50 Cent pro Tag und Haushalt: Der ORF erklärt seinen Public Value

Seit 1. Jänner wird der ORF von allen Haushalten dieses Landes unabhängig von den Empfangsgeräten in den eigenen vier Wänden finanziert. Rund 50 Cent erhält das Medienhaus pro Tag und Haushalt und muss dafür seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllen. Mit dem Public-Value-Bericht dokumentiert der ORF alljährlich, wie er das bewerkstelligt – heuer anhand von 50 Fragen und Antworten. Der Bericht ist auf https://zukunft.orf.at/ abrufbar.

Leistungen des ORF

„Wir, die Qualitätsmedien, fördern den öffentlichen Dialog und bekämpfen Polarisierung, um die Teilhabe aller Gesellschaftsschichten sicherzustellen und die Vielfalt abzubilden. Angesichts dieser Herausforderungen ist ein starker österreichischer Rundfunk für das Land und die Gesundheit seiner Demokratie entscheidend“, wurde ORF-Generaldirektor Roland Weißmann in einer Aussendung zitiert. Auf über 100 Seiten geben zahlreiche Personen Auskunft über die Leistungen des ORF. Online wird der Bericht um wissenschaftliche Texte, Videostatements und Interviews ergänzt – etwa mit den „ZiB 2“-Moderatoren Armin Wolf und Margit Laufer, die zur Unabhängigkeit des ORF befragt wurden, oder auch Raffaela Schaidreiter, die beantwortet, was ORF-Korrespondenten eigentlich den ganzen Tag lang machen.

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„Das Österreichische soll erkennbar sein“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen beantwortet in einem Video, warum es einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk braucht. Oft sei unklar, woher Informationen kommen. Daher sei es angesichts einer unüberschaubaren Vielzahl an Nachrichten umso wichtiger, dass es einen österreichischen Rundfunk gebe, der Österreich gehört, für alle in Österreich lebenden Menschen da sei und niemanden ausschließe. Dabei sei auch die Sprache entscheidend. „Ich wünsche mir, dass man das Österreichische erkennt und wir nicht das norddeutsche Hochdeutsch kopieren“, sagt er. Als wichtig erachtet der Bundespräsident, dass der ORF langfristig finanziell abgesichert ist. Vor einer Finanzierung aus dem Bundesbudget mit regelmäßigen Verhandlungen über die Höhe warnt er. So könne der ORF seine Unabhängigkeit auf Dauer nicht wahren, meint Van der Bellen.

Auch die Fragen „Warum überlasst der ORF die Unterhaltung nicht dem kommerziellen TV?“ und „Laufen im ORF zu viele Krimis?“ werden erörtert. Mit Bezug auf letztere werden die „sehr guten Quoten“ der diversen Krimi-Formate ins Treffen geführt. Auch lassen sich „bei kaum einem anderen Genre anspruchsvolle und gesellschaftsrelevante Themen so gut verpacken“. Insgesamt fließen jährlich 100 Millionen Euro des ORF-Budgets in die Filmwirtschaft. Ob es das wert ist? „Der ORF ist durch seine Investitionen ein sehr wesentlicher Wirtschaftsfaktor, jedenfalls aber der größte Identitätsstifter des Landes“, meint ORF-TV-Chefproducer Michael Krön.

Umfassende Alltagsbegleitung

Mit „Was ist an Ö3 öffentlich-rechtlich?“ wird auch eine Frage gestellt, die von so manchem privaten Mitbewerber immer wieder aufgeworfen wird. Die wenig überraschende Antwort von Ö3-Chef Michael Pauser: „Alles“. „Ö3 steht mit seiner umfassenden Alltagsbegleitung und Grundversorgung mit Information, Service, Kultur, Emotion und Unterhaltung markant für den öffentlich-rechtlichen Auftrag (…) – gerade auch, weil Ö3 Menschen erreicht, die sonst für den ORF nicht mehr leicht erreichbar sind“, so Pauser.

Auf Augenhöhe

Die Präsentation des Public-Value-Berichts erfolgte im Rahmen eines ORF-„DialogForums“. Dabei merkte ORF-Chefredakteurin Gabriele Waldner an, dass man das Publikum auf Augenhöhe informieren wolle. In der Vergangenheit sei man manchmal zu sehr von oben herab vorgegangen. „Wir sind mittlerweile auf einem guten Weg, können aber noch besser werden“, so Waldner. Auch in puncto Unterhaltung sei Augenhöhe essenziell, sagte „ZiB Zack Mini“- und „Die große Chance“-Moderatorin Fanny Stapf: „Unterhaltung funktioniert nur, ohne sich über jemanden lustig zu machen.“

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