Blutiges Rachedrama im musikalischen Doppelpack

Gelungene Neuinszenierung: „Cavalleria“ und „Pagliacci“ im Musiktheater

Liebe, Eifersucht, Rache und Mord, das ist der Stoff, aus dem die beiden italienischen Opernklassiker von Pietro Mascagni und Ruggero Leoncavallo gemacht sind.

In Linz hat Alexandra Liedtke nun eine Neuinszenierung der beiden Publikumsrenner auf die Bühne gestellt, die keinen internationalen Vergleich zu scheuen braucht. Hier wird große Oper gemacht, die den Interpreten auch einiges an schauspielerischer Leistung abfordert.

Hinreißende Santuzza, starker Turridu

Und so wird in „Cavalleria rusticana“ die verschmähte junge Bäuerin Santuzza, am Premierenabend hinreißend verkörpert durch die russische Sopranistin Elena Batoukova-Kerl, zum alles vernichtenden Racheengel, die ihren untreuen Liebhaber Turiddu während der Osterprozession in einem sizilianischen Dorf an den eifersüchtigen Ehemann von Lola verrät, der den Rivalen am Ende beim Duell blutig niedermetzelt.

Batoukova-Kerl verkörpert eine extrovertierte, sich dem Hass hingebende, stimmstarke und zugleich stimmschöne Santuzza und brilliert in allen Tonlagen mit ihrem dramatischen Sopran, unter anderem in der Arie „Voi lo sapete, o mamma“. Ihr gleich kam mit kraftvollem, schönen Tenorklang der Turrido von Sung-Kyu Park. Auch die kleine Partie der Lola war mit Angela Simkin gelungen besetzt, Christa Ratzenböck überzeugte in der Mutterrolle der Lucia, Adam Kim begeisterte als Alfio mit seinem ausdrucksstarken, kräftigen Bariton.

Dramatisch, düster und beklemmend komisch zugleich dann auch der zweite Teil des Opernabends mit „Pagliacci“, auch als „Der Bajazzo“ bekannt. Stark hier der Auftritt von Erica Eloff, die mit einem strahlenden Sopran und treffsicheren Höhen ihrer Edda und zugleich Colombina ein kurzes, tragisches Leben einhaucht, ehe sie von ihrem Ehemann Canio wegen Untreue erwürgt wird. Viel Beifall hier für Sung-Kyu Park, vor allem für „Vesti la giubba“, die Schlussarie vor dem ersten Akt. Der Tenor überzeugt stimmstark in der Rolle des gehörnten Bajazzo, der seinen Nebenbuhler Silvio, gesungen von Bariton Alexander York, am Ende voller Rache blutig niederstreckt.

Das düstere Geschehen wird spannend eingefügt in ein minimalistisches Bühnenbild, das Raimund Orfeo Voigt als variabel verschiebbare Simultanbühne angelegt hat, die mehrere Handlungen gleichzeitig ermöglicht — wie Parallelmontagen im Kinofilm. Su Bühler hat als Designerin dazu eine einzigartige beklemmende Ästhetik erschaffen, die mit monochrom weißen, grauen, schwarzen und roten Kostümen die morbide Atmosphäre zusätzlich gekonnt unterstreicht.

Tosender Applaus, v.a. auch für das Orchester

Tosender Applaus vom Premierenpublikum dann nach mehr als drei Stunden Operndrama im Doppelpack. Vor allem auch für das Bruckner Orchester unter der Leitung von Enrico Calesso, das das musikalischen Spiel um Liebe, Verrat und tödliche Rache nicht nur im berühmten Intermezzo musikalisch virtuos in Szene setzte.

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