Musik ohne Druck, dafür mit Freude an der Sache: Bei der Salzburger Rockband Please Madame heißt es auf dem vierten Album nicht nur dem Titel nach „Easy Tiger“. Das Quartett hat sich nach schwierigen Coronajahren auf seine Stärken verlassen, ohne neue Wege zu scheuen. „Wir haben zunächst ausgelotet, wie eine Band nach so einem großen Einschnitt in unserer aller Leben funktioniert“, erklärte Sänger Dominik Wendl. Das Erfolgsrezept: Freundschaft.
„Wir machen einfach gerne Musik zusammen“, nickt Wendl im APA-Gespräch. „Wir sind gute Freunde und haben das große Glück, dass wir uns auch auf einer künstlerischen Ebene verstehen.“ Und das schon seit weit mehr als zehn Jahren, wobei das Debüt „Escape the Nest“ 2015 erschienen ist. In der Zeit seitdem hat sich Please Madame durch die Lande gespielt, war auf großen Festivals ebenso vertreten wie als Support für namhafte Acts wie Foals oder Hurts unterwegs. Den eigenen Sound, eine eingängige Mischung aus tanzbarem Indie und poppigen Melodien, hat man in den 13 neuen Stücken nochmals verfeinert.
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Geholfen habe, dass man ganz ergebnisoffen in die Arbeit gehen konnte. „Wir haben diesmal bewusst zunächst nur Songs geschrieben. So lange es braucht, braucht es auch“, erklärte Drummer Niklas Mayr. „Wir machen einfach, ohne die Deadline, ohne das Datum.“ Zudem habe die Erfahrung der vergangenen Jahre den Musikern ermöglicht, „out of the box“ zu denken, wie Bassist Martin Pöheim ergänzte. „Natürlich hast du mit der Zeit deinen Weg, wie du Songs schreibst und wie Dinge funktionieren. Du bist eingespielt, was gut ist. Aber diesmal haben wir uns auch entschieden, mit vielen anderen Leuten zu arbeiten.“
Darunter waren etwa Singer-Songwriterin Violetta Parisini, Sänger Dominic Muhrer oder Gitarrist und Produzent Oliver Varga. Sie alle hätten neue Inputs und neue Blickwinkel geliefert. „Diese Frage ist ja auch menschlich: Ist der Weg, den wir uns über die letzten zehn Jahre überlegt haben, der richtige?“, sprach Wendl verschiedene Überlegungen an. „Sollen wir etwas anders machen? Probieren wir es doch, vielleicht tut uns das gut!“ So sei es auch gewesen, wobei eine andere Erkenntnis ebenfalls hilfreich war: „Alle kochen nur mit Wasser“, schmunzelt Gitarrist Laurenz Strasser. „Zudem wurden wir bestätigt, dass wir einiges eh schon richtig gemacht haben.“
Dieser Eindruck verfestigt sich beim Hören von „Easy Tiger“: Gleich der Opener „What Keeps Me Up“ besticht mit knackigem Groove und einem Ohrwurmrefrain, was auch für Songs wie „Same But Different“ gilt. Geben hier die Gitarren den Ton an, scheut Please Madame an anderer Stelle weder Synthies und elektronische Einsprengsel noch balladeske Töne, wie das sphärische „Ocean“ beweist. „Wir haben sehr viel gelernt in den letzten Jahren“, so Wendl. „Diesmal haben wir noch genauer gewusst, was wir wollten. Unsere Demos waren früher schon okay, aber jetzt hatten wir 32 Songs, die könntest du alle nehmen und rausbringen. Das ganze Ding sollte einfach modern und nach uns klingen.“
Er sei auf alle Alben stolz, dennoch sei man mittlerweile an einem Punkt der musikalischen Reise, an dem die Band wirklich gefestigt sei. „Du kannst uns nichts mehr aufzwingen“, meinte der Sänger und Gitarrist augenzwinkernd. „Was nicht heißt, dass wir nicht offen sind für gute Ratschläge und Ideen.“ Zudem hätten sich die Songwritingsessions „sehr leicht“ angefühlt, so Pöheim. Einiges sei auf einer Berghütte seines Onkels in Gaissau entstanden. „Einfach ein paar Tage wegfahren, Griller und Bierbänke aufstellen und schreiben. Da ist einfach was passiert, das das Album formt“, pflichtete Strasser bei.
Bei solchen Ausflügen verwundert es nicht, dass das Bandklima zu passen scheint – und naturgemäß wird daran auch gearbeitet. „Es hört nie auf“, stimmt Wendl zu. „Du musst immer wieder schauen, dass man sich nach den ganzen Jahren auch als Freunde sieht, nicht nur als Geschäftspartner. Eine Beziehung braucht sauviel Arbeit. Vielleicht ist die Band sogar die Beziehung, an der wir alle vier in den letzten 15 Jahren am meisten gearbeitet haben. Einfach weil es so ein großer Teil unseres Lebens ist. Stärken und Schwächen der Freunde neu einordnen, sich wieder kennenlernen, das gehört da voll dazu.“
Zum Denken regen nicht zuletzt die Texte auf „Easy Tiger“ an, die sich neben Zwischenmenschlichem auch um die Fragen drehen: Wo komme ich her, wo gehöre ich hin, und wo darf ich so sein, wie ich bin? „Diese Suche ist das, was mich, uns und ganz viele Leute am meisten beschäftigt“, erläuterte Wendl. „Heutzutage wird alles schneller, stressiger, man hat weniger Zeit für Essenzielles. Da tut uns als Band und Freunde diese konstante Auseinandersetzung mit uns selbst gut.“ Nachsatz: „Vom Finden sind wir aber natürlich noch entfernt, was auch schön ist. Das Menschsein kann ja nicht sein, dass man fertig wird. Es geht um das Suchen und nicht um das Finden. Das wird in unserer schnelllebigen Zeit oft vergessen.“ Wer all den Stress für einige Zeit vergessen möchte: Im Oktober ist die Band auf Tour und spielt u.a. in Graz, Linz, Innsbruck, Wien und Salzburg.
(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)
Please Madame auf Tour ab 3. Oktober, alle Termine unter pleasemadame.com