Bühne am Dom: Pfeifen, zwitschern, tirilieren

Nikolaus Habjan
Nikolaus Habjan © APA/Hans Punz

Ein Pfeifkonzert auf der „Bühne am Dom“ am Domplatz Linz! Der 34-jährige Puppenspieler, Regisseur, Schauspieler, Universalkünstler Nikolaus Habjan wurde — nein, nicht ausgepfiffen, sondern nach einiger Skepsis bejubelt für sein gepfiffenes Konzert „Ich pfeif auf die Oper“.

Er bringt einen verschütteten Schatz unserer Kultur wieder zum Glänzen. Wie seinen Puppen gibt er auch Opern eine besondere Stimme, stellt sie in neue Zusammenhänge, tut ungeahnte Perspektiven auf.

Gleich zu Beginn sagt er höchste Töne an, Haydns Andante Cantabile. Stark verringert sich die Skepsis, ob mit Pfeifen ein ganzer Konzertabend zu bestreiten sei. Kunstpfeifen, eine virtuose Kunst, erlebte im 19. Jahrhundert eine Blüte, verebbte zu Heurigen- und Variete-Unterhaltung.

Fast konkurrenzlos führt nun Nikolaus Habjan diese extraordinäre musikalische Kunst in dieses Jahrtausend mit seinem Spezialfach Opernarien. Wo sonst Sopranstimmen Liebe und Leidenschaft besingen, pfeift es zuweilen überscharf in den Konturen, schneidend wie eine singende Säge.

Aus jeder Faser des Körpers strömt Luft zu den gespitzten Lippen. Wer alle Assoziationen zum gemeinen Pfeifen hintanstellt, erkennt etwa in den Arien des Cherubino aus einem um Nuancen geänderten Tonvolumen und noch klareren Ansätzen, den Reifungsprozess der Opernfigur.

Heiter und leicht, fröhlich und sehr persönlich klingen die großen Arien bei Habjan. Grenzen des Luftvolumens setzt Florestan aus Beethovens Fidelio. Pfiffiger denn je dafür seine Adele aus der Fledermaus. Nach der Pause folgt aus gegebenem Anlass eine Arie aus Händels „Corona“.

In höchsten Tönen trillert die Puppe Olympia aus Hoffmanns Erzählungen. Ines Schüttengruber am Klavier bildet eine untrennbar feinfühlige Einheit mit Habjan. Wie Habjan Opernliteratur pfeifend interpretiert, Seele und feine Pointierung in den Vortrag legt, fasziniert. Großer Beifall! Eva Hammer

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