Das Kino ist wieder da — in Pink

Wie eine Puppe (und die Atombombe) einen Besucherrekord brachten

Regisseurin Greta Gerwig (l) mit ihren Darstellern Margot Robbie und Ryan Gosling bei den Dreharbeiten von „Barbie“.
Regisseurin Greta Gerwig (l) mit ihren Darstellern Margot Robbie und Ryan Gosling bei den Dreharbeiten von „Barbie“. © Warner Bros./Dale Robinette

Der Film widerspreche „den Werten des Glaubens und der Moral“. Mit dieser Begründung verbannte der libanesische Kulturminister den Film „Barbie“von Greta Gerwig aus den Kinos. In Kuwait flog er auch raus, ebenso in Algerien und Katar.

Die europäischen Kinos hingegen freuen sich über den quitschigen und schlauen Streifen, der in Österreich seit 21. Juli auf den Leinwänden zu sehen ist. „Ausverkauft“ lautete bei vielen Vorstellungen die Auskunft für spontane Kinogeher. Bei „Barbie“ ist er wie beim samstäglichen Brunch: Wer nicht reserviert, schaut durch die Finger.

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Wie berichtet, knackte „Barbie“-Regisseurin Gerwig als erste Frau und Solo-Regisseurin die Milliardengrenze mit einem Film. Und auch in Österreich beschert die Puppe auf der Leinwand im Paarlauf mit Christopher Nolans „Oppenheimer“ über den Vater der Atombombe einen Kinosommer der Superlative. Trotz (häufiger) Hitze, Seen mit Badetemperaturen und neuen Eissorten — die Österreicher gehen diesen Sommer liebend gerne ins Kino, vom 4. bis 10. August gab es eine wahre Sensation, wie die Wirtschaftskammer (WKÖ) berichtet: 543.758 Menschen besuchten österreichische Kinos, 100.029 davon sahen „Oppenheimer“, 155.238 „Barbie“.

Das sei, so die WKÖ, die mit Abstand erfolgreichste Kinowoche seit 2011 und somit seit Beginn der Aufzeichnungen durch den WKÖ-Fachverband der Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe. „Ich habe nur selten erlebt, dass Besucherinnen und Besucher bis zur Straße hinaus Schlange stehen“, freut sich Christian Dörfler. Der Kino-Branchensprecher in der WKÖ weist jedoch auch auf die schwierige wirtschaftlichen Herausforderungen hin, mit denen die heimischen Kinobetriebe zu kämpfen haben.

„Kino is back!“ — auch bei den Jungen

„So ein Sommer-Film-Tandem habe ich noch nie erlebt“, betont Stefan Meßner vom Kino Moviemento in Linz. Seit dem Start haben 4500 Menschen „Barbie“ und 2700 „Oppenheimer“ im Moviemento gesehen. Das sei ungefähr die Hälfte aller Besucher im Juli und August, so Meßner. „Es ist schön, dass so ein Phänomen mitten in der Gesellschaft ankommt, dass die Leute im Kaffeehaus über die Filme reden.“

Es sei auch interessant, wie sich die Filme — vor allem im Internet — gegenseitig gepuscht haben. Die Einbußen während der Pandemie-Zeit können diese Zahlen nicht ausgleichen, betont der künstlerische Leiter des Moviemento, doch seit Anfang des Jahres sehe er ein gesteigertes Interesse, auch an heimischen Produktionen wie „Der Fuchs“, „Griechenland“ und zuletzt „Alma & Oskar“. „Kino is back!“, sagt Meßner. Auch beim Sommerkino in Linz — heuer mit 3500 Besuchern — kann ein Zuwachs vermeldet werden. Mit „Oppenheimer“ und vor allem „Barbie“ sei ein „ganz anderes Publikum“gekommen, „mit ,Barbie‘ auch ein ganz junges.“ Es wäre wünschenswert, wenn die nachhaltig Gefallen am Gemeinschaftserlebnis Kino finden würden, so Meßner.

Alleine das Eröffnungswochenende von „Barbie“ und „Oppenheimer“ bescherte den Cineplexx Kinobetrieben mehr als 260.000 Besucher, etliche Zusatz-Vorstellungen waren nötig, auch beliebte Doppelvorstellungen, gerne „Barbenheimer“betitelt.

Die einen verbannen sie also, den anderen beschert sie Höhenflüge. Just die stereotype Barbie lehrt uns also, dass die Welt nicht schwarz-weiß und ein pinker Sommer immer möglich ist.

Von Mariella Moshammer

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