„Disco Boy“ mit Franz Rogowski: Fremdenlegionär im Selbstzweifel

„Wer Angst hat, bleibt zu Hause“, antwortet der Weißrusse Alex (Franz Rogowski) auf die Frage des Vorgesetzten bei der Aufnahme in die Fremdenlegion. Da hat er schon einen weiten und gefährlichen Fluchtweg hinter sich. „Disco Boy“ des italienischen Regisseurs Giacomo Abbruzzese verknüpft die Lebenswege des Europäers Alex und des Afrikaners Jomo (Morr N’Diaye). Ab Freitag im Kino.

Alex schlägt sich von seiner Heimat über Polen und Deutschland bis zu seinem Traumziel Frankreich durch. Er hat genug von seiner Heimat und sucht in der Fremdenlegion eine neue Identität. Französisch hat er daheim über Fernsehfilme gelernt.

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Geduldig erträgt Alex alle Strapazen der Ausbildung, immer die Aussicht auf einen französischen Pass in wenigen Jahren vor Augen. Dann wird er mit seiner Truppe nach Afrika entsandt. Dort kämpft Jomo mit seinen Leuten um die ökologische Erhaltung des Nigerdeltas gegen europäische Konzerne.

Als die Kämpfer französische Firmenangehörige als Geiseln nehmen, wird Alex mit seinen Leuten auf die Entführer angesetzt. Gerade noch war Jomo mit seiner Schwester Udoka (Laetitia Ky) beim Stammestanz zu synthetischer Filmmusik zu sehen, als kurz darauf das Dorf brennt. Doch die Truppe um Alex erhält den Befehl, statt helfend einzugreifen, die Verfolgung fortzusetzen.

Außergewöhnliche Zufälle

Ein Zwischenfall, der den inzwischen abgebrühten Alex überraschend nachhaltig erschüttert. Ab da wächst seine innere Distanz zur Legion. Wieder zurück in Paris, begegnet er nicht nur Jomo, sondern auch Udoka, in die er sich bei ihrem Anblick sofort verliebt. Es sind gar außergewöhnliche Zufälle, die den Film zusammenhalten, der sonst recht unberührt lässt.

Vieles wird angerissen

Vieles wird in „Disco Boy“ angerissen, aber nicht weiter oder fertig erzählt. So etwa verläuft sich die Entführung im Film ebenso wie die latente Unruhe, die ein stets die anderen provozierender Kamerad von Alex in der Truppe auslöst. Zudem wird Jomo als der Discoboy bezeichnet, der aber im Film nur in wenigen Szenen in Erscheinung tritt.

So entsteht der Eindruck einer recht oberflächlich erzählten Geschichte, die Charaktere bleiben holzschnittartig und blass. Das wird zusätzlich dadurch befördert, dass Franz Rogowski über ein nur sehr eingeschränktes Repertoire an Mimik verfügt und damit aus seinem Alex keine eigenständige Persönlichkeit modelliert.

So plätschert der Streifen trotz interessantem Plot recht allerweltshaft dahin. Überraschend ist lediglich das plötzliche Ende, das obendrein keinen Akzent setzt.

Von Stefan May

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