Effektvoll als Märchen inszeniert

„Nabucco“ im Steinbruch in St. Margarethen mit großartigen Solisten

Ekaterina Sannikova als Abigaille
Ekaterina Sannikova als Abigaille © Jerzy Bin

1906 begann die bis heute unveränderte Opern-Erfolgsgeschichte im fulminanten Steinbruch im burgenländischen St. Margarethen mit einer der spektakulärsten Choropern, dem 1842 uraufgeführten „Nabucco“, der sich als erste Erfolgsoper von Giuseppe Verdi erweisen sollte.

Die von unseren Empfindungen weit entfernte Geschichte aus dem Jahr 586 vor Christus um die beinharten, intrigenreichen, überwiegend religiös motivierten Auseinandersetzungen zwischen Babyloniern und Israeliten interessiert ein heutiges Publikum nur marginal. Dies auch wegen des verwirrenden Handlungsablaufes.

Bezug zu heute

Regisseur Francisco Negri macht daher das einzig Richtige. Gemeinsam mit Bühnenbildner Thanassis Demiris und Kostümschöpfer Pepe Corso lässt er die Geschichte als Märchen aus längst vergangener Zeit mit spannenden Kulminationspunkten abrollen.

Einer sei genannt: Als sich Titelheld Nabucco selbst mit dem Status Gott schmückt, schickt dieser dem König von Babylon einen kräftigen Blitz, der ihn in Sekundenschnelle zum dementen Krüppel macht. Hier könnte das Märchen auch durchaus den Bezug zur heutigen irrsinnigen Situation vieler Menschen und deren Herrscher gewinnen …

In einzigartiger, durch das Lichtdesign von Bruno Poet geförderter Atmosphäre auf Schauplätzen in verschiedenen Höhen läuft das Märchen weniger aufgeregt ab, als das Libretto von Temistocle Solera es vorsieht. Wichtig sind zwei Elemente: der von Walther Zeh einstudierte Philharmonia Chor Wien, beim Gefangenen-Chor in weiße Kleider der Unschuld gesteckt, und die optimale Verteilung der dramatischen Szenen auf die 7000 Quadratmeter der Bühne.

Das Publikum erhielt mit dem besonders als Souvenir geeigneten, interessanten Programmbuch leider keinen Zettel mit der Besetzung des Abends geliefert. Wichtiger ist die ideale Auswahl der internationalen Sänger-Elite durch Intendant Daniel Serafin: Bassist Jongmin Park als Zaccaria, Bariton Lucas Meachem als Titelheld und Tenor Jinxu Xiahou verströmten ähnlichen Wohlklang wie die Damen: Sopranistin Ekaterina Sannikova als Abigaile und Mezzo Monika Bohinec als Fenena. Auch die Repräsentanten kleinerer Partien (Ivan Zinoviev, David Jagodic, Amélie Hois) profitierten von der umsichtigen, auch bei dramatischen Ausbrüchen unaufgeregten Leitung des Abends durch Maestro Alvide Caselatti, der das Piedra Festival Orchester und den Philharmonia Chor souverän im Griff hatte.

Das könnte Sie auch interessieren