Der liebende Schönberg wird im Jubiliäumsjahr gefeiert

Die Liebe erfreute auch das Herz von Arnold Schönberg © APA/ARNOLD SCHÖNBERG CENTER

Nun gut, seien wir ehrlich: Kaum jemand käme auf die Idee, zu einem romantischen Picknick Musik von Arnold Schönberg aufzulegen. Dass es ein Fehler ist, sich immer nur auf Chopin und Co für solche Anlässe zu verlassen, das will – zumindest indirekt – das Arnold Schönberg Center in seiner neuen Ausstellung unter Beweis stellen. „Mit Schönberg Liebe hören“ nähert sich im laufenden Jubiläumsjahr zum 150. Geburtstag des Künstler den Varianten der Liebe in dessen Leben.

Schönberg gilt gemein hin als Paradebeispiel für rationales Komponieren, als ein Meister von Werkkonstruktionen, die den Intellekt ansprechen, gewiss jedoch nicht das Herz. Zu wenig scheint das Bild des musikalischen Innovators mit der Emotion in Einklang zu bringen. In „Mit Schönberg Liebe hören“ fokussiert man nun indes genau auf diesen Aspekt im Schaffen des Jahresjubilars, dessen 150. Geburtstag sich am 13. September jährt.

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Einen großen Teil nimmt dabei Schönberg als liebender Vater und Ehemann ein. Bereits am Beginn der Schau steht eine Vitrine mit innerfamiliären Liebesgaben, darunter Spielkarten oder eine Spielebox, die Schönberg für die Familie gestaltete. „Die Karikatur gewordenen Liebesgaben aus dem Hause Schönberg“, wie Kuratorin Therese Muxeneder das Ganze nennt. Aber nicht nur die familiäre Liebe, sondern auch das Amouröse findet seinen Platz in der Ausstellung, nicht zuletzt durch einen Fokus auf die beiden Ehen mit Mathilde Zemlinsky und Gertrud Kolisch.

Gerade in den gezeigten Liebesbriefen an Letztere zeige sich der vermeintlich kühle Intellektuelle als beinahe Spätpubertierender, der auch vor dem Griff in die Kitschkiste nicht zurückschreckt. „Küsse und Bussis hat er immer nur im Tausenderpack verschickt“, so Muxeneder: „Er hat zu jenen Männern gehört, die schwer alleine leben konnten.“ Subtiler ist da die Widmung im Hochzeitsgeschenk, der „Harmonielehre“, in die der Frischverheiratete schrieb: „Harmonielehre, meine Liebste, werden wir keine brauchen.“

Schließlich hatte er mit der 1923 verstorbenen Mathilde auch schwere Zeiten hinter sich, hatte deren Affäre mit Richard Gerstl, die im Selbstmord des jungen Malers kulminierte, doch gehörigen Unfrieden in die Familie gebracht. Die schlug sich auch in einer schmerzlichen Aufarbeitung in Briefform durch den Betrogenen nieder, die in der Ausstellung zu sehen ist.

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Aber selbstredend fokussiert man in „Mit Schönberg Liebe hören“ vornehmlich auf das Werk und rückt romantische Arbeiten wie „Die Gurrelieder“, symbolistische Stücke wie „Die Erwartung“ oder die gemeinsam mit Gattin Gertrud als Librettistin inkognito verfasste Oper „Von heute auf morgen“ ins Zentrum. „Ich schreibe, was ich in meinem Herzen fühle. Und was ich zu Papier bringe, hat zunächst jede Faser meines Herzens durchlaufen“, zitierte Muxeneder am Dienstag den Tonsetzer als Beweis dafür, dass der vermeintliche Konstrukteur und Mathematiker sehr wohl wusste, zwischen Herz und Hirn zu vermitteln.

Insofern stellt „Mit Schönberg Liebe hören“ eine Variation aus den bekannten Beständen der Sammlung unter einem neuen Vorzeichen dar, die gerade für Expertinnen und Experten im Jubiläumsjahr interessante neue Einblicke eröffnen kann. Was thematisch fehlt, ist die amerikanische Phase im Leben Schönbergs. Die Zeit für Schönberg-Liebe 2.0 kann also noch kommen.

„Mit Schönberg Liebe hören“ bis 14. Februar 2025 im Arnold Schönberg Center, Schwarzenbergplatz 6, 1030 Wien. Montag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr. schoenberg.at

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