Heino: „Diese schönen Lieder retten“

Gespräch: Heino auf Kirchentour am 19. November im Linzer Mariendom

„Du wirst so alt wie Jopie Heesters“, sagt „die Hannelore“: Schlagerstar Heino, bald 84.
„Du wirst so alt wie Jopie Heesters“, sagt „die Hannelore“: Schlagerstar Heino, bald 84. © APA/Steinmaurer

Besichtigung des Linzer Mariendoms, wo Heino bald auftritt. Der Popstar – 55 Millionen verkaufte Alben – geht voran, blickt sich fürsorglich um, hält dem Nächsten die schwere Kirchentür auf. Ein Sir. Ein charmanter Herr, der sich wohl fühlt, wenn es anderen auch gut geht.

Und ein „Man in Black“. Ganz in Schwarz gekleidet lädt der Barde zum Gespräch. Heino war cool, als das Wort cool noch nicht im deutschen Sprachgebrauch verankert war. Ein Solitär, der in den 1960ern bei Electrola (später EMI) angeheuert hatte, wo auch die Beatles unter Vertrag waren. „Was sing´ ma denn?“, hätten sich Heino und sein Entdecker Ralf Bendix gefragt. Heino blieb bei Volksmusik. „Die haben uns ausgelacht, das war in der Blütezeit des Beat!“ Heino schlug ein wie ein Komet: „Und so war ich als einziger 20 Jahre bei einer englischen Plattenfirma, und das mit deutschen Volksliedern.“

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Der Auftritt in Linz, am 19. November um 20 Uhr, ist in mehrfacher Hinsicht eine Rückkehr. Heinos Frau, „die Hannelore“, war Linzerin (geboren in St. Veit im Mühlkreis), als sie sich kennenlernten. Verwandtschaftliche Bindungen zur Stadt sind geblieben. Im Mariendom ist Heino ebenfalls schon aufgetreten. „Ein Mal, zwei Mal?“ Heino knuddelt mit berühmter Bariton-Stimme: „Wenn man kurz vor dem 84. Geburtstag steht, vergisst man schon mal was.“

Es waren zwei Mal, diesmal tritt Heino erstmals im Rahmen seiner Kirchentournee „Die Himmel rühmen“ auf. 16 Konzerte, neun davon in Österreich. Auf dem Programm Bach bis Tschaikowsky, nichts eitel Außergewöhnliches, sondern „alles, was man kennt“, von „Großer Gott, wir loben dich“ bis Brahms´ „Guten Abend, gute Nacht“. Musik, die Heino am Herzen liegt: „So schöne Lieder, die über die Jahrhunderte gesungen wurden. Wenn ich nicht singe, singt das bald keiner mehr. Mein Anspruch ist, dieses schöne Repertoire zu retten.“

„Keine großen Wünsche“

Mit Kirchenmusik wuchs der 1938 in Düsseldorf als Heinz Georg Kramm geborene Sänger auf. Ein Großvater war Kantor im Kölner Dom, Heino selbst bezeichnet sich als „religiös“. „Immer, wenn ich mit Hannelore in eine Stadt gekommen bin, war der erste Weg in eine Kirche. Eine Kerze anzünden, ein langes Leben wünschen.“ Das VOLKSBLATT hakt nach, die Vitalität Heinos erstaunlich: „Die Hannelore sagt immer, du wirst so alt wie der Jopie Heesters“ – und der wurde zarte 108 Jahre alt.

Das Geheimnis einigermaßen frohen Alterns? „Ich habe mich von meiner Umgebung stets behütet gefühlt. Ich wurde immer von Leuten getragen, die meine Wünsche erfüllten. Aber ich habe keine großen Wünsche!“ Ein anderes ist eine sogenannte deutsche Tugend, die bei Heino unverkrampft klingt: „Disziplin.“ In den 1970ern etwa die karrieretechnischen Höhenflüge, „Blau blüht der Enzian“. Die Schlagerelite trat bei der ZDF-Hitparade von Dieter Thomas Heck an, abends traf man sich in Berlin in der Hotelbar namens „Todeszelle“: „Die haben sich alle die Kante gegeben. Das habe ich nicht gemacht. Ich habe immer gesund gelebt. Abends ein Gläschen Rotwein, manchmal. Aber jetzt schon 16 Tage nicht mehr. Sehen Sie, ich zähle sogar die Tage!“

Vorfreude auf den Auftritt in Linz, den ersten Kontakt zum Dompfarrer hatte „die Hannelore“ geknüpft. „Was singt denn der Herr Heino?“, habe der Dompfarrer gefragt. Heino hebt belustigt den Zeigefinger: „Er hat gesagt, der Herr Heino!“ Er mag es, wenn andere auch höflich sind.

Von Christian Pichler

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