Bruckner-Oper „Des Ritters Traum“ im Linzer Musiktheater

Uraufführung im Jubiläumsjahr

Wie hätte wohl eine Oper von Anton Bruckner geklungen, wenn er jemals eine geschrieben hätte? Dieser Frage ging man im Linzer Musiktheater anlässlich des Bruckner-Jubiläumsjahres nach und verfasste im Sinne des oberösterreichischen Masterminds kurzerhand ein fiktives Werk mit dem Titel „Des Ritters Traum“, das aus der Feder des Komponisten hätte stammen können.

Ausschnitte aus Sinfonien als Grundlage

Chefdramaturg Christoph Blitt schrieb dafür ein wildromantisches Libretto und erarbeitete gemeinsam mit dem musikalischen Leiter Benedikt Ofner und Mitgliedern des Opernstudios den Gesang und die Musik für Klavierfassung. Als Grundlage dienten Ausschnitte aus Bruckner-Sinfonien, die kantable Stellen aufweisen und sich als Opernmelodien eignen.

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So entstand eine im Mittelalter angesiedelte dramatische Handlung, die vom wackeren Ritter Medwin und seinen Abenteuern erzählt, als dieser nächtens von einer eingekerkerten Jungfrau im weißen Gewande träumt, sich unsterblich in sie verliebt und aufbricht, um die geliebte Unbekannte zu erretten, in der er seine ideale Ehefrau gefunden zu haben glaubt.

Auf der Suche nach der idealen Beziehung

Blitt hat für die Oper in drei Aufzügen Anleihe bei Anton Bruckners Lebensgeschichte genommen, der zeit seines Lebens als mehr oder weniger gesellschaftlicher Außenseiter auf der Suche nach der idealen Beziehung war. „Auch er wollte einmal ankommen und den Status eines Sonderlings ablegen“, wie Intendant Hermann Schneider im Vorgespräch zur Premiere hervorhob. Als Sohn eines Landschullehrers erreichte er nie den gesellschaftlichen Status des Großbürgertums und dürfte sich auch deswegen nicht mit elitären Opernkompositionen beschäftigt haben, obwohl Richard Wagner damals ein von ihm sehr verehrter Komponist war.  Nicht zuletzt wegen seiner tiefen Religiosität, die ihm ein unerschütterliches Gottesvertrauen ermöglichte, schien er auf das Komponieren von dramatischer Opernmusik keinen Wert zu legen. „Stattdessen verlegte er sich auf ein episch sinfonisches Schaffen, ohne protagonistische Einzelschicksale kompositorisch zu beleuchten, wie das in der Welt der Oper üblich sei“, so Schneider weiter.

Überzeugend gelungen

Der Reiz von „Des Ritters Traum“ war es nun, musikalisch auszuloten, wie eine Bruckner-Oper hätte sein können. Die Urfassung im Rahmen der Reihe „Oper am Klavier“ macht das möglich und ist überdies im Bruckner’schen Sinne sehr überzeugend gelungen. Christoph Blitt gibt als Erzähler die spannende Handlung des knapp eine Stunde lang dauernden Werks vor, in dem es um tapfere Ritter, edle Jungfrauen und geheimnisvolle Spukgeschichten geht.

Mitglieder des Opernstudios überzeugen

Die dafür komponierten Arien und Duette wurden von den Mitgliedern des Opernstudios stimmlich ausdrucksstark und virtuos vorgetragen, allen voran Sopranistin Saskia Maas als die „weiße Frau“ Ermengarde von Bliedenthal und Bass Felix Lodel in einer Doppelrolle als Kern, Edler zu Cosmann und als Wendell Bettelhauser, Medwins Diener.

Als Grundlagen für deren Gesangsstücke dienten etwa der Beginn des 2. Satzes aus Bruckners Sinfonie Nr. 6, der in der Szene der Ermengarde  „Ach, was gleicht dem Leiden“ verarbeitet wurde, oder die Auftrittsarie der Reichsgräfin Adelaide, „So geh‘ tapf’res Recklein“, leidenschaftlich gesungen von Mezzosopran Zuzana Petrasovà, in der das Scherzo aus Bruckners 1. Sinfonie anklingt.

Bruckner hätte seine Freude damit gehabt

Alles in allem also eine gelungene Opernproduktion im kleinen Rahmen in der Blackbox des Musiktheaters, in die viel Recherche, Arbeitsaufwand und Herzblut investiert wurden. Viel Applaus und Begeisterung gab es von Seiten des Premierenpublikums für eine Opern-Uraufführung, mit der Anton Bruckner auf alle Fälle seine Freude gehabt hätte.

Von Barbara Duftschmid

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