Die Hilflosigkeit der Väter und Söhne

Florian Zeller widmet sich in „The Son“ der Depression eines 17-Jährigen

Vater (Hugh Jackman) und Sohn (Zen McGrath) wollen zueinander finden.
Vater (Hugh Jackman) und Sohn (Zen McGrath) wollen zueinander finden. © LEONINE

„The Father“ war der erste Spielfilm des französischen Autors und Dramatikers Florian Zeller und eine brillante und emotionale Herausforderung: Ein Mann, der sich aufgrund seiner Demenz nach und nach selbst verliert.

In seinem zweiten Film „The Son“ wendet sich Zeller als Regisseur der psychischen Erkrankung des 17-jährigen Nicholas (Zen McGrath) zu. Die Hauptfigur ist jedoch erneut der Vater. Nicholas Eltern haben sich getrennt, Peter (Hugh Jackman) ist nun mit der viel jüngeren Beth (Vanessa Kirby) verheiratet, hat mit ihr Baby Theo.

Unerwartet taucht Ex Kate (Laura Dern) auf und bittet um Hilfe, mit dem gemeinsamen Sohn stimme etwas nicht. Nicholas zieht zu seinem Vater, versucht sich aus seiner immer deutlicher werdenden Depression zu kämpfen — und scheitert. Jede Besserung ist nur Schein, Peter schätzt den Zustand seines Sohnes permanent falsch ein, will anpacken und so Normalität in ihrer beider Leben bringen — und scheitert.

Zeller erzählt viel über Männlichkeit, über Erwartungen und Verantwortung, über den schmalen Grad zwischen Druck und Stolz. Ein Treffen mit seinem verachtenswürdigen Vater (den Zeller mit „The Father“-Darsteller Anthony Hopkins besetzt), öffnet Peter die Augen, doch das Leid seines Sohnes bleibt ihm ein Rätsel, seine Hilflosigkeit ist greifbar. Auch der Zuseher bekommt keinen Einblick in die Seelenwelt Nicholas, Zeller verharrt in der Position der Eltern, die nicht begreifen können, was mit ihrem Sohn passiert und trotzdem unvorstellbare Entscheidungen treffen müssen. Nicholas versucht seinem Umfeld mitzuteilen, dass er mit dem Leben nicht zurechtkommt. Doch auch das bleibt folgenlos.

Laura Dern überzeugt als verlassene Ehefrau, deren Herz noch immer vom tiefsitzenden Verlust zerrissen ist, Jackman nimmt man den erfolgsverwöhnten Macher ohne Zweifel ab. Zen McGrath wirkt stellenweise überfordert von der großen Aufgabe.

An die Kraft von „The Father“ reicht „The Son“ in keiner Weise heran. Nichtsdestotrotz erzählt Zeller eine schwere und bedrückende Geschichte über die Hilflosigkeit gegenüber einer psychischen Erkrankung und erklärt im Ansatz, wie es zu der so häufig zitierten toxischen Männlichkeit kommen kann.

Von Mariella Moshammer

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