„Als würde man von einer langen Reise wiederkommen“

In Linz ist sie mit Theater in Berührung gekommen und zur „Jederfrau“ würde sie auch Ja sagen

Neo-Buhlschaft Valerie Pachner
Neo-Buhlschaft Valerie Pachner © APA/Gindl

Valerie Pachner, 35, aus Bad Schallerbach wird — wie berichtet — 2023 bei den Salzburger Festspielen die Buhlschaft geben. Die in Berlin lebende Schauspielerin, die vor allem durch ihre beeindruckenden Darstellungen in Filmen, etwa als Franziska Jägerstätter in Terrence Malicks „Ein verborgenes Leben“, bekannt ist, sprach mit dem VOLKSBLATT über die neue Herausforderung.

VOLKSBLATT: Jetzt ist Ihre neue Rolle ja offiziell. Haben Sie schon viele Glückwünsche aus Ihrer oberösterreichischen Heimat bekommen?

VALERIE PACHNER: Ja, mich haben schon sehr viele Nachrichten aus Oberösterreich erreicht, und das das freut mich auch sehr.

Ihre Präsentation in Wien hat schon einen Vorgeschmack auf den Trubel rund um die Buhlschaft gegeben. Sind Sie jemand, der das mag — so im Mittelpunkt stehen?

Nicht unbedingt. Für mich persönlich stehen die Arbeit und das Spielen im Vordergrund. Das ist mir das Wichtigere. Das andere gehört dazu.

In einem früheren Interview haben Sie gesagt, als Teenagerin wollten Sie unbedingt weg, das Theater war eine Möglichkeit. Was waren Ihre ersten Erfahrungen als Zuseherin im Theater?

Tatsächlich am Theater Phönix in Linz. Da habe ich viel gesehen in meiner Jugend. Generell habe ich mir viel angeschaut in Linz, auch am Landestheater. Und dann war es schon viel auch das Selberspielen, was ich so als Fluchtmöglichkeit gesehen habe.

Wenn das damals die Flucht war, ist das jetzt so ein bisschen heimkommen?

Ich würde es gar nicht so als heimkommen sehen, sondern eher, als eine Art Besuch, nicht so sehr ein zurück oder heim, sondern als würde man von einer langen Reise wiederkommen, fast so eine Wiederkehr.

Erstmals spielt beim „Jedermann“ in Salzburg mit Ihnen die Besetzung der Buhlschaft auch den Tod. Wie gehen diese beiden Rollen für Sie zusammen?

Die sind für mich insofern interessant, weil sie zwei unterschiedliche Pole sind: Die Buhlschaft, die für die Liebe, das Lebendige, das Leben steht. Und der Tod ist die Abwesenheit von all diesen Dingen. Von daher gibt es da eine Verbindung, die ich sehr spannend finde. In Bezug auf den „Jedermann“ finde ich es spannend, einerseits die Liebschaft, das Love Interest, zu sein und andererseits mit dem Tod eine Antagonistin zu spielen. Das ist quasi eine andere Ebene, auf der diese beiden Rollen verbunden sind, obwohl sie ganz unterschiedlich sind.

Und Sie bekommen mehr Text dadurch und haben als Buhlschaft einmal viel zu sagen …

(lacht) Ja, genau.

Manche haben damit gerechnet, dass 2023 das Jahr sein wird, wo es eine „Jederfrau“ geben wird. Hätte Sie das auch gereizt?

Ja, bestimmt!

Wenn in zwei, drei Jahren jemand kommen würde, und Sie fragt …

Ja, da wäre ich dabei. Das würde ich schon sagen, dass ich da dabei wäre!

Stefanie Reinsperger und Verena Altenberger haben mir gesagt, dass sie nicht damit gerechnet hatten, wie brutal teilweise die Reaktionen im Netz waren, dass sie von Kopf bis Fuß beurteilt wurden. Wie wappnen Sie sich dafür oder kann man das überhaupt?

Ich weiß nicht, ob man das kann. Wenn man es noch nicht erfahren hat, weiß man das nicht. Dass meine Vorgängerinnen so viele Erfahrungen gemacht haben, das hilft mir natürlich irgendwo. Ich habe auch Stefanie Reinspergers Buch gekauft und gelesen. Und das ist natürlich ungeheuerlich, was da passiert, und auch so merkwürdig. Da kommt halt das Patriachat schon noch sehr stark durch, und das ist fast schauerlich.

Den beiden ist attestiert worden, dass sie eine sehr selbstbewusste Wahrnehmung der Buhlschaft ermöglicht haben. Wollen Sie da mit Ihrer Interpretationen ansetzen?

Im Sinne davon, dass die Buhlschaft eine selbstbestimmte Frau ist, auf jeden Fall.

Muss das Filmen pausieren, oder geht sich noch was zwischendurch aus?

Das geht sich aus. Ich muss natürlich den Sommer pausieren, Juni, Juli, August sind geblockt wegen Salzburg, und dann wird es ein bisschen dicht, aber wir werden schauen, was sich alles rundherum ausgeht. Es sind ein paar Projekte geplant, über die ich noch nicht sprechen kann, internationale und nationale.

Mit VALERIE PACHNER sprach Mariella Moshammer

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