Besser jung und gesund als alt und reich

Raimunds Zaubermärchen „Der Bauer als Millionär“ bei den Festspielen Tillysburg

Bei den Tillysburger Festspielen lässt man das romantische Zaubermärchen einfach Märchen sein.
Bei den Tillysburger Festspielen lässt man das romantische Zaubermärchen einfach Märchen sein. © Barbara Pálffy

Ferdinand Raimunds bieder moralisches Zaubermärchen „Der Bauer als Millionär“ steht heuer auf der Bühne der Tillysburger Festspiele. Premiere im lauschigen Schlosshof bei Prachtwetter war am Donnerstag. Intendant und Regisseur Nikolaus Büchel modernisiert nicht viel, setzt kaum auf Zeitbezüge, lässt das romantische Zaubermärchen einfach Märchen sein.

Die Fee („oh it´s a Feh“) Lacrimosa alias Evelyn Engleder (als einzige mikrofoniert mit starkem Hall) schildert die Geschichte um die Bedrohung ihrer Feenkraft, die nur durch Tochter Lottchen (Elena Hückel) gelöst werden kann. Das gesamte gute Geisterpersonal tritt an, um das herzige Mädel samt Mutter zu retten.

Es agieren plausible Typen, Neid und Hass gar nicht arg böse, absolut gut hingegen Zufriedenheit und Jugend. Schlitzohrig aber lieb verwurschteln Magier schwäbelnd oder mit ungarischem Akzent (Alexander Rossi und Lisa Furtner) die Schicksale. Zum Erhalt der mütterlichen Feenkraft muss Lottchen noch vor ihrem 18. Geburtstag allem Reichtum entsagen und den armen Karl heiraten. Ihr Ziehvater Fortunatus Wurzel, hat aber einen reichen Freier für sie bestimmt. Der einst einfache Bauer gelangte durch einen Schatz zu unermesslichem Reichtum und residiert, umgeben von einem schamlosen Diener und schmarotzenden Freunden, nun in einem protzigen Stadtpalais.

Auftritt in goldener Wanne

Die Bühne betritt Karl M. Sibelius als Fortunatus Wurzel in einer goldenen Badewanne, um dann alle Register zu ziehen, von Überschwang bis zur Einkehr schwingt stets ein Hauch von Zynismus mit. Schnell vollzieht sich der Wandel des kraftstrotzenden Lebemanns zum kränkelnden Greis, wo „der Wahnsinn aus allen Knopflöchern springt“ und „Vetter Magen wie Cousine Gicht“ ihn plagen.

Nebosja Krulanovic übernimmt musikalisch die Befindlichkeiten, verstärkt Stimmungen, variiert Couplets zum opernhaften Männerquartett. Als die liebliche rosarote Jugend (Theresa Martini) den reichen Mann verlässt, erklingt süß und vertraut „Brüderlein fein“ originalgetreu in voller Länge.

Auch die Kostüme von Gera Graf erklären die allegorischen Figuren von Zufriedenheit (Michaela Schausberger), Neid (Julian Sark) und Hass (mit durchdringendem Blick Bernhard Majcen) vor der Schlosskulisse.

Nach der Pause ertönt eine Brüderlein-Variante in Moll. Neid und Hass intrigieren gegen die Zufriedenheit um das Liebesglück des Lottchens. Happy End. Gott Amor erlegt den Hass. Es siegt die Zufriedenheit, und sie führt für fast drei Stunden auch das Publikum in ihr Reich. Finale Erkenntnis „lieber jung und gesund als alt und reich“ bleibt so „no na“ wie stimmig.

Eine lebhafte heitere Raimund-Inszenierung, die keinen Zeitbezug sucht, sondern auf facettenreiches Schauspiel setzt, mit großem Ensemble, Musik und vielen hübschen Bildern im schönen Ambiente des Schlosshofes von Tillysburg.

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