Brucknerspezialist und Anwalt zeitgenössischer Komponisten

Dennis Russel Davies, bis 2017 Chefdirigent des Brucknerhauses, feiert 80. Geburtstag

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Dennis Russell Davies vereint viele Berufe und Berufungen in sich. Am 16. April 1944 in den USA geboren, studierte er Klavier und Dirigieren in New York. Er begann in den USA als Chefdirigent des Saint Paul Chamber Orchestras und des American Composers Orchestra, kam nach Deutschland an die Opernhäuser in Stuttgart und Bonn, zum Stuttgarter Kammerorchester, leitete das Sinfonieorchester Basel, und das RSO Wien.

Von 1997-2012 unterrichtete er Dirigieren am Mozarteum Salzburg, dirigierte selbst Opern von den Bayreuther und Salzburger Festspielen bis zur Met in New York und leitete weltweit an großen Häusern in Summe mehr als 140 Inszenierungen mit den namhaftesten Bühnenregisseuren der Welt. Ehrenzeichen, Medaillen und Titel (Generalmusikdirektor) säumen seinen Weg. Er ist verheiratet mit der Pianistin Maki Namekawa und Vater von sechs Kindern.

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Chefdirigent des Brucknerorchesters.

Ab 2002 leitet und prägt Dennis Russel Davies fünfzehn Jahre das Brucknerorchester. Die Errichtung eines neuen Musiktheaters lag anfangs noch in schier unerreichbarer Ferne. Der experimentierfreudige Programmgestalter installiert zu Beginn seiner Tätigkeit das Musikvermittlungsprogramm „move.on“ und vervierfacht so die Anzahl der Konzerte für Kinder und Jugendliche. In Zusammenarbeit mit der Bruckneruni gründet und entwickelt er die nachhaltige „Orchester Akademie“, für herausragende Musiktalente ein Sprungbrett zu hochkarätigen Klangkörpern.

Das kulturelle Jahrhundertereignis

Der längst dienende Chefdirigent gestaltet mit dem Brucknerorchester DAS kulturelle Jahrhundertereignis Oberösterreichs — die Eröffnung des Musiktheaters. Zum Anlass vergrößerte er das Bruckner-Orchester um 20 Positionen auf 130 Musikerinnen und Musiker, das damit zum zweitgrößten Klangkörper Österreichs (nach den Wiener Philharmonikern) anwuchs.

Im neuen Musiktheater setzte Dennis Russel Davies langgehegte Wunschträume des Brucknerorchesters in Szene. Wagners „Ring des Nibelungen“ erregte international Aufsehen, wie auch die Richard Strauss Opern „Rosenkavalier“ und „Salome“. Das internationale Renommee der Linzer Oper prosperierte mit einem Repertoire von „Zauberflöte“ bis zur Welturaufführung der Oper „Spuren der Verirrten“ von Davies´ musikalischem Wegbegleiter Philip Glass.

Mit Glass entstand auch das Auftragswerk zur Kulturhauptstadt Linz 09 „Kepler“, das nicht nur in Linz Zuschauerrekorde brach, sondern auch in New York für ausverkaufte Vorstellungen sorgte.

Seine innovative Energie beschränkte Davies aber nicht nur auf musikalische Höhenflüge. Unter seiner Ägide wurde die Verwaltung reorganisiert, die Öffentlichkeitsarbeit auf neue Beine gestellt, und als persönliches Anliegen setzte er eine Anhebung der Künstlerlöhne durch.

Zur Chefsache erklärte er vor allem die Forcierung zeitgenössischer Musik. Zeit seines Lebens pflegt er die Zusammenarbeit mit Komponisten wie Philip Glass, Arvo Pärt, oder Kurt Schwertsik. Im Besonderen aber engagiert er sich für die oberösterreichischen Komponisten Fridolin Dallinger, Franz Kropfreiter, Balduin Sulzer oder Simone Zauner und Peter Androsch, mit denen er Opern oder neue Musikformate als vielbeachtete Uraufführungen auf die Bühne brachte.

Dass darüber hinaus die gesamte Bandbreite des Repertoires zu pflegen war, erachtet er heute wie damals als selbstverständlich. So standen auf dem Programm etwa das symphonische Spätwerk Haydns und Mozarts, sowie Mahler, sämtliche Sinfonien Beethovens, und selbstverständlich immer wieder Bruckner. Als Brucknerspezialist spielte er erstmals mit dem Orchester alle Sinfonien in allen Fassungen ein.

Chef- und Gastdirigent großer Orchester

Der Nimmermüde wurde 2018 Chefdirigent der Filharmonie Brno, seit 2020 leitet er das MDR-Sinfonieorchester. Als Gastdirigent luden in den letzten Jahren große Orchester in den USA (Chicago, Philadelphia, San Francisco, Boston, (New York und Cleveland) und Europa (u.a. Gewandhausorchester, wo man befindet: „der reife Amerikaner erweist sich als der derzeit wahrscheinlich beste denkbare Dirigent für dieses Orchester“), wie vielleicht auch die Berliner Philharmoniker, Filarmonica della Scala, Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino oder die philharmonischen Orchester in München und Hamburg nach den Gastdirigaten.

Höhepunkte der Spielzeit 23/24 sind unter anderem die Leitung der Produktion „Aus einem Totenhaus“ bei der Ruhrtriennale, Auftritte mit der Filharmonie Brno in Wien und Grafenegg sowie Gastdirigate bei den Hamburger Philharmonikern und im Teatro La Fenice in Venedig.

Geburtstagsfeier in Linz am 21. April im AEC

Zur Feier seines runden Geburtstags lädt Dennis Russel Davies am 21. April, um 11 Uhr sowie 17 Uhr, zum Benefizkonzert zugunsten der Krebsforschung ins Ars Electronica Center. Gemeinsam mit seiner Frau Maki Namekawa steht eine Vielzahl von Stücken von bekannten Komponisten wie Smetana, John Cage, Laurie Anderson, Philip Glass, Arvo Pärt und Mozart auf dem Programm.

Die eineinhalbstündige Aufführung begleiten künstlerische Echtzeit-Visualisierungen von Cori O’Lan. Der Erlös kommt dem Projekt „Hodgkin Long Term Survivorship“ am Ordensklinikum Linz zugute. Am 9. Juni ist er mit „Bruckner meets Kancheli“ im Leipziger Gewandhaus zu erleben.

Von Eva Hammer

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