Das übertrifft jede noch so furchtbare Fiktion

Österreich-Premiere: Kriegs-Doku „Eastern Front“ aus der Ukraine von Vitaly Mansky und Yevhen Titarenko

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Es ist der 22. Februar 2022, an dem der Dokumentarfilm „Eastern Front“ der ukrainischen Filmemacher Vitaly Mansky und Yevhen Titarenko beginnt. Mit Adrenalin vollgepumpt sind die Männer in Uniformen, manchmal wird Lachen zum Ventil, auch der Alltag muss im Krieg erledigt werden, kochen, essen, dazwischen kämpfen. Und umgekehrt.

„Eastern Front“ ist ein so eindringliches Zeugnis unserer Zeit, dass es schwer zu ertragen ist. Einerseits, weil es einen Krieg zeigt, der seit über einem Jahr auch hier nicht aus den Medien verschwindet, über den scheinbar jeder eine Meinung hat, vor dem man Angst hat und der gleichzeitig zur schrecklichen Gewohnheit wird. Andererseits kennt man Kriegsszenerien aus unzähligen Kriegsspielfilmen, von denen viele wohl auch sehr realitätsnahe sind. Aber was im Dokumentarfilm „Eastern Front“ zu sehen ist, was der tatsächlich stattfindende Krieg zwischen Russland und der Ukraine bedeutet, übertrifft jede noch so furchtbare Fiktion.

Yevhen Titarenko ist Filmemacher und bei einem freiwilligen Sanitätsbataillon, seit dem Angriff Russlands im Dauereinsatz. Gerade noch sind die Kameraden wie gute Freunde beisammen, wollen Haustiere in Sicherheit bringen, als der Funkspruch kommt, es gilt, einen verletzten Soldaten ins Krankenhaus zu bringen. Titarenko bleibt unerbittlich mit seiner Kamera auf der Szenerie, die Minuten vergehen, währen der Krankenwagen über die zerstörten ukrainischen Straßen rast, plötzlich entdecken sie ein Schrapnell im Nacken des Verletzten, voller Panik wird der Fahrer angeschrien, die Kamera kann kaum noch Bilder erfassen, aber dann der gerade noch lebendige junge Mann bleich, leblos, der Kampf ist verloren.

Der Film holt uns aber auch immer wieder weg von der Front, zeigt die Ukraine im Hinterland, die Männer am See, beim gemeinschaftlichen Essen mit ihren Familien, aber über all der scheinbaren Normalität schwebt der Krieg, permanent ist er Gesprächsthema, hat — und das ist unbestreitbar in jeder Sekunde des Films — die Leben der Menschen in der Ukraine vollkommen auf den Kopf gestellt.

„Eastern Front“ ist bei Crossing Europe das erste Mal in Österreich zu sehen, diese Chance gilt es zu nutzen! 29.4., 11 Uhr

Von Mariella Moshammer

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