Alles Käse im Linzer Musiktheater

George Gershwins Musical „Strike up the Band“ feiert gelungene Premiere

Die Amerikaner und der Krieg, wie so oft geht es um Ruhm und Ehre, diesmal aber nicht um Territorialansprüche, sondern einfach nur um des Käses Bart. Der reiche, geldgierige Käsefabrikant Horace J. Fletcher, mitreißend dargestellt von Karsten Kenzel, zettelt mit Unterstützung des korrupten US-Präsidentensprechers Colonel Homes, bestens und fies gespielt von Max Niemeyer, einen selbst finanzierten Krieg gegen den Zwergkonkurrenten Österreich an, der Einspruch gegen amerikanische Strafzölle auf Käseimporte erhoben hat.

Aus diesem nichtigen Anlass heraus entwickelt sich ein flirrend satirisch buntes Kriegs-Spektakel, das schon in den 1930er Jahren am Broadway nach anfänglichen Startschwierigkeiten große Erfolge feiern konnte, damals mit der Schweiz als Kriegsgegner und das George Gershwin sozusagen als Fingerübung für das nachfolgende Hitmusical „Porgy und Bess“ diente.

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Frei nach dem Zitat von Marc Twain „Gott schuf den Krieg, damit Amerikaner Geografie lernen“ legte Gershwin „Strike up the Band“ als gesellschaftskritische Satire an, in der keine Kriegspartei ungeschoren davon kommt.

In der flotten Linzer Neuinszenierung hat Matthias Davids konsequent noch ein Schäufelchen nachgelegt und lässt die Amerikaner mit aktuellen politischen Querverweisen als neoliberalistische Ausbeuter und Kriegstreiber auftreten, während die Österreicher keine Gelegenheit verabsäumen selbst den Krieg noch touristisch zu vermarkten und Tickets sowie Eintrittsgelder für die Kriegsschauplätze einkassieren, so dass einem das Lachen beinahe im Hals stecken bleibt.

Das selbstironisch schräge Geschehen wird musikalisch noch getoppt von einer großartigen Leistung des Bruckner Orchesters unter der Leitung von Tom Bitterlich. Schon vergangenen Donnerstag virtuos mit Beethoven im Brucknerhaus unterwegs, beweisen die Musiker hier erneut ihr vielfältiges Können.

Besonders die Bläserfraktion, die zentral auf der Bühne mitten im Geschehen musiziert und mit einer swingenden Interpretation von Gershwins berühmten Musicalmelodien hervor sticht. Allen voran der Titelsong von „Strike up the Band“, den Lukas Sandmann als Fletchers Vorarbeiter Timothy Harper mitsamt dem Chor des Landestheaters gleichsam wie eine amerikanische Hymne kraftvoll und patriotisch zum Besten gibt.

Oder die hinreißende Valerie Luksch in der Rolle von Fletchers Tochter Joan mit dem umjubelten Song „Der Mann für mich“, besser bekannt als „The Man I love“, einem Welthit unter anderem interpretiert von der großen Ella Fitzgerald. Ihr zur Seite in weiteren Hauptrollen Gernot Romic als kritischer Journalist Jim Townsend und eine charmant witzige Daniela Dett, die als Erzählerin durch das Stück führt.

Dieses besticht auch durch seine fantasievollen Kostüme von Richard Stockinger, der etwa die US-Soldaten in umwerfend komisch grünen Tarnanzügen aussehen lässt wie das Animal aus der Muppet-Show, während das humorvoll animierte zweidimensionale Bühnenbild von Aleksander Kaplun im Hintergrund ebenfalls gekonnt zur Selbstironie der Linzer Neuinszenierung beiträgt.

Langanhaltender Beifall des Publikums bei der Premiere beweist, dass diese jüngste Musicalproduktion keineswegs billiger Käse der Güteklasse B ist.

Von Barbara Duftschmid

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