Causa Kerschbaum: Das neue Gesicht des Brucknerhauses stellt sich vor

Der kaufmännische Leiter Rene Esterbauer im Gespräch: „Ich schätze mich als vielseitige Person ein, aber Singen ist keine meiner Stärken“

René Esterbauer
René Esterbauer © Rita Newman

René Esterbauer (Jg. 1984) stammt aus dem Innviertel, war Motorsportler und studierte an der Fachhochschule in Kufstein Sport-, Kultur- und Veranstaltungsmanagement. Im März ist er als neuer kaufmännischer Geschäftsführer der LIVA angetreten. Mit der Freistellung des künstlerischen Leiters Dietmar Kerschbaum und Esterbauers Vorgängers Rainer Stadler nach zahlreichen bekannt gewordenen Vorwürfen am vergangenen Freitag kommen nun unerwartete Aufgaben auf ihn zu: Esterbauer soll vorläufig das „Gesicht des Brucknerhauses nach außen“ sein, wie der Linzer Bürgermeister Klaus Luger es ausgedrückt hat, und am kommenden Wochenende auch durch die Veranstaltungen zum 50-Jahr-Jubiläum des Hauses führen.

VOLKSBLATT: Wie war Ihr Einsteig trotz schwieriger Zeiten? Wie weit konnten Sie sich bisher schon mit Ihren Aufgaben als kaufmännischer Geschäftsführer vertraut machen?

ESTERBAUER: Prinzipiell bin ich gerade noch in der Einarbeitungsphase und das ist definitiv jetzt eine herausfordernde Zeit für mich und das gesamte Team. Es ist sicher keine alltägliche Situation, aber ich denke, das kann man eh nur gemeinsam schaffen. Ich versuche einfach, den Überblick zu behalten und einen kühlen Kopf zu bewahren und mich auf die nächsten Schritte zu fokussieren.

Ich mache das, was ich zu erledigen habe, und versuche gemeinsam mit dem Team, das große Expertise hat, die Aufgaben zu lösen. Vor allem haben wir jetzt am Wochenende durch 50 Jahre Brucknerhaus ein großes Jubiläum und da will ich mich natürlich mit dem Team weiter vorbereiten.

Wie geht es Ihnen damit, jetzt das „Gesicht des Brucknerhauses nach außen“ zu sein?

Ich bin gerne das neue Gesicht, da möchte ich mich auch beim Aufsichtsrat und dessen Vorsitzendem für das Vertrauen bedanken. Ich gehe an diese Aufgabe mit Respekt und großer Freude heran und stelle mich gerne auf diese neue Herausforderung bei den Jubiläumsveranstaltungen ein.

Und auf die Bühne?

Wir sind gerade dabei, Adaptierungen zum Ablauf vorzunehmen, im Moment sind wir beim Umschichten und Umplanen von den Abläufen. Es ist definitiv geplant, dass ich einen Part einnehmen werde.

Singen werden Sie aber wahrscheinlich nicht?

Ich schätze mich als sehr vielseitige Person ein, aber Singen ist auf keinen Fall eine Stärke von mir. Nach jetzigem Stand werde ich Begrüßungsworte an die Besucherinnen und Besucher richten, weitere Details müssen wir jetzt noch ausarbeiten.

Hilft Ihnen da Ihre sportliche Vergangenheit, da haben Sie auch gute Nerven gebraucht, oder?

Sport war generell eine Lebensschule für mich, die Themen Ausdauer, Disziplin, Motivation, Zielsetzung, Teamfähigkeit, das sind sicher Stärken, die ich mir da angeeignet habe. Meine Vielseitigkeit wird jetzt gerade eingefordert.

Wirkt sich die Freistellung von Herrn Stadler erschwerend aus?

Jein, prinzipiell war ja so geplant, dass in den ersten zwei Wochen eine Übergabe stattfindet, und Herr Dr. Stadler dann seinen Resturlaub abbaut. Am Ende des Monats wäre er ja ohnehin in Pension gegangen, das hat jetzt keine großen Auswirkungen auf die Einarbeitung. Er hat mich sehr gut gebrieft.

Sind die Vorwürfe rund um Dietmar Kerschbaum eine zusätzliche Belastung für Sie?

Ich konzentriere mich prinzipiell aufs Wesentliche, über gewisse Vorwürfe, da will ich nix weiter dazu sagen. Da sind Prüfungen eingeleitet und es gibt Kontrollmechanismen, um für Aufklärung zu sorgen.

Wie ist die Stimmung im Brucknerhaus unter den Mitarbeitern aktuell?

So etwas ist sicher eine Herausforderung, gerade in einem Jubiläumsjahr, aber ich habe ein gutes Gefühl. Wir schauen gemeinsam nach vorne, nehmen diese Challenges an und entwickeln uns weiter.

Welche Änderungen planen Sie, etwa auch in Bezug auf die geforderte Transparenz im Haus?

Das wäre ohnehin mein Ziel gewesen. Die Prüfungen werden von mir voll unterstützt, dann gibt es sicher mehr Wissen darüber und die Ergebnisse werden wir dann auch umsetzen und Missstände, wenn es die geben sollte, bereinigen.

Es hieß von mancher Seite, Ihnen fehle die Erfahrung im kulturellen Bereich. Was entgegnen Sie diesen Kritikern?

Kritiker wird es immer geben, das ist auch ok so.

Welche Interessen haben Sie persönlich im kulturellen Bereich?

Interessen sind auf jeden Fall vorhanden, sonst hätte ich mich nicht beworben für die LIVA und die kombiniert ja Sport und Kultur in einem Haus. Das ist für mich eine super Kombination und eine tolle Herausforderung. Privat höre ich Musik quer durch die Bank von Klassik bis Rock, von Pop bis elektronische Musik ist alles dabei.

Interview: Melanie Wagenhofer

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