Bad Haller Operetten-Wunder mit Lehárs „Land des Lächelns“

Thomas Kerbls chinesisches Flair menschlicher Gefühle triumphiert

Franz Suhrada und die chinesischen Damen © Harald Fuchs

Am Samstag wird im Stadttheater Bad Hall Franz Lehárs „Land des Lächelns“ im Rahmen der Operettenfestspiele in der textlichen Neufassung von Intendant Thomas Kerbl seine durchaus als sensationell zu beurteilende Premiere erleben. Das VOLKSBLATT war bei der Generalprobe mit dabei.

Chinesische Tradition fließt vor allem über die Bühnenbilder und Kostüme ein, jedoch auch über die Musik. Eine Sensation im Detail: Die Besetzung der chinesischen Figuren Lehárs erfolgt durch Landsleute, die zum Teil auch ihr Studium in Wien absolviert haben, wie etwa Sou Chong Yichi Xu und sein Kollege Mario Xiacke Hu.

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Reduktion, die auf Schau-Effekte verzichtet

Kerbl bearbeitete die originalen Texte von Viktor Leon, Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda insofern um, als er auf einen Vergleich zu den tragischen Opern „Madame Butterfly“ und „Turandot“ von Giacomo Puccini abstellt und eine nahezu brutale Reduktion des Handlungsablaufes bietet, der ausschließlich auf menschlichen Gefühlen und keineswegs auf Schau-Effekten basiert.

Das kurze und tiefsinnige Ergebnis wurde in Bad Hall mit freundlicher Zustimmung des einigermaßen überraschten Publikums bedacht. Es konzentriert sich in Text und Ausführung auf jene Kontakte, die Menschen verschiedener Kulturkreise und Traditionen früher wie heute erleben und zur Kenntnis nehmen müssen.

Dabei spielten das ebenso einfache, an bescheidener optischer Schönheit kaum zu übertreffende Bühnenbild von Gottfried Angerer, die symbolhaft akzentuierte Choreografie von Damian Alberti Cortes und die gleichsam als Originale zu wertenden Kostüme von Susanne Kerbl eine entscheidende Rolle.

Bezüglich der Besetzung arbeitet Kerbl mit einem Trick: Alle in der Operette vorkommenden chinesischen Partien sind mit Chinesen besetzt. In China sind dann aus Wien – wie auch im Original – nur Lisa und der Diplomat Gustav von Pottenstein. Eine Neuerung gibt es trotzdem: Aus Wien darf Diener Franz (dargestellt von Franz Suhrada) Lisa begleiten, der jedoch offensichtlich als falscher Obereunuch am Hofe in Peking kaum Fuß fassen kann.

Optimale Leistungen

Die Sänger-Darsteller bieten in der von der Regie erzwungenen Reduktion ihrer an sich bedeutenderen Wirkungsmöglichkeiten optimale Leistungen, wobei vor allem die musikalischen Hits, nicht nur der Tauber-Schlager, an Substanz und Ton-Schönheit gewinnen. Angelika Brandner als Lisa und Yichi Xu als Sou Chong führen uns musikalisch direkt in die systembedingt menschliche Katastrophe … Dazu kommt als Solist in Wien Gerald Giedenbauer als eher stolzer, denn besorgter Vater der ihn verlassenden Lisa.

Im Mittelpunkt steht natürlich der Allrounder Kerbl, der am Donnerstagabend auch noch die Leitung des Orchesters übernehmen musste oder durfte. Als künftige Dirigenten werden Walter Rescheneder und Matthias Achleitner im Einsatz sein.

Von Ingo Rickl

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