„Durch Musik lernt man, dranzubleiben“

Oö. Musikschulen bringen Frühförderung an VS und in Kindergärten

Gemeinsames Singen und Musizieren fördert viele Fähigkeiten.
Gemeinsames Singen und Musizieren fördert viele Fähigkeiten. © peopleimages.com — stock.adobe.com

Wer schon früh mit Musik in Kontakt kommt, wird damit nicht nur in seiner Sprachentwicklung gefördert, weil man dadurch lernt, besser zuzuhören, sondern erlangt auch mehr Kontrolle über sein Verhalten und seine Emotionen.

Das belegt eine Studie, die Prof. Manfred Spitzer von der Universität Ulm im Auftrag des Landes OÖ über zwei Jahre hinweg durchgeführt hat. An der Studie nahmen knapp 500 Kinder aus Kindergärten des Landes teil.

„Musikalische Früherziehung fördert bestimmte Dinge: So lernen Kinder durch Musik Handlungsabläufe und auch, diese zu beenden. Sie lernen, dranzubleiben“, resümiert Spitzer am Mittwoch im Rahmen eines Pressegespräches zum Thema musikalische Frühentwicklung.

Gemeinsam ein Lied zu beginnen und auch zu beenden, verlange von den Kindern viel Selbstkontrolle. Bis zum Alter von acht Jahren schaffe man durch die Beschäftigung mit Musik wertvolle Verknüpfungen im Gehirn.

Alle Kinder erreichen

„Landesmusikschulen sind mit ihrem Angebot ein wesentlicher Teil unserer Bildungslandschaft“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer. „Welchen Einfluss frühe musikalische Erziehung auf die kognitive Entwicklung hat, wollten wir nun belegt haben.“

Das Land OÖ hat auf den universitären Befund reagiert und stärkt das Angebot für musikalische Früherziehung dort, wo man alle Kinder erreichen kann. ELIKU (Elementares Musizieren im Kindergarten) heißt das Projekt, mit dem die Landesmusikschulen in Kindergärten gehen, STIMMIG jenes, das auf Volksschulen ausgerichtet ist.

Angeboten werden Unterrichtsmaterialien wie Liederpakete oder Anleitungen für eine musikalische Viertelstunde ebenso wie Workshops und Fortbildungen für Pädagoginnen und Pädagogen. Wo vor Ort das entsprechende musikalisch geschulte Personal fehlt, helfen Musikschullehrer aus, auch gemeinsame Veranstaltungen wie Konzerte soll es geben. Das Angebot ist freiwillig, aktuell beteiligen sich 74 Kindergärten und 97 Volksschulen daran.

„Es richtet sich an Institutionen, die das gerne möchten“, betont Karl Geroldinger, Direktor des OÖ. Landesmusikschulwerkes. Er wünscht sich, „gemeinsames Musizieren als fixen Bestandteil im Tagesablauf“. Die Nachfrage nach musikalischer Früherziehung an den Landesmusikschulen ist sehr groß, das sorgt zum Teil für lange Wartezeiten. Die Zusammenarbeit mit Volksschulen und Kindergärten könnte für Abhilfe sorgen, hoffen die Verantwortlichen.

„Die Studie belegt, dass man damit Kindern aus schwächeren sozialen Schichten, die man mit dem Angebot von Musikschulen oft nicht erreicht, am meisten hilft. Es ist also ein soziales Unterfangen, dass man mit Kindern musiziert“, so Spitzer, der Oberösterreich als Musikland ausdrücklich lobt.

„Wir möchten damit ein erstes Eintauchen in Musik ermöglichen und Begeisterung dafür schaffen, am besten spielerisch und gemeinsam“, so Landeskulturdirektorin Margot Nazzal. Neben Breitenförderung ist im Musikschulbereich Spitzenförderung ein Thema: Nazzal wies in diesem Zusammenhang auf die im Sommer stattfindenden Orchester- und Singwochen (www.landesmusikschulen.at) hin.

„Wer früh mit Musik in Kontakt kommt, ist auch als Erwachsener produktiver, weniger krank und lebt sogar länger“, gibt Spitzer am Ende als Motivation mit.

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