Zehn Jahre nach Song-Contest-Triumph: „Der Sieg hat mir alles ermöglicht“

Tom Neuwirth alias Conchita über den Song Contest, Theaterspielen und die Kulturhauptstadt

Besuch Tom Neuwirth alsias Cochinta in der Villa Toscana in Gmunden, am 22.03.2024.Das Bild zeigt den Sänger und Travestiekünstler Tom Neuwirth alias Conchita, auf der Toscana Halbinsel in Gmunden © Lukas Feix

Einst zog er aus, um sich selbst zu finden, gewann 2014 den Song Contest (ESC), moderierte verschiedene TV-Formate und steht mittlerweile auch sehr erfolgreich auf der Theaterbühne. Im Kulturhauptstadtjahr trifft man ihn wieder verstärkt in heimatlichen Gefilden an: Tom Neuwirth (35) alias Conchita hat sich, wie er selbst sagt, mit seiner alten Heimat versöhnt, ist begeistert davon, was hier alles passiert und beteiligt sich auch daran.

VOLKSBLATT: Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 — wie ist Ihr bisheriger Eindruck?

TOM NEUWIRTH: Ich hab´ die volle Gaudi damit. Das schlägt ja auch aus den unterschiedlichsten Gründen solche Wellen und ich finde alles gut daran. Ich komme ja aus dem Salzkammergut und als ich 14 war, konnte ich nicht schnell genug wegkommen, weil ich es fad fand. Dort sagen sich ja Fuchs und Hase „Gute Nacht“. Und jetzt bin ich im Kulturhauptstadt-Komitee, versöhne mich total mit meiner Heimat, sehe das Schöne und habe so eine richtige Freude damit, dafür Werbung zu machen.

Lesen Sie auch

Wann sieht man Sie 2024 in der Gegend?

Ins Programm bin ich noch nicht so eingetaucht, weil ich ja grad´ am Rabenhof in Wien mit Theaterspielen eingeteilt bin. Zur Salzkammergut-Pride-Parade im Juni komme ich sicher, die Feté de la musiqué im August interessiert mich natürlich auch. Mit einem meiner besten Freunde, dem Martin Zerzer, trete ich in Mitterndorf und am Attersee mit einem Chanson-Wienerlied-Programm auf. Wir sind während der Corona-Pandemie einmal zusammengesessen und haben Hildegard Knef, Cissy Kramer usw. gehört. Unsere musikalische Früherziehung war der Schlager aus den 1950ern. So ist das Projekt entstanden. Das wird ganz lustig.

Ihren Bühnenpartner kennen Sie schon sehr lange. Sind Sie eine treue Seele?

Wir waren gemeinsam bei „Starmania“, kennen uns also, seit er 16 und ich 17 war. Ich verbinde mich und arbeite immer wieder gern kreativ mit neuen Menschen, aber mein Freundeskreis, der wächst nicht schnell. Dass sich eine Freundschaft entwickelt, ist halt auch etwas Besonderes.

Bei den Salzkammergut Festwochen treten Sie am 23. Mai „Unplugged“ auf. Auch etwas Besonderes für Sie?

Ja, voll. Ich komme da ja quasi direkt vom Song Contest aus Malmö nach Gmunden — ganz besinnlich. Darauf freue ich mich sehr. Ich war erst vor kurzem beim Musicalfrühling in Gmunden. Da war ich im Park, eh wo die Toscana (Anm., Kongresshaus) ist. Da habe ich mich daran erinnert, dass ich als kleines Kind mit meiner Oma dort gegangen bin, ein schönes Gefühl, Vertrauen. Und genau dort gebe ich jetzt ein Konzert.

Welches Programm haben Sie da mit im Gepäck?

Ich werde viele meiner Songs spielen in einer reduzierten Version, aber auch ein paar alte Hadern, die eh alle kennen, das mag ich so gern: „Er gehört nur mir“ wird auf jeden Fall vorkommen. Und ich komme mit supertollen Musikern, mit meinem Live-DJ Edo Mjusik, der macht Loops, ist Beat Boxer. Mit dabei ist auch Anja Obermayer, eine fantastische Künstlerin. Sie singt und spielt Klavier.

Ihr Sieg beim ESC ist 10 Jahre her. Würden Sie wieder teilnehmen, wenn man Sie fragt?

Vor einem Jahr habe ich noch gesagt: Auf keinen Fall. Aber jetzt denke ich mir, wenn ich das richtige Lied hätte, vielleicht würde ich dann noch einmal gehen.

Man hat ja letztes Jahr wieder gesehen, dass man auch zweimal gewinnen kann …

Genau und d´rum bin ich motiviert. Aber da müsste ich echt DAS Lied haben.

Sie sind seither regelmäßig beim ESC. Hat sich die Veranstaltung verändert?

Sie ist globaler geworden, nicht zuletzt durch Social Media. Als Loreen 2012 mit „Euphoria“ gewonnen hat, hat das den Song Contest musikalisch ordentlich verändert. Es sind seither echt so viele Nummern vertreten, die supertrendy sind. Es gab eine Zeit, in der manche Beiträge avantgardistisch waren, um das schön zu beschreiben, oder eher fast Kunstinstallationen. Aber jetzt ist der ESC wieder zum Musikevent geworden, die jungen Leute haben auch gerade so Bock drauf. Und ich habe das Gefühl, er wird immer größer von Jahr zu Jahr.

Wie hat sich Ihr Leben seither verändert?

Für mich hat sich alles verändert damit. Mein Leben zu verdienen mit den Dingen, die ich am liebsten tue, ist so ein Geschenk und so ein Privileg. Dass ich das auch 10 Jahre danach immer noch behaupten darf, gut eingeteilt bin und Gaudi habe und das beste Team der Welt, das ist wirklich ein Geschenk. Das hat mir alles ermöglicht.

Was wird heuer Ihre Aufgabe in Malmö sein?

Ich werde auf jeden Fall Konzerte geben. Das taugt mir immer voll, Fans zu treffen und sie zu bespielen und bespaßen. Ich glaube, ich werde schon auch ein paar Interviews machen, die Stimmung einfangen. Ich liebe es ja, dort zu sein.

Wie schätzen Sie die Chancen für Kaleen ein?

Ich sage Top Ten. Ich habe am Anfang diese Demo-Version auf YouTube gehört, da hab ich gedacht: Eijeijeijeijeijei. Und dann habe ich die fertige Version gehört und gedacht: Alles klar! Da ist so viel weitergegangen. Die Song Contest-Bubble geht bei der Nummer ab wie nur was. Als Sieger sehe ich heuer die Schweiz, den Nemo, der singt operettenhaft und Rap, ganz toll.

Meine Tochter würde gern wissen, wo Sie Ihre Klamotten kaufen.

Mei, so liab! Ganz unterschiedlich: Zum einen lieb´ ich Secondhandshops. Und es gibt ein paar so talentierte Leute in meinem Freundeskreis, die auch was für mich machen. Wir haben so tolle Jungdesignerinnen in Wien.

Sie haben mit „Luziwuzi“ Ihre erste große Theaterrolle bravourös gemeistert. Zieht es Sie weiter auf die Theaterbühne?

Ich würde es lieben, die Buhlschaft zu spielen (lacht). Ich habe alle Voraussetzungen dafür, optisch kriege ich das auf jeden Fall hin. Und ich habe echt schon ein bissi Übung, man kann mich jetzt schon zu Auditions einladen.

Wird´s ein neues Album geben?

Ich singe im Studio meine Sachen ein, ein Album kann ich nicht versprechen, aber neue Musik wird es auf jeden Fall geben. Kommen Sie wieder einmal zu einem Konzert! Ich nehm´ jetzt Gesangsunterricht, jetzt sing´ ich auch besser.

Interview: Melanie Wagenhofer

Das könnte Sie auch interessieren