„Die Herrlichkeit des Lebens“: Kafkas traurige letzte Liebe Dora

Sabin Tambrea brilliert in der Titelrolle, Manuel Rubey als Kafkas Wegbegleiter Max Brod

Franz (Sabin Tambrea) lädt Dora (Henriette Confurius) zu einem Ausflug auf dem Motorrad ein. © Majestic/Christian Schulz

2024 ist Franz-Kafka-Jahr. Vor 100 Jahren ist mit ihm einer der berühmtesten deutschsprachigen Schriftsteller gestorben, dessen Themen bis heute genauso faszinieren wie seine Person. Im Film „Die Herrlichkeit des Lebens“ spielt Sabin Tambrea („Babylon Berlin“) den 1883 in Prag geborenen Autoren, der 1924 in Österreich starb. Der Fokus liegt aber nicht auf seinen legendären Texten wie „Die Verwandlung“ oder „Der Prozess“. Ab Freitag im Kino.

Das letzte Lebensjahr des Schriftstellers

Der Film von Georg Maas und Judith Kaufmann handelt von dem letzten Lebensjahr des Autors und der Liebe, die er in dieser Zeit neu kennenlernt: Dora Diamant. Die filmische Erzählung basiert auf dem gleichnamigen Bestsellerroman von Michael Kumpfmüller. Sie beginnt mit einem sonnigen Tag an der Ostsee, wo sich Kafka und Diamant im Jahr 1923 erstmalig begegnet sind. Sie, 15 Jahre jünger als der damals 40-Jährige, begleitet eine jüdische Kindergruppe als Erzieherin. Er versucht, sich dort von seiner Lungentuberkulose zu erholen, an der er nur zehn Monate später stirbt.

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„Feine Balance von Glück und Bedrohung“

„Ein wichtiger Aspekt der filmischen Umsetzung ist für uns, diese feine Balance von Glück und Bedrohung sichtbar zu machen“, teilt das Regieduo mit. „Der Film bleibt stets nah an den Figuren und zeigt ihre tiefe Verbindung ohne historisierende Distanz oder schmückendes Beiwerk.“ So wird die für damalige Verhältnisse stürmische Liebesgeschichte im Kontext der Zeit erzählt, die auch von der Wirtschaftskrise beeinflusst wird.

Das Erzähltempo ist gerade zu Beginn eher langsam gehalten, um die Zuschauer nicht zu überfordern. Trotzdem kann es gerade für diejenigen schwierig werden, die wenig über Kafka wissen. Für sie wird stellenweise zu wenig Orientierung in der Geschichte geboten. Etwa, wenn bereits früh das schwierige Verhältnis Kafkas zu seinem Vater thematisiert wird. Erst nach und nach klärt sich dies durch Briefe und Schriften auf, die leicht in die Erzählung verwoben werden.

Viel Zeit miteinander bleibt nicht

Dora und Franz ziehen am Ende des Sommers gemeinsam in eine Berliner Wohnung, die durch ihr fehlendes Geld schwer zu halten ist. Die Finanzspritzen des Vaters intensivieren nur die Abhängigkeit und die Schwere der Beziehung zur Familie in Prag. Gleichzeitig verschlechtern sich Franz‘ Prognose und Gesundheitszustand immer mehr, sodass er bald nach Prag zurückkehren muss. Erst als ein Platz im Sanatorium in Kierling bei Klosterneuburg frei wird, werden Kafka und Diamant wieder vereint. Doch viel Zeit miteinander bleibt dem Liebespaar nicht.

Fast nebensächlich wird noch die innige Beziehung zu Kafkas Wegbegleiter und Schriftsteller Max Brod (gespielt von Manuel Rubey) thematisiert. Er war es, der Kafkas letzten Willen, seine Schriften nach dem Tod zu verbrennen, ignorierte und sie stattdessen veröffentlichte. Hier lässt der Film etwas an Tiefe vermissen, die die Beziehung der beiden ausgemacht haben muss.

Das Drama schafft es aber, die eigentümliche Art von Kafka, seine Probleme mit Frauen und seiner Familie auf eindrückliche Weise darzustellen. Kafkas Aufrichtigkeit, Charme und skurriler Humor werden deutlich, die Anziehung zwischen den Hauptfiguren ist glaubhaft. Lesern des Schriftstellers dürfte der Film gefallen.

Tiefgehende Liebesgeschichte

„Die Herrlichkeit des Lebens“ beeindruckt nicht nur durch die tiefgehende Liebesgeschichte, sondern auch Sabin Tambreas Darstellung von Kafka. Er schafft es, der Persönlichkeit des Autors und den Konflikten, die ihn prägten, Leben einzuhauchen. Die Verbindung von historischen Ereignissen mit persönlichen Geschichten lassen einen emotionalen Film entstehen, der die Zuschauer in die Zeit und die Gefühle der Protagonisten eintauchen lässt. Henriette Confurius überzeugt in ihrer Performance von Diamant als liebevoller und entschlossener Frau.

Von Jonathan Penschek

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