Durchs Mauseloch ins Wunderland

Premiere Kammerspiele: Junges Theater spielt „Alice im Wunderland“ in der Regie von Nele Neitzke

Humty Dumpty, als er noch ein faules Ei war. Aber steckt nicht in jedem noch so faulen Ei auch ein Rocker?
Humty Dumpty, als er noch ein faules Ei war. Aber steckt nicht in jedem noch so faulen Ei auch ein Rocker? © Brunnader

Zwei Hasen scheitern grandios beim Aufstellen einer Stehleiter. Als Opening eine klassische Clown- Nummer mit all der rührend-genialen Tollpatschigkeit, die von hoher Schule zeugt. Für Kinder etwas lang, für Erziehungsberechtigte und deren Vorfahren ein Gustostückerl.

Nele Neitzke (Regie) und Christine Härter (Dramaturgie) packten am Stefanitag nachträglich ein bezauberndes Weihnachtsgeschenk aus. „Alice im Wunderland“, das allzeit lehrreiche, systemunkonforme Kinderstück feierte Premiere in den Kammerspielen. Im Fokus nicht die leicht gruselige, sanft anarchistische Geschichte des Mathematikers Lewis Caroll (1821 – 1898), sondern eine bunte Szenenfolge bummvoller Überraschungen mit schrillen Figuren und Bildern von Christopher Kempf.

Alice ist ein schlaues Mädchen, brav in der Schule, bis ihr ein verspätetes Kaninchen über den Weg läuft und mit einem roten Knopf abhaut. Das Linzer Wunderland-Roadmovie dreht sich um die Suche nach diesem Knopf. Dazu muss Alice durch ein Mauseloch Eingang finden. Wie selbstverständlich, fast logisch, ändern sich die Verhältnisse groß-klein, oben-unten. Flaschen mit Zaubertrank wachsen auf Bühnengröße, Alice schrumpft auf Stöpselhöhe.

In lichten Höhen wandelt sich der dicke Humpty Dumpty vom faulen Ei zum Rocker. Die Maus mit Katzenverbotsschild am Rücken breakdanced, die Grinsekatze zieht eine Show im 60er Revue Stil ab. Ihre Version von Elvis´ „Hound Dog“, reißt auch heute noch Kleinkinder mit. Die Bühnenmusik quer durch die Stilrichtungen gestaltete Nebojsa Krulanovic.

Das alles bedeutet nichts im Vergleich zum 364. oder 365. Nichtgeburtstag der Herzkönigin. Ihre gruselige Strafe „Rübe ab“ des Originals wird gemildert zu „Ins Gefängnis“. Das allerdings blüht fast allen. Bevor es aber brenzlich wird, findet Alice den roten Knopf, beamt sich zurück auf die Bühne der Kammerspiele mit der Erkenntnis: „Wunderland ist überall, es liegt an Dir, egal ob in Salzburg, Wien oder Linz“. Gelungen ist die Zusammenarbeit des „Jungen Theater“ mit der Bruckneruni. Vier Darsteller bestreiten die Bilder-, Kostüm- und Figurenflut. Von Anfang an hat Identifikationsfigur Isabella Campestrini als Alice mit ihrer Unbefangenheit die Kinder auf ihrer Seite. Sophie Pint schenkt als überdimensionale Flasche ein, erscheint als gelber Vogel, Kaninchen und Kartensoldat. Ihre Mitspieler Alexander Köfner und Friedrich Eidenberger überzeugen in den krass gezeichneten, völlig unterschiedlichen Gestalten. Viel Freude und Beifall!

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Von Eva Hammer

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