Die „Knopferten“ haben aufg´macht

Neue Doku „Rund um Goisern“ am 23. November auf ORF III

Der k. u. k. Privilegierte Schützenverein Goisern folgt seinen ganz eigenen Regeln und Gesetzen
Der k. u. k. Privilegierte Schützenverein Goisern folgt seinen ganz eigenen Regeln und Gesetzen © ORF/Thomas Hackl Film & MinaPictures

„Die Goiserer seien ,knopfert´ (introvertiert, Anm.), hat man uns gesagt. Umso mehr hat es uns gefreut, wie viele sich uns geöffnet und was sie uns alles erzählt haben“, sagt der Trauner Filmemacher Thomas Hackl im VOLKSBLATT-Gespräch. Den Goiserern, den Bewohnern des Inneren Salzkammergutes, aber auch dem legendären Schuhwerk widmet sich die neue, 45-minütige Doku „Rund um Goisern“ von Thomas Hackl Film und Mina Productions, die am 23. November auf ORF III (20.15 Uhr) ausgestrahlt wird.

Hackl und Martina Hechenberger aus St. Valentin produzieren seit zehn Jahren gemeinsam Filme über Land und Leute von einst und jetzt und haben dabei das Leben im Hintergebirge ebenso erkundet wie Linz 1938 oder das Leben Richard Taubers.

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Vom Almleben, Paschern und Scheibenschützen

Für die aktuelle Produktion ging es auf verschiedene Almen: Hoch über der Hütteneckalm weiden Schafe verschiedener Bauern gemeinsam. „Zum Saisonende werden die Tiere zur Schafmusterung auf die Alm getrieben“, erzählt der Filmemacher. Die Oberaufsicht über das Geschehen habe dabei der Schafler, der den Sommer über ein- bis zweimal pro Woche bei den Schafen nach dem Rechten schaut.

Beim Zurückgeben der Tiere verkündet der „Ausschreier“ deren Namen oder Nummer, so findet jedes wieder seinen Besitzer. Traditionell gibt es dann ein von den Frauen gestecktes Büscherl, das man sich zu Gamsbart, Spezln (Anm., Abzeichen) und Co. auf den Hut steckt. Auf der Hütteneckalm steht auch das Sisi Salettl, zu dem die Kaiserin in einem zweistündigen Fußmarsch einst von Ischl regelmäßig heraufgewandert ist, um die großartige Aussicht auf den Dachstein zu genießen.

Die Familie Unterberger hat seit vielen, vielen Jahren ihre Tiere — Schwarznasenschafe und Ziegen, halb schwarz, halb weiß, und Hühner — im Sommer auf der Angerkaralm im angrenzenden Salzburgischen, weil es auf der Goiserer Bergseite zu gefährlich wäre. Mit Sack und Pack geht es auch für die Besitzer in luftige Höhen, wo zudem Gäste bewirtet werden.

Seit kurzem lebt eine großartige musikalische Tradition wieder auf: Die jungen Beriga Pascher aus Goisern haben beschlossen, die besondere Kunst weiter zu pflegen, ihre Vorgänger waren damit international unterwegs und äußerst erfolgreich.

Mit dem Fischermeister fahren Hechenberger und Hackl frühmorgens auf den Hallstättersee hinaus, ein Besuch bei der Seeraunzn, einer Gaststätte am Ufer, darf ebenso nicht fehlen wie einer beim Goiserer-Macher. Philipp Schwarz hat Marketing studiert, bevor er auf Schuhmacher umgesattelt hat. Das schwere genagelte Schuhwerk, das einst bei Arbeiten am und im Berg getragen wurde, hat sich längst als Accessoire zu Tracht und anderer Kleidung etabliert.

Geschossen wird auch in der Gegend und zwar u. a. beim Privilegierten Scheibenschützenverein Bad Goisern mit über hundert Jahre alten Gewehren, für die man die Kugel selbst herstellen muss. Der Schützenverein erhielt sein Privileg einst vom Kaiser, die Mitglieder hatten den Auftrag, die Schätze vor Ort im Bedarfsfall zu schützen, bis die kaiserlichen Truppen eintrafen. „Hier sitzen noch die Zieler im Graben, die den Schützen mit einer Tafel Treffer und Punkte anzeigen, die dann feinsäuberlich von Kindern, den Schreibern, notiert werden“, erklärt Hackl. Hier treffen sich Jung und Alt, geschossen werden darf nur in Tracht und mit Hut. Aktuell ist dort eine Frau Oberschützenmeister.

Die nächsten Produktionen der rührigen Filmemacher sind ein Österreich-Bild für den ORF anlässlich 25 Jahre Nationalpark Kalkalpen und eine Doku über die Panzerwerke in St. Valentin.

Von Melanie Wagenhofer

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