Die Pizza der alten Römer

Aktuelle Funde aus der Römerzeit im Linzer Schlossmuseum

Ausgrabung in Thalheim bei Wels und Objekte von ebendort, die zeigen: Hier lebte eine wohlhabende Familie.
Ausgrabung in Thalheim bei Wels und Objekte von ebendort, die zeigen: Hier lebte eine wohlhabende Familie. © PLUS/OÖLKG, OÖLKG/Alexandra Bruckböck

„Brot und Brei wurden darin vermischt mit Fleisch und Gemüse und dann im Feuer oder über dem Rost gebacken“, erklärt Stefan Traxler, Leiter des Bereiches Archäologie in der OÖ Landes-Kultur GmbH, zu einem roten Backteller in einer Vitrine. Die kleine Ausstellung im Foyer des Linzer Schlossmuseums, die bei freiem Eintritt bis 28. Jänner 2024 zu besichtigen ist, lässt — wohlgemerkt nur mit entsprechenden Erklärungen — das Leben der alten Römer in Oberösterreich vor dem geistigen Auge lebendig werden. Gespeist wird sie aus Funden, die in den letzten Jahren in Königswiesen im Attergau, Enns und Thalheim bei Wels gemacht wurden.

Seit 2021 gibt es eine Kooperation mit der Archäologie an der Universität Salzburg, im Rahmen derer Studierende unter der Leitung des Archäologen Felix Lang Lehrausgrabungen durchführen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden auch dafür genutzt, Forschungsfragen zu beantworten. Rund 30 angehende Archäologen waren seither in OÖ im Einsatz. Mittels Georadar werden zunächst Pläne der zu bearbeitenden Flächen erstellt, um so wenig wie möglich invasiv vorzugehen. Dann wird an vielversprechenden Stellen gegraben.

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Der typisch römische Gutshof in Königswiesen war vom Ende des 1. Jahrhunderts bis zu Beginn des 4. Jahrhunderts bewohnt — und zwar von der lokalen Oberschicht. Es gab Fußbodenheizung, Wandreste lassen aufwendige Gestaltung erkennen. Neben Münzen und Tafelgeschirrbruchstücken kündet das Überbleibsel einer in Bronze gefassten Henkeltasche und eine Gewandnadel in Form eines Pfaus von wohlhabenden Bewohnern, eine Wohn-grube in einem Gebäude — eine spannende und einzigartige Neuentdeckung in OÖ — von einer Nachnutzung. Gerne, weil stets erfolgreich, wird in Enns gegraben, diesmal rund um Gebäude entlang der Hauptstraße von Lauriacum. Hier gab das Erdreich auf dem Gelände der Firma Büsscher & Hoffmann unter anderem Schmuck, Spielsteine und den anfangs erwähnten Backteller frei und zwei bisher nicht dokumentierte Münzen.

Für die Aussicht von der über Ovilava (Wels) thronenden Villa in Thalheim würde man heute viel Geld bezahlen, der Standort weise auch für damals auf eine reiche Familie hin, so Traxler. Eine kostbare metallene Fibel, wie Gewandnadeln bezeichnet werden, zeigt einen Hasen, sie dürfte einem Kind gehört haben. Auch Schuppen eines Körperpanzers wurden gefunden. Es dürfte sich also um eine reich ausgestattete Villa gehandelt haben, die Grabungen am jüngsten Ausgrabungssort werden im Sommer 2024 fortgesetzt.

Mehr Raum für Sammlung und eine neues Buch

Traxler und Kollegin Jutta Leskovar arbeiten zur Zeit auch an einem Konzept für eine Neuaufstellung der archäologischen Sammlung im Schloss, der deutlich mehr Ausstellungsraum gewidmet sein soll. Mit einer Umsetzung rechnet Traxler bis Anfang 2025: „Dort können wir dann auch ständig Aktuelles von unserer Arbeit zeigen.“ Als neu und einzigartig präsentierte Traxler ein Buch, das die Kulturgeschichte der Römer in OÖ und die Sprache Latein verbindet: „Abenteuer Latein Faszination Archäologie. Römisches Erbe in Oberösterreich“ von Peter Glazt, Andreas Thiel und Stefan Traxler (Hg.). Das Buch eigne sich nicht nur perfekt für Schulen — Lateinklassen wird es bereits zur Verfügung gestellt. —, sondern auch für alle anderen an der Römerzeit Interessierten. Erhältlich ist es im Schlossmuseum und unter alfa.amici@gmail.com.

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Von Melanie Wagenhofer

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