Christoph Luser, ein Kommissar mit einem dunklen Geheimnis

Der Schauspieler über seine Rolle im ORF-Landkrimi und seine Rollen im nächsten „Jedermann“

Geheimnisvoll: Christoph Luser als Ermittler Rafael Dorner
Geheimnisvoll: Christoph Luser als Ermittler Rafael Dorner © ORF

Der gebürtige Grazer Christoph Luser (43) und die Wienerin Salka Weber (35) sind nach Manuel Rubey und Stefanie Reinsperger das neue, ziemlich schräge Ermittlerduo im Salzburger Landkrimi des ORF. Unter der Regie von Arash T. und Arman T. Riahi ermitteln die beiden am Dienstag, 30. Jänner (20.15 Uhr) in der Folge „Dunkle Wasser“ zum ersten Mal auf ORF 1.

Luser, der bereits auf vielen Bühnen großer Theater von Hamburg bis zur Wiener Burg stand, zahlreiche Preise eingeheimst hat und in vielen Filmen und im TV („Der Knochenmann“, „Der Pass“) zu sehen war, über seinen Ermittler, das Unkonventionelle an diesem Krimi und sein Engagement bei den Salzburger Festspielen.

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Wie hat das alles bei Ihnen mit der Schauspielerei begonnen?

Ich habe als Achtjähriger das erste Mal im Theater im Keller in einem sehr ernsthaften Stück ein Kind gespielt – mein erster Schritt in diese Richtung. Ich bin immer wieder dort aufgetreten, bis ich mich dann mit 16 – ich hatte ein bissl Schwierigkeiten in der Schule, weil ich ständig Theater gespielt habe – an der Schauspielschule beworben und diese dann in Graz absolviert. Für mich gab es keine Alternative.

Wie ging es Ihnen mit der Ermittlerrolle?

So Kommissare zu spielen, ist immer eine Herausforderung, weil man das natürlich wahnsinnig gut kennt. Unsere Fernsehlandschaft ist voll mit Krimis. Und da etwas zu entwickeln, was heraussticht, das man nicht schon gesehen hat und das sich nicht nur an Klischees bedient, ist die eigentliche Herausforderung gewesen.

Das Drehbuch hier war sehr gut und die Biografie von diesem Kommissar sehr einzigartig, weil der so eine wahnsinnige Hintergrundgeschichte hat. Man hat viel Zeit, den Zustand zu sehen, in dem er sich befindet, das fand ich total spannend.

Was macht den Landkrimi so besonders, so unkonventionell?

Das Format Landkrimi ist qualitativ hochwertig, seit Jahren etabliert. Man traut sich da mehr, lädt Regisseure wie die Riahi-Brüder ein, die in diesem Genre gar nicht so zuhause sind, und die haben natürlich einen ganz anderen Blick auf die Sache und versuchen, das anders zu erzählen. Beim Landkrimi weiß man, da kann man etwas anderes erwarten und das Publikum ist bereit, seine Sehgewohnheiten ein bisschen zu ändern.

Sie spielen häufig vom Leben gebeutelte Charaktere. Wie haben Sie Ihren Kommissar Dorner angelegt, der in Mattsee, dem Ort, in dem er aufgewachsen ist, den Mord an einer 17-Jährigen aufklären soll?

Hintergründig, weil die Figur ein großes Geheimnis hat. Dorner muss verdeckt ermitteln, auch der Kollegin gegenüber, sein Geheimnis, das nur er kennt, darf natürlich nicht ans Licht kommen. Er muss auf mehreren Ebenen verdeckt agieren, und das ist das Spannende an der Figur, dass man ihr Geheimnis zeigt.

Dorner ist ein guter Freund der Mutter der Ermordeten, kennt jeden im Ort. Hätte er im echten Leben als Kommissar nicht eigentlich als befangen gegolten?

Ja, irgendwie schon, aber er versucht trotzdem dann, sich das nicht anmerken zu lassen, überspielt die Nähe zu dieser Frau. Dorner vertuscht Dinge, die ihn in die Nähe des Mordopfers bringen könnten, insofern könnte er eigentlich als befangen gelten. Aber er ist recht geschickt darin, das zu unterdrücken bzw. sich das nicht anmerken zu lassen und so funktioniert es eine Zeitlang. Man hat eh ein Auge auf ihn, aber er ist auch einfach ein guter Ermittler.

Kannten Sie und Salka Weber sich bereits?

Nein, aber wir haben uns gleich verliebt (lacht). Die Zusammenarbeit war super, weil wir uns einig waren, das so zu machen, dass es stimmig ist. Es ist nie so, dass man ein Buch in die Hand bekommt und das 1:1 von den Dialogen her so umsetzen kann. Man arbeitet eigentlich immer noch während dem Dreh weiter daran.

Die Figur von Salka ist ein genialer Widerpart zu Ihrer Figur.

Die war im Drehbuch auch ein bisschen naiver, das ist sie gar nicht mehr. Sie ist nicht mehr diese kleine Ermittlerin, die dem coolen Typen an die Seite gestellt wird und ein bissl auf ihn aufpassen muss. Sie entwickelt ein völlig eigenes Profil und lässt sich nicht von der Dunkelheit, die die Figur von dem Dorner umgibt, abschrecken. Das ist viel spannender, wenn man im Zentrum zwei Figuren hat, die sich aneinander reiben.

Welche Rolle spielen die Gegend und die Musik? Das alles hat irgendwie auch so einen Retro-Charme.

Die Gegend ist deswegen gut, weil sie noch nicht abgegriffen ist für so einen Landkrimi. Salzburg kennt man aus 100 anderen Filmen. Diese Mattsee-Ecke hat man noch nicht so bespielt, eine recht spannende Gegend, die sehr merkwürdig ist und irgendwie auch ein bisschen zwischen den Welten.

Die Musik hat im Drehbuch schon eine große Rolle gespielt, da stand drin, was Dorner genau für Musik hört. Ich habe mich bei der Beschäftigung mit der Figur immer wieder mit den Songs befasst bzw. die dann auch beim Lernen dazu gehört. Mit Musik kann man im Film sehr viel erzählen und gestalten.

Im Film wird angedeutet, dass so mancher rund um den Mattsee die Basis für seinen heutigen Wohlstand in der Nazi-Zeit gelegt haben könnte.

Die ganze Gegend hat eben diese Belastung und diese Geschichte, was man gar nicht so gewusst hat. Mattsee hat auch sehr früh mit judenfreier Sommerfrische geworben. Ein dunkles Kapitel, dessen Aufarbeitung erst relativ spät stattgefunden hat. Die Geschichte spielt eine Rolle in dem Ort, ich finde es gut, dass man das anklingen lässt. Auch Dorner macht eine Entdeckung, die mit der Vergangenheit zu tun hat. Es ist unheimlich vielschichtig, weil er mit seiner Biografie, seiner ganzen Familie, seinem ganzen Leben da völlig mit drinhängt.

Ihnen zur Seite standen viele prominente Kollegen wie Erwin Steinhauer und Fritz Karl, besonders originell Thomas Mraz als Kleinkrimineller.

Es ist immer eine totale Bereicherung, mit solchen Kollegen zu spielen. Das sind totale Profis, jeder Einzelne ist daran interessiert, das Beste draus zu machen. Es ist wichtig, dass so starke Charaktere, auch wenn es nur kleinere Figuren sind, stark besetzt sind.

Ist eine Fortsetzung der Landkrimi-Reihe mit Ihnen geplant?

Man will eine Fortsetzung, das ist klar, aber wann und wie, da muss man dann schauen.

Im Sommer sind Sie bei den Salzburger Festspiele im „Jedermann“ als Guter Gsell und Teufel. Was bedeutet dieses Engagement für Sie?

Für mich ist das ein sehr erfreuliche Angelegenheit, vor allem, weil ich zwei Rollen spielen kann, die miteinander verbunden sind in gewisser Weise, also der Gute Geselle, der am Anfang auftritt, in Kombination mit dem Teufel ist das sehr besonders. Ich habe mit 17 oder 18 einmal in der Tischgesellschaft gespielt als Student, insofern ist es nicht das erste Mal, dass ich in Salzburg mit dabei bin. Seit damals verfolge ich das natürlich jedes Jahr, habe damals schon Feuer gefangen, und es ist immer ein Traum gewesen, irgendwann einmal wieder dabei zu sein.

Würden Sie auch gern den Jedermann spielen?

Ich kenne keinen Schauspieler, der das nicht spielen wollen würde. Eine interessante Figur und eine herausragende Bedeutung in Österreich, das ist höchst interessant.

Woran arbeiten Sie sonst gerade?

Ich drehe bis zum Sommer die Serie „Vienna Game 1814“ für Disney+, da geht’s um den Wiener Kongress. Eine sehr große Produktion, in der ich eine ganz schöne Rolle spiele. Und im Sommer kommt dann eh die Vorbereitung für den „Jedermann“.

Interview: Melanie Wagenhofer

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