„Asche” ohne Flammen mischt Linzer Kunstschickeria auf

Regisseurin Elena Wolff übt sich in Kritik am Patriarchat

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Eine poppige Kunstweltsatire mit lautstarker Kritik am Patriarchat und der Kulturszene sollte es werden. Doch Elena Wolffs Spielfilm „Asche“, der Samstagabend bei der Diagonale in Graz Premiere gefeiert hat, lässt einen mit episodisch erzählten Geschichten aus dem Leben junger Linzer Künstlerinnen und Künstler dann doch etwas ratlos zurück. Kritische Töne werden am Ende von lautstarken, teils schwer nachvollziehbaren Wendungen in Vampirmanier abgelöst.

Es ist eine ganz und gar künstliche Welt, in die Regisseurin und Hauptdarstellerin Wolff ihr Publikum führt: Die Linzer Kunstschickeria, eine Bubble aus Drogenexzessen und sinnbefreiter Über-Kunst-Laberei. Mittendrin stehen drei Liebespaare und ein Außenseiter, deren Geschichten von toxischer Männlichkeit, Musen, zerbrechenden Beziehungen und strafbaren Sexualpräferenzen erzählen. Die Hintergründe bleiben dabei aber meist im Schatten, die Handlung gleitet zunehmend in Absurdität ab.

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Dabei flackern aber immer wieder auch Lichtblicke auf, die an Wolffs ersten Film „Para:dies“ aus dem Jahr 2022 erinnern, der ebenfalls auf der Diagonale seine Premiere gefeiert hatte. Kluge, beinahe ikonische Sätze zeichnen Wolffs Dialoge aus. So sagt Außenseiter Jakob (Schauspieler Nils Svenja Thomas überzeugte als vermeintlicher Psychopath) zu seinem Schwarm, der schönen „Lulu“, gespielt von Wolff, was für ihn im Leben übrigbleibt: Er dürfe nur „vom Gehsteig picken, was die Brad Pitts fallen lassen“. Oder wenn der völlig überbewertete Kunstfotograf Simeon (wunderbar als Arschloch von Thomas Schubert dargestellt) zu der Einsicht kommt: „Es ist weitaus erträglicher schlecht zu sein, wenn man der Einzige ist, der es weiß.“

Doch schon im nächsten Moment werden tiefsinnige Worte von brachialem Rausch überdeckt. Es fällt durchwegs schwer, sich im Film festzuhalten. Gerade am Schluss, wenn die Lebens- und Liebesgeschichten der Protagonisten ihre Wendungen nehmen, entgleiten die Möglichkeiten der Identifikation oder zumindest der Nachvollziehbarkeit – Stichwort Nekrophilie.

Nach der Premiere des Independentstreifens offenbarte Wolff, dass „Asche“ ursprünglich ein Theaterstück war, das sie mit 23 Jahren geschrieben hat, „das merkt man teilweise“, sagte sie. Ihre Grundidee war, dass alle Figuren ein Mensch sind und auch austauschbar seien. Der Titel rühre vom Plan, dass am Ende alles in Flammen stehen sollte, doch „dafür fehlte das Geld“, so Wolff. Applaus gab es für den Soundtrack, der sich wie ein gutsitzender Mantel über die Szenen legte – mit dabei Apollo Sissi mit „Kokain“.

Von Ingrid Kornberger

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