„Auf Zweig kann man sich besinnen“

Fritz Karl eröffnet die Salzkammergut Festwochen und setzt auf Bildung

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Der Schriftsteller Stefan Zweig steht im Mittelpunkt der heurigen Eröffnung der Salzkammergut Festwochen Gmunden am 22. Juni. Neben dem Ensemble der Festwochen, das Werke von Hugo Wolf, Franz Schubert und Dmitri Schostakowitsch spielt, liest der aus Traunkirchen stammende Schauspieler Fritz Karl aus Werken Zweigs.

Am 1. Oktober ist er mit seiner Partnerin Elena Uhlig und dem Programm „Beziehungsstatus: erledigt“ im Toscana Kongresshaus zu Gast.

VOLKSBLATT: Was verbindet Sie mit Stefan Zweig?

FRITZ KARL: Ich bin mit Stefan Zweig in Kontakt gekommen bei zwei anderen Lesungen, da habe ich Romane gelesen, „Brennendes Geheimnis“ und „Ungeduld des Herzens“. Er ist einfach ein ganz genauer Beschreiber innerer, seelischer Zustände. Die Sprache hat oft auch einen unglaublichen Humor. Das ist schon sehr beeindruckend. Es gibt natürlich, wie bei jeden Autor, Texte, die sperrig sind, die sich schwer entschlüsseln lassen, aber je länger man sich mit so einem Genie beschäftigt, desto mehr entdeckt man. Und Zweig hat ja ein unglaubliches Werk hinterlassen. Ich habe jetzt von ihm „Magellan“ gelesen, und das ist einfach großartig. In vielen Dingen liefert er Bildung auf höchst amüsante, großartig literarische Art.

Ihre Lesung am 22. Juni ist auch Teil der Kulturhauptstadt 2024. In Bezug auf die haben Sie einmal erwähnt, Sie hoffen, sie wende sich der Zukunft zu. Wo ist Zweig zukunftsweisend?

Ich weiß nicht, ob man Zweig als Visionär sehen kann … Ich würde sagen, wir leben ja gerade in einer Zeit, wo Allgemeinwissen, Bildung ausgelagert wird. Wenn ich mit jungen Menschen zu tun habe, und da spreche ich von meinen pubertierenden Söhnen bis zu jungen Kollegen, mit denen ich arbeite, merke ich, dass es hier eine Allgemeinbildung gibt, die erschreckend gering ist. Und warum ist das so? Weil die Bildung ausgelagert ist. Ich habe neulich mit meinem Sohn ein Gespräch geführt, es ging und ein Längenmaß, und er hat das Handy rausgeholt und nachgesehen. Und ich habe zu ihm gesagt: Weiß du das nicht? Und er meinte: Das muss ich doch nicht wissen, ich kann doch nachschauen.

Und da ist Zweig jemand, der großartig Bildung überliefert. Das Wegweisende ist, ob man nicht einfach wieder einmal dagegenwirken soll. Allgemeinbildung wirklich zu besitzen, also im Kopf zu haben, ist doch ein unglaubliches Gut. Es macht etwas mit den Menschen, ein Buch zu lesen, Dinge zu wissen, Zusammenhänge zu wissen. Die große Gefahr, in die wir laufen, mit Fake News usw., ist, dass die heutige Generation nicht mehr gewohnt ist, sich Sachen zu erlesen, oder sie von mehreren Seiten anzusehen. Zweig ist für mich jemand, auf den man sich wieder besinnen kann, der mit seinen Betrachtungen weiterbringt.

Ein ganz anderes Thema behandelt Ihr Abend mit Elena Uhlig …

Das ist ein großer Bogen, der spannt sich von Liebe bis Ehe und dem Scheitern der Ehe. Viele kennen uns ja von diesen Instagram-Geschichten und von YouTube und daraus ist das schon zum Teil entstanden. Es ist keine klassische Lesung, wir lesen natürlich Tucholsky, Nöstlinger, Kästner, das ist alles dabei. Es ist aber alles sehr szenisch und spontan, und wir wissen am Anfang von so einer Reise nie, wo sie hingeht. Es gibt Leute, die haben schon vier oder fünf Vorstellungen gesehen, weil es ist ja immer wieder ein bisschen anders.

Apropos Ihre Auftritte auf Instagram. Wie finden Ihre Kinder die?

Durchwachsen! Es gibt Sachen, die gefallen ihnen, andere finden sie zum Fremdschämen. Das Problem, das sie wirklich haben, ist, dass etliche Follower von der Uhlig ihre Klassenkameradinnen und -kameraden sind.

Kürzlich waren Sie mit Elena Uhlig in einem ORF-„Landkrimi“ gemeinsam zu sehen. Drehen Sie gerne mit Ihrer Frau, oder kennt man sich da manchmal sogar zu gut?

Nein, gar nicht. Wir machen das eigentlich wahnsinnig gerne, weil wir sehr gut miteinander spielen können. Das merkt man ja auch bei diesen Improvisationen auf Instagram, das funktioniert wunderbar. Man wird nur relativ selten als Paar besetzt.

Sind Komödien eigentlich Ihr liebstes Fach?

Ich spiele ja kaum Komödien. Es werden relativ wenige gemacht und gerade in Deutschland ist alles sehr krimilastig. Dass da überhaupt noch Menschen durch die Gegend gehen, bei dem, was da geschossen wird (lacht). Ich drehe aber jetzt gerade eine Komödie in Köln.

Können Sie schon etwas darüber verraten?

Das heißt „ÜberVäter“ und ist eine Vater-Sohn-Geschichte. Der Vater, schon ein bisschen älter, also ich, der Sohn so 23, 24 — die werden beide Väter und machen, weil sie sich nicht gut verstehen, ein Vater-Sohn-Seminar mitten im Wald. Und es ist total schräg und läuft völlig aus dem Ruder. Wir werden etwa von Wildschweinen gejagt und springen in den See. Das haben wir gerade gedreht. Wir sind auch fast ertrunken, weil das Wasser so kalt war. Da vier Stunden drinnen zu sein, das war nicht lustig. Hoffentlich wird der Film dann lustiger (lacht).

Freuen Sie sich auf die Auftritte in der Heimat?

Ich spiele dort irrsinnig gerne, habe schon früher Lesungen im Stadttheater Gmunden gemacht. Die Eröffnung der Festwochen mache ich zum ersten Mal, und es freut mich sehr, dass ich gefragt wurde. Es ist ja auch eine große Ehre, vergangenes Jahr hat der Herr Brandauer das gemacht.

Vermissen Sie das Leben am Traunsee schon?

Ich war acht, neun Jahre da, bevor ich wieder weg bin. Ich bin auch jetzt noch ständiger Gast, sicher alle zwei Monate bin ich hier. Ich lebe jetzt in München, und das ist ja nur ein Katzensprung. Wenn man Wehmut hat, kann man sich ins Auto setzen.

Mit FRITZ KARL sprach Mariella Moshammer

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