Meinung

von Manfred Maurer

Krieg kann passieren

Kommentar zu Putins Macht-Spiele.

Wladimir Putin tut nichts, er will nur—mit dem Feuer — spielen. Der Kremlchef will keinen Krieg, auch wenn die Ukraine das angesichts russischer Truppen an seiner Grenze so sehen mag.

Russland errichtet „nur“ eine Drohkulisse zur Absicherung der De-Facto-Annexion der abtrünnigen ukrainischen Gebiete Luhansk und Donezk. Sie soll zum einen die Führung in Kiew von Rückeroberungsgelüsten abhalten, zum anderen den Westen davon, sich Putins Plänen allzu offensiv in den Weg zu stellen.

Denn wie die 2014 annektierte Krim wird auch diese ostukrainische Region heim in Putins Reich geholt.

Vielleicht gelingt US-Präsident Biden heute im Videochat mit Putin eine Entspannung. Sie wird jedoch nur eine vorübergehende sein. Denn der Konflikt hat eine weitere Dimension: Von der Ukraine droht ebenso wie von Weißrussland ein Überspringen des demokratischen Funkens auf Russland.

Etablieren sich in Kiew und in Minsk erfolgreiche, am Westen orientierte Modelle, bedeuten diese per se eine Bedrohung für Putins neosowjetische Autokratie. Er wird daher in der Region weiter Unruhe stiften, um ihr die Basis für Stabilität und Wohlstand zu entziehen. Einen offenen Krieg oder gar eine direkte militärische Konfrontation mit dem Westen will er dabei sicher vermeiden. Aber wer zündelt, nimmt in Kauf, dass ein Krieg passiert. So unbeabsichtigt, wie der Erste Weltkrieg.

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