„Der Mann aus Linz weiß, wo es beginnt“

Frank Elstner (81) über seine Beziehung zu OÖ, seine Parkinson-Erkrankung und seine Arbeit

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Ein Mann, den man einfach nur bewundern kann: Er begann als Radiomoderator und wurde zum Star-DJ des legendären Radio Luxemburg, als Meister der Unterhaltung erfand und moderierte er Formate wie „Wetten, dass..?“ und ging damit in die Fernsehgeschichte ein.

Bemerkenswert ist auch, wie er seine Parkinson-Erkrankung meistert. Das Land OÖ hat den gebürtigen Linzer Frank Elstner (81) am Dienstag geehrt.

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VOLKSBLATT: Sie sind ja auch schon „Oberösterreicher des Jahrhunderts“. Was bedeuten Ihnen Auszeichnungen wie diese, die sich auch auf Ihre Herkunft, Ihren Geburtsort beziehen und welche Beziehung haben Sie zu Linz und Oberösterreich?

FRANK ELSTNER: Es ist so: Ich bin in unserer Familie der Einzige, der in Österreich geboren wurde, und ich habe natürlich meine ganze Jugend damit verbracht, zu sagen: „Ihr seid aus Berlin, ihr kommt aus der Großstadt, ich komm´ aus einer herzlichen Stadt in Österreich.“ Ich hab´ immer ein Argument für Linz gesucht, um meinen Familienmitgliedern zu sagen: Ich bin der gute Linzer. Ich hab´ auch viele Linzer Torten mit nach Hause gebracht und jahrelang erzählt: „Linz ist die zweitgrößte Stadt Österreichs, was leider nicht stimmt.“ Ich war immer wieder hier — mit „Wetten, dass..?“, mit „Nase vorn“, mit dem Linzer Eiszauber. Und ich habe hier einen großen Freund, den Reinhard Waldenberger, wir sind ganz dick befreundet. Wir telefonieren oft, tauschen uns aus, haben auch schon Urlaub zusammen gemacht.

Sie haben vor einigen Jahren Ihre Parkinson-Erkrankung öffentlich gemacht. Wie geht es Ihnen gesundheitlich?

Sehr gut, ich habe hier im Landhaus so eine ganz lange Treppe gehabt und kam die erstklassig hoch und ich hoffe, dass das noch ein bisschen bleibt. Für mein Alter geht´s noch gut.

Zu Ihrem 80iger haben Sie gesagt, Sie wünschen sich nichts außer das Ende des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Wie geht es Ihnen heute mit den Zuständen auf der Welt?

Wenn ich an die Weltsituation denke, dann geht es mir im Moment ganz schlecht, weil ich Angst habe, wie jeder vernünftige Mensch. Es gibt zu viele Unvernünftige auf der Welt, vor denen muss man Angst haben.

Am Samstag feiert „Wetten, dass..?“ wieder einmal Abschied. Sind Sie immer noch für eine Fortsetzung des Formats?

Nein, ich sehe das heute ganz anders. Wir leben heute in einer ganz anderen Zeit und heute entwickelt sich das Fernsehen anders. Heute haben wir Künstliche Intelligenz, eine andere Journalistenarbeit. Wer heute sagt, er weiß, was morgen läuft, lügt. Wir wissen das alle nicht.

Gibt es eine Wette, die für Sie unvergesslich ist?

Ja, natürlich. Ich hab´ das Ding ja sechs Jahre lang gemacht und ich hatte in jeder Sendung eine unvergessliche Wette. Die wichtigste Wette überhaupt war die von Karlheinz Böhm, der es fertiggebracht hat, um Geld zu betteln und so seine erste Million zusammengebettelt hat, die er dann im Rahmen von „Menschen für Menschen“ in Äthiopien investiert hat. Da gibt es jetzt über drei Millionen Menschen, die aufgrund dieser Initiative ein gutes Leben haben, die gelernt haben und dazu ausgebildet worden sind, Hilfe zur Selbsthilfe zu propagieren. Ich war zweimal da, hab´ einen großen Film gedreht und muss ganz ehrlich sagen, ich hätte nie mit Karlheinz Böhm tauschen wollen: Der hat dort in einem klitzekleinen Haus auf 38 Quadratmetern gelebt.

Letztes Jahr haben Sie an einem Film über Wale gearbeitet. Womit beschäftigen Sie sich aktuell?

Mein aktuelles Thema sind Naturschutzfilme. Ich setze mich sehr stark ein für den Artenschutz und habe Filme auf der ganzen Welt gedreht. Ich hab´ mich um Orang-Utans gekümmert, um Schimpansen, um Wale, um Kängurus, um Schildkröten. Es sind bisher zehn Filme à 90 Minuten entstanden. Sie können sich vorstellen, wie lange wir für Bilder irgendwo auf der Lauer gelegen sind

Und sind Sie noch jeden Tag im Büro anzutreffen?

Da sitzt mein Mitarbeiter, fragen Sie ihn. (Frank Elstner deutet auf den Herrn an seiner Seite, der nickt). Zu seinem Kummer (lacht).

„Wenn mir eine neue Sendung einfällt, biete ich die noch mit 90 an“, haben Sie einmal gemeint. Haben Sie noch TV-Konzepte in der Schublade?

Man hat immer Konzepte in der Schublade, denn wenn man eine Sendung verkauft, hat man zuvor 20 angeboten. Das ist leider in unserem Beruf wahnsinnig schwer. Sie müssen immer wieder anfangen, sich immer wieder bewähren und Glück haben, dass irgendwann einmal einer auf Sie reinfliegt.

Aber mit Ihrem Ruf und Renommée müsste das wohl schon leichter gehen?

Der Mann aus Linz, weiß, wo es beginnt. (lacht)

Mit 77 haben Sie einen Preis als Bester Newcomer für ein YouTube-Format erhalten, das dann Netflix übernommen hat. Wie wichtig ist es Ihnen, am Puls der Zeit zu bleiben?

Ich habe fünf Kinder und zwar aus jeder Altersgruppe, das heißt, ich weiß immer, was läuft im Moment in der Musik, worüber reden sie gerne, worüber reden sie nicht. Wir führen ein sehr lockeres Leben, ich hab´ Glück mit meiner Familie.

Mit FRANK ELSTNER sprach Melanie Wagenhofer