oxford, Peter Friend, arbeitet eng mit den Spezialisten in Innsbruck zusammen.

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