„Die Schauspieler haben sich als Figuren jetzt gefunden“

Regisseurin Kim Strobl ist neu bei „Soko Linz“ und hat die ersten vier Folgen von Staffel 2 gedreht

Bringt neuen Schwung mit: Regisseurin Kim Strobl
Bringt neuen Schwung mit: Regisseurin Kim Strobl © privat

Sie zog von ihrer Heimat Tirol aus, um in London ihre universitäre Ausbildung abzuschließen und erste Karriereschritte zu machen. Mit den ersten vier Folgen der zweiten Staffel von „Soko Linz“ kommt der aufstrebenden Regisseurin nun die etwas heikle Aufgabe zu, einer Serie mit einem angekratzten Image einen neuen Ruf zu verpassen.

Und Kim Strobl (Jg. 1982), bei Staffel 2 neu mit im Team, hat den Kritikern einiges an Positivem entgegenzusetzen.

VOLKSBLATT: Welche Projekte haben Sie bisher gemacht?

KIM STROBL: Ich hab´ zuerst einen Kinofilm gemacht, einen Kinderfilm, der „Madison“ heißt, und dafür den Publikumspreis und den Kindermedienpreis „Der weiße Elefant“ beim Filmfest in München gekriegt. Dann kam gleich „Soko Linz“ und jetzt bin ich gerade im Schnitt für die Detektivserie „Die drei !!!“ für Disney+.

Wie war der Start bei „Soko Linz“?

Was schön ist bei der „Soko“, ist, dass es da auch um die Figuren geht. Das ist bei einer Serie immer wichtig. Man schaltet ja eigentlich ein, weil man die Kommissare mag und deren Geschichten. „Soko Linz“ ist eine junge Serie mit interessanten Geschichten: der alleinerziehende Vater, die Zusammenarbeit eines relativen jungen Ermittlerteams. Da tauche ich gerne ein und erzähle ´was von denen. Das Team ist voll nett, alle haben mich super aufgenommen.

Es hat ja einige Kritikpunkte an der ersten Staffel gegeben. Ist da der Druck besonders groß für Sie gewesen?

Nein, das habe ich so eigentlich überhaupt nicht empfunden. Es gab Kommentare über Tonaufnahmen und Verständlichkeit, das sind so Sachen, auf die kann man hören, damit das passt. Ansonsten haben wir geschaut, dass wir schöne Seiten in und um Linz zeigen. In jeder Stadt gibt es solche und solche Seiten, und das ist ja auch eine Krimiserie, es kann jetzt nicht alles lieblich daherkommen. Und der Täter oder die Täterin soll eine konkrete Person sein, wir erzählen da nicht eine ganze soziale Schicht, die sich dann betroffen fühlen muss. Es gibt ein schwarzes Schaf und an dem wird der Fall aufgehängt.

Stichwort „Dialekt“ und Hochsprache. Als Reaktion des Publikums hieß es da und dort: „So reden wir ned!“

Ich finde Dialekt generell toll, man will ja, dass sich die Figuren auch authentisch anfühlen. Sprache, Dialekt ist ja ganz wichtig, dass man sieht, wo die Figur her ist und sie glaubwürdig bringt.

Warum denken Sie, dass die erste Staffel bei unseren Nachbarn in Deutschland besser angekommen ist?

Manchmal ist es leichter, etwas aufzunehmen, was weiter weg ist. Die Deutschen erinnert der österreichische Dialekt auch an Urlaub. Wenn man aus der Gegend kommt, steht man dem manchmal kritischer gegenüber. Ist das wirklich authentisch? Zeigen die uns so, wie wir gesehen werden wollen?

Wie haben Sie die Dreharbeiten in Oberösterreich erlebt? Kannten Sie das Land vorher?

Ich hab´ Oberösterreich durch die Serie gut kennengelernt. Ich hab´ Anfang April die Vorbereitung angefangen und Anfang Mai mit dem Drehen, da war das Wetter schon angenehm. Das war eine superschöne Zeit. Weil man hier nicht so viel dreht, sind die Leute Dreharbeiten gegenüber noch sehr offen und unterstützend. Ich bin bei der dritten Staffel auch wieder mit dabei — darf wieder vier Folgen drehen —, und ich freue mich wirklich, wieder zurückzukommen.

Katharina Stemberger hat in einem Interview gemeint, die Darsteller müssten auch als Team erst zusammenfinden. Welchen Eindruck hatten Sie da jetzt?

Die sind schon das volle Team in der zweiten Staffel, sehr eng alle miteinander, überhaupt nicht hierarchisch, ein schönes Miteinander, wo sich jeder gegenseitig unterstützt. Und sie haben sich gefunden als Figuren, fühlen sich jetzt sicher. Der rote Faden sind die privaten Beziehungen, dazwischen die einzelnen Kriminalfälle, die manchmal auch etwas Persönliches haben. In einer Episode wird es persönlich für die Joe, später dann für die Nele, wo die Vergangenheit mit einem Fall verwoben wird, das finde ich dann immer besonders interessant.

„Herzstiche“, Ihre erste Folge, ist eine vielschichtige Geschichte mit mehreren Verdächtigen, die anregt, selbst mitzuraten.

Was mich persönlich angesprochen hat an der Geschichte, war, dass es emotional wird und man sich nach der Auflösung fragt: Wie hätte ich reagiert? Kann man vielleicht den Täter oder die Täterin auch irgendwie verstehen? Man sieht das Dilemma.

In Ihrer zweiten Folge „Spurlos“ geht´s um Missbrauch an Frauen. Haben Sie da bewusst Informationen für Betroffene hineingepackt?

Das ist schon wichtig, dass man Betroffene daran erinnert: Es gibt Hilfe da draußen, bitte sucht sie euch.

Der Missbrauchsskandal rund um Florian Teichtmeister erschüttert gerade die Kulturszene. Sind Sie mit solchen Themen schon in Berührung gekommen und wie würden Sie damit umgehen?

Ich bin mit so etwas beruflich noch nicht in Berührung gekommen. Es erschüttert einen natürlich extrem, wenn man hört, dass da was verheimlicht worden ist oder Leute doch etwas gewusst haben und ihn trotzdem angestellt haben. Das geht natürlich gar nicht. Generell werden bei uns manche Leute sehr geschützt, wenn sie Erfolg haben. Da muss man dann halt den Opfern irgendwie aufzeigen, dass sie den Mut finden und Unterstützung da ist, damit sie es schaffen, das anzusprechen. So etwas gehört ans Licht.

Mir ist aufgefallen, dass Sie Polizeimethoden sehr transparent dargestellt haben.

Das ist für den Zuschauer interessant, damit kann man auch gut mitdenken. Und wir haben einen Polizeiberater, der dann über die Drehbücher immer noch einmal drüber geht oder uns hilft, wenn wir konkret eine Frage haben, damit das alles authentisch erzählt wird.

Schmäh spielt eine Rolle, wie verträgt sich der Tiroler Schmäh mit dem oberösterreichischen?

Ich glaube, das geht ganz gut. Es ist bei Krimis auch immer wichtig, dass man ein bissl Humor reinbringt, damit es nicht so düster wird. Ermittler im echten Leben können ja auch nicht jeden Tag nur angespannt sein, da muss ein bissl Erleichterung rein, damit man damit umgehen kann. In einem Team, wo wie bei der „Soko Linz“ Deutsche mit Österreichern zusammenarbeiten, da kommt es auch immer wieder zu Missverständnissen und lustigen Situationen, das kann man manchmal auch nutzen.

Mit KIM STROBL sprach Melanie Wagenhofer

Das könnte Sie auch interessieren