Anton Bruckners Musik geht unter die Haut

Bruckner Orchester gibt in Südkorea mit der 5. Sinfonie des Namensgebers erste Visitenkarte ab

Werbung für Bruckner und Poschner in Südkorea und Markus Poschner im Kreise seiner Musiker nach dem ersten Konzert in Seoul.
Werbung für Bruckner und Poschner in Südkorea und Markus Poschner im Kreise seiner Musiker nach dem ersten Konzert in Seoul. © BOL, Stepanek

Das Bruckner Orchester gastierte am Mittwochabend erstmals in Südkorea und gab mit Anton Bruckners 5. Sinfonie seine musikalische Visitenkarte ab.

Einen Tag gab es, um den Jetlag zu verarbeiten, und schon ist vollste Konzentration und höchste Leistung gefragt. Dass sie es können, wissen sie: fast jeder der Musiker des Bruckner Orchesters hat von Kindesbeinen an auf seinem Instrument trainiert, oft bereits in jungen Jahren stundenlang und später ganz sicher.

Zunächst mit dem Ziel, die Aufnahmeprüfung an einer der großen Musikausbildungsstätten zu schaffen, danach, um einen der begehrten Plätze im Orchester zu erlangen. Doch wie in allen Berufen lässt es sich auch hier auf seinen Lorbeeren nicht ausruhen, eher das Gegenteil ist der Fall.

Das Niveau will gehalten werden und anders als bei Sportlern, denen man körperlichen Verschleiß zugesteht, sollen Musiker Höchstleistungen erbringen bis zu ihrer Pensionierung. Körperliche Probleme sind Alltag, doch auch der nervliche Druck kann zusetzen.

Konzerte im Ausland stellen für die Musiker gleichzeitig eine schöne Herausforderung und eine zusätzliche Belastung dar, viele Faktoren sorgen für Unsicherheit wie im Fall des Konzerts in Seoul.

Zeitverschiebung, Klima, Akustik, Corona?

Wird die Konzentration trotz Zeitverschiebung halten? Wie werden die empfindlichen Rohre der Rohrblasinstrumente auf das andere Klima reagieren, wie die in Seoul angemieteten Instrumente (Kontrabässe und Pauken) zu spielen sein? Welche Akustik ist zu erwarten? Wie groß wird der Andrang sein — auch aufgrund von Corona? Fragen über Fragen, die erst in der Saalprobe, später im Konzert beantwortet werden.

Der Akustikfrage lässt sich hier wohl gelassen gegenüber stehen — die Konzerthalle des Seoul Art Center war die erste in Südkorea, die ausschließlich für Konzerte gebaut wurde. Schon die Einspielprobe gibt einen Vorgeschmack auf das Konzert: die Musik Anton Bruckners geht unter die Haut. Der Saal hält, was er verspricht.

Die Befürchtung der Blechbläser, es könnte zu hart klingen, bewahrheitet sich im Konzert nicht. All die erprobten Nuancen kommen zur Geltung, das leiseste pizzicato ist hörbar und wunderbare Kantilenen der Streicher, ohne Mühe können die Holzbläser ihre Soli auf einem samtenen Streicherteppich ausbreiten, das Blech klingt strahlend, majestätisch und weich. Rund 1200 Personen, darunter viele Junge, lauschen gebannt dem Konzert, kein Hüstler ist zu hören.

Mitten in die Herzen der Südkoreaner

Es ist eine besondere Visitenkarte, die das Bruckner Orchester hier abgibt und es spielt sich damit in die Herzen des Publikums. Die Gesichter sind hinter den Masken versteckt, aber minutenlanger Applaus, laute Bravorufe und Standing Ovations zeugen von dessen Begeisterung. Kaum eine Musik ist Oberösterreich so nahe wie die Anton Bruckners und wohl kein anderes Orchester ist Bruckner so nahe wie das Bruckner Orchester, das mit seiner Musik auch Oberösterreich in die Welt hinausträgt.

In einer Welt, die geprägt ist von Unsicherheiten, Katastrophen und Krieg, vermag die Musik ein anderes Bild zu zeichnen, Emotionen und Hoffnungen zu wecken. So vermittelt sie auch ein Bild unseres Landes — als Land, das einsteht für Frieden und gegen Gewalt. Danke Bruckner, danke Bruckner Orchester, danke Markus Poschner.

Von Catrin Stepanek aus Südkorea

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