Anton Bruckner, frisch gebrannt

Gmundner Keramik: Traditionshandwerk trifft auf zeitgenössische Kunst

Bruckners von Rosi Steinbach
Bruckners von Rosi Steinbach © Michael Maritsch

Bruckner einmal anders, nämlich grün. Die Farbe hat eine der Keramikbüsten, die Rosi Steinbach vom berühmten oö. Komponisten angefertigt hat. Dazu noch die eine oder andere kleinere Brucknerbüste und eine große, die darauf wartet, gebrannt zu werden.

„Damit haben wir im Jubiläumsjahr 2024 noch das eine oder andere vor“, so Landes-Kultur-Chef Alfred Weidinger bei der Präsentation der neuen Academy of Ceramics Gmunden samt ersten Arbeiten.

Inspirierender Austausch

Vor einem Monat haben sechs Keramikkünstler im Rahmen der Kooperation von Gmundner Keramik und des Artist in Residence Programms der OÖ Landes-Kultur GmbH (OÖ AIR) in der Manufaktur ihr Atelier auf Zeit bezogen. Künftig will man jedes Jahr Kunstschaffende einladen, drei Monate lang hier zu arbeiten und hat damit in der kurzer Zeit schon sehr gute Erfahrungen gemacht: „Der Austausch mit den Künstlern ist sehr befruchtend und inspirierend“, so Gmundner Keramik-Prokurist Alexander Köck. Dass der Traditionsbetrieb mit Künstlern zusammenarbeitet, ist nicht neu. Vor rund 100 Jahren kooperierte man mit den Wiener Werkstätten, in den 1960ern gründete man mit Gudrun Baudisch die Gruppe H.

Im Rahmen einer Ausstellung in der Kunstwerkstatt der Gmundner Keramik (Eintritt frei) werden nun bis 15. September neu entstehende künstlerische Arbeiten gezeigt. Zur „Entspannung von Bruckner zwischendurch“ hat Rosi Steinbach, die selbst eine kleine Keramikmanufaktur in Leipzig betreibt, unglaublich detailgetreu einen Bisonkopf und eine Flechte gestaltet. Die Auseinandersetzung mit Natur und Mensch ist in ihrem Werk zentral. Ben Orkin aus Kapstadt ließ sich für seine großen konischen Objekte auch vom kürzlich verstorbenen oö. Keramikkünstler Franz Josef Altenburg inspirieren. Und von der Umgebung: Eines hat die Farbe von Traunseewasser, ein anderes jene des Fuschlsees.

Zwei ukrainische Künstlerinnen setzen sich mit dem Thema Krieg auseinander: Julia Beliaeva nutzt dabei moderne Technologien wie 3D-Prints und traditionelle Techniken: Die Installation „Social Meditation“ zeigt schwarze Figuren, die um einen Feuerring sitzen, Pistolen gegenseitig aufeinander richtend in Händen. Aus Resten von im Ukraine-Krieg zerbombten Häusern in Kiew entstehen Kacheln, mit denen Beliaeva große Objekte gestaltet, die an die Zerstörung erinnern. Maria Kulikovska hat Teller aquarellartig bemalt und setzt sich mit dem Körper und Kriegserlebnissen auseinander. Sie ist schon 2014 nach der Annexion der Krim durch die Russen geflüchtet und arbeitet gerade an einem Tisch aus keramischen Körperteilen.

Teller von und für Afrika

Wie gelungen man ein Hilfs- und ein Kunstprojekt miteinander verbinden kann, zeigen weitere Objekte in der Schau. Der Eigner von Gmundner Keramik, Markus Friesacher, hat sich mit Alfred Weidinger nach Namibia aufgemacht, um die unterdrückte, in großer Armut lebende Bevölkerungsgruppe der San, die in ein abgelegenes Gebiet in der Kalahari ausgesiedelt wurden, zu unterstützen. Und dabei neben Lebensmitteln unter anderem auch einen Brennofen mitgenommen: In Workshops von San gestaltete Teller wurden vor Ort gleich gebrannt. Die farbenfrohen, abstrakten Motive zieren eine limitierte Afrika-Keramik-Edition.

Von Melanie Wagenhofer

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