Die Rückeroberung der Leichtigkeit

Die oberösterreichische Sängerin Ina Regen über ihr neues Album „Fast wie Radlfahrn“

Am 30. Mai im Musiktheater und am 1. Juli beim Kurpark Open Air Bad Ischl: Ina Regen mit ihrem neuen Album
Am 30. Mai im Musiktheater und am 1. Juli beim Kurpark Open Air Bad Ischl: Ina Regen mit ihrem neuen Album © APA/Techt

Ina Regen hat sich wieder in den Sattel geschwungen, was im Fall der oberösterreichischen Sängerin bedeutet: Sie ist ins Studio gegangen. Mit „Fast wie Radlfahrn“ veröffentlicht Regen am Freitag ihr drittes Album, bei dem vieles neu ist.

„Ich habe eine andere Kraft und Mut gefunden, neue Schritte zu gehen“, so die Musikerin über die sehr verspielten und poppigen Stücke. „Ich wollte mir eine Leichtigkeit zurückerobern.“

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Verspielt und poppig

War der Vorgänger „Rot“ (2021) vielfach von melancholischen Tönen durchzogen, geht es nun also luftiger zur Sache. „Jetzt wollte ich so viel Lebendigkeit, Impulsivität und Leichtigkeit kultivieren, wie es nur irgendwie geht“, so die Sängerin im APA-Gespräch. Ziel war nicht zuletzt, auf diese Weise ihr „Entertainerin-Sein“ auch auf der Bühne stärker ausspielen zu können. „So gern ich es mag, bin ich nicht nur immer hinter dem Klavier, sondern kann auch mit meinem Publikum interagieren, tanzen und eskalieren.“

Zusammengearbeitet hat Regen für die neuen Stücke mit Songwriterinnen wie Tamara Olorga oder Alexa Voss alias Flinte, die auch im Duett „Kaffee & Chardonnay“ zu hören ist. Nicht mehr mit von der Partie ist hingegen ihr langjähriger Kreativpartner Florian Cojocaru. „Höchste Wertschätzung für alles, was er gemacht hat. Nichtsdestotrotz hatte ich das Gefühl, dass ich frischen Wind brauche“, so Regen. „Außerdem habe ich selber verstanden, dass ich Ina Regen bin. Das klingt so komisch, aber ich habe da in mehreren Schichten durchdringen müssen, bis ich es voll inhaltlich in mein Leben integrieren konnte.“ Zudem habe es den Wunsch gegeben, mit mehr Frauen zusammenzuarbeiten.

Mit Voss habe sie eine ihrer besten Freundinnen ins Songwriting-Boot holen können. „Es ist so besonders, weil wir extrem verschieden sind. Sie ist eine rotzige Norddeutsche, und ich bin das Mädl vom Land“, lacht Regen, die in Gallspach aufgewachsen ist. Herausgekommen sei ein Pingpong-Spiel, „bei dem es am Ende wieder meine Worte sind, sie mir aber so schöne Brücken baut. Das genieße ich sehr.“

Schließlich entstanden elf Songs, die zwar durchaus auch das „Mädl am Klavier“ bieten, wie im gleichnamigen Opener, aber oft ziemlich tanzbar daherkommen („A Weg zu mir“, „Na geh“). „Diese Art von Sound oder Gleichgewicht aus Melancholie und Euphorie hatte ich schon viel länger als Vision, jetzt war es eben Zeit, das auszubalancieren“, so Regen.

Musikalische Expansion

Geblieben ist Regens ungebrochener Optimismus. „Interessanterweise muss ich, wenn es am finstersten wird, die Hoffnungsfackel am höchsten in die Luft schwingen“, lacht die Sängerin. Ohnehin würden die Menschen derzeit „eine Sehnsucht haben nach einer Leichtigkeit“, so gehe es ihr selbst schließlich auch. „Ich würde Expansion als Überschrift darüberschreiben“, verweist sie auf ihren musikalischen Output.

Wichtig sei ihr, über gesellschaftlich relevante Themen zu singen, wie im vermeintlichen Heldentum hinterfragenden „Granit“ oder „Unwahrscheinlichkeit“, das etwa Hunger und Klimakatastrophe verhandelt. „Alle diese Themen haben einen autobiografischen Anknüpfungspunkt. Ich nehme mich als Mensch in meine Kunst mit, und das ist auch das Angebot, das ich machen kann: Der Mensch Ina Regen betrachtet alle zwei Jahre die Welt.“

Definitiv behalten will sich Ina Regen jedenfalls ihre Neugier. Immerhin begleite sie das nicht erst seit ihrem großen Durchbruch „Wia a Kind“. Als Kinder seien wir schließlich alle neugieriger gewesen. „Ein Teil von mir ist immer noch 17, ein anderer 9“, sagt die 38-Jährige. „Vielleicht muss man einsehen, dass uns genau das auch jung hält. Wenn ich es mir aussuchen könnte, möchte ich mit 87 noch das Gefühl haben, noch nicht alles entdeckt zu haben, was Leben überhaupt heißt.“

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