Die Zeit der Schurken ist vorbei

Premiere: Die Netzbühne des Linzer Landestheaters zeigt „MISSION: K.L.I.M.A.“ für Leute ab 9

Verwackelte Handkamera, Dr. Düster hat die Geheimformel zur Klimarettung geklaut. Captain Solar, der gutmütige Superheld, ist bis zu Dr. Düsters Labor vorgedrungen. Aber wie das schwere Schloss zum Labor knacken? Abstimmung unter dem virtuellen Publikum, wenig Zustimmung zum öden Super-Solar-Ausweis, breite Mehrheit für den knackigeren Flammenwerfer.

„MISSION: K.L.I.M.A.“ heißt das Theaterstück für Leute ab 9, das am Freitag in der Netzbühne des Linzer Landestheaters Premiere hatte. Ein „digitales Theatergame“ an den heimischen Monitoren mit Publikumsbeteiligung und der gelungene Versuch einer Interaktion, die die sogenannte vierte Wand des herkömmlichen Theaters niederreißen will.

Susanne Schwab besorgte die szenische Einrichtung dieses Stücks mit starkem aufklärerischen Impetus. Keine großartigen schauspielerischen Mätzchen, es geht um die Sache selbst. Menschengemachter (darin sind sich mittlerweile 99,9 Prozent der Wissenschaftler einig) Klimawandel und Erderwärmung. Corona? Nicht der Rede wert, Corona ist quasi nur die Fingerübung zur Bekämpfung der Klimakrise.

Ach, Menschheit

Sofie Pint – der „Schurke“ ist natürlich eine Frau! – und Alexander Köfner sind mit Herz und Hirn am Werk. Wobei sich Dr. Düster früh weniger als Bösewicht denn als verzweifelter Melancholiker entpuppt, der seinen Glauben an Erkenntnis- und Lernfähigkeit der Menschheit verloren hat. Superwissenschaftler Dr. Düster und Superheld Captain Solar liefern sich ein Duell, über dessen Ausgang die mitmachenden Zuschauer entscheiden. Ein Quiz über den Klimawandel, mehrere Antworten stets zur Auswahl. Was bedeutet eigentlich Klimawandel? Hat es den nicht schon immer gegeben? – Ja, aber nicht in so rasend kurzer Zeit. Schwieriger, was ist ein Rebound-Effekt? (Antwort, pst!: Die Menschheit nutzt Energie immer effizienter, dennoch steigt der Energieverbrauch.)

Was tun, was kann der oder die Einzelne beitragen? Um Antworten ringt nicht bloß dieses empfehlenswerte Stück. Der gute Wille wird einem hardcore um die Ohren gepfeffert, aber das ist wohl bei der Dringlichkeit des Themas kaum anders möglich. Vom virtuellen Publikum gab´s per Chat reichlich Zustimmung und Gratulationen. Wichtiges Theater zum Mitmachen, Ansporn und Basiswissen zum Thema: Wir dürfen uns die Zukunft nicht vermasseln.

Von Christian Pichler

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