Aufgewärmt schmeckt nur ein Gulasch gut

Der „Linz Blick“ im Nordico ist kaum ein neuer

Der Grottenbahn-Zwerg, ein guter alter Bekannter
Der Grottenbahn-Zwerg, ein guter alter Bekannter © Norbert Artner

50 Jahre ist das Linzer Stadtmuseum Nordico heuer alt und die zweite der neuen Dauerausstellungen wirkt, als hätten die Kuratoren Andrea Bina (Nordico-Leiterin) und Lisa Schmidt bereits früher Gezeigtes unter dem Thema „Linz Blick — Die Stadt im Fokus“ zusammengetragen. Jedenfalls ist fast alles aus den eigenen Beständen.

Und da hätte man bei insgesamt 120.000 Objekten — dem „Schatz des Hauses“, wie Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer betonte — eigentlich aus dem Vollen schöpfen können. So wird Altbekanntes angerissen, spannende neue Einsichten ergeben sich nicht.

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Gleich zwei Räume widmen sich Linz geografisch, das dafür in Mitte, Süden, Industriegebiet, Donau und Linzer Berge eingeteilt und die Gegenden mit Fotos, Daten, Videos, Alltagsgegenständen (Keli, PEZ und Co.) und Gemälden dokumentiert werden. Da finden sich dann tatsächlich Schätze, etwa von Arnulf Rainer oder Oskar Kokoschka. Es folgen Architekturmodelle von einst und jetzt, von bestehenden und aus dem Stadtbild verschwundenen Gebäuden (Wollzeugfabrik).

Weiter geht es mit allem, was typisch für Linz ist: die schöne Linzerin, Zwerg und Souvenirs aus der Grottenbahn, Urfahraner Markt und Büsten und Porträts von Großen, die hier einmal Halt gemacht haben (Beethoven, Mozart). Eine Wand mit Kunst von Frauen zu bestücken, bot sich praktisch nach der Schau „What the Fem?“ an.

Nicht fehlen darf ein Blick auf die Nazi-Vergangenheit: Neben der Aphrodite, einst ein Geschenk Hitlers an die Stadt, widmet sich ein Raum mit Objekten wie einer Österreich-Fahne, die mit aufgesticktem Hakenkreuz umfunktioniert wurde, dem Erinnern. Elisabeth Kramer und Simon Hipfl haben für ihre Arbeit „Feld“ 11.000 Postkarten gestapelt, jede steht für eine Hitlerbau-Wohnung in Linz, alle erbaut von Fremd- und Zwangsarbeitern.

Neu ist die Ausstellungsarchitektur, eine Art Rohrsystem, und im Veranstaltungssaal ein wirklich lohnender Blick auf eine großartige Stuckdecke. Die digitale Welt ist jetzt auch im Nordico eingezogen, via QR-Code taucht man mit Linz Augmented im Haus tiefer in Objekte und Themen ein, die App führt auch an spannende Orte der Stadt außerhalb des Museums und des Mainstream.

Ok, vielleicht ist so eine nostalgische Gesamtsicht ja angebracht anlässlich des Jubiläums. Die Ausstellung eignet sich aber wohl eher für Linz-Besucher. Den Linzern kann man so kaum neue Perspektiven eröffnen.

Von Melanie Wagenhofer

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