Ein Bauplatz und viele Gemeinplätze

Premiere Studiobühne: „Unsere blauen Augen“ von Teresa Dopler

Große Pläne: Lisa (Nataya Sam) und Max (Markus Ransmayr)
Große Pläne: Lisa (Nataya Sam) und Max (Markus Ransmayr) © Petra Moser

Die Zukunft von Lisa und Max liegt auf einer grünen Wiese. Das meinen auch die Obstbäume, die dieser Boden hervorbrachte. Sortenrein und veredelt wurzeln sie tief in heimatlicher Erde. In der Formation eines griechischen Chors künden sie künftiges Unheil. Je eine halbmannshohe Frucht klärt ihren Daseinszweck (Bühne und Kostüme Mirjam Ruschke).

„Unsere blauen Augen“ von Teresa Dopler (geboren 1990 in Linz) feierte am Freitag an der Studiobühne Premiere. Die Autorin fasst den Hausbautraum eines jungen Pärchens in ein 90-minütiges Theaterstück. Im Beipack Klimawandel, Bodenversiegelung, Fremdenfeindlichkeit, mediale Massenkultur, Naivität und Ignoranz, angesiedelt im ländlichen Raum zwischen Ternitz, Baumbach und Neunkirchen.

In der Regie von Nina Maria Metzger wechseln Szenen und Perspektiven zwischen Bäumen und dem blauäugigen Pärchen Lisa und Max (Nataya Sam und Markus Ransmayr). Wie schon ihre Vorfahren wollen die beiden ein eigenes Haus errichten, mit Kredit und Kindern vor Augen. Max als Nachfolger in der väterlichen Firma und Lisa als angehende Leiterin des örtlichen Supermarkts trauen sich drüber. Der anfängliche 150-Quadratmeter-Plan entgleist zur californian-style Villa mit Pool, angestachelt von zwei betrügerischen Maklerfuzzis (Sebastian Hufschmidt und Horst Heiss), die massiv doppeldeutig die blauen Augen der Bauherrin anhimmeln.

Den Obstbäumen steigen die Grausbirnen auf

Den Obstbäumen hingegen steigen die Grausbirn auf, als Lisa eine Palme auf dem Grundstück pflanzt. Exotischer noch als die Palme mutet an, dass Kataloge sie zum Kauf verführten. So anachronistisch bestellt, schildert die Entwurzelte im exotisch goldenen Kleid (Gemma Vanuzzi) ihre ebenso blauäugige Sehnsucht auf eine bessere Zukunft jenseits des Atlantiks. Das Leid um Fremdsein, Ablehnung und Identitätssuche teilt Leonie Jacobs als Quitte, obstmäßig ja auch eine Außenseiterin. „Alles schlucken, nie auf Euch spucken“. Wort- und Sprachspielereien, Reime und Wiederholungen verleihen den Problemen zusätzliches Gewicht.

Ein paar Minuten keimt Komik. Vom Klimawandel bedroht, zerreißt die Fundamentplatte, Lisa hackt die Quitte um, „ich möchte ein Eisbär sein“, singt die Palme, ein Weizenfeld brennt, die Bäume fürchten sich. Lustig, liefen da nicht parallel ein gefühltes Dutzend schulmeisternder Botschaften, dass nichts Geringeres als Vergangenheit und Zukunft von Menschen und Pflanzen auf dem Spiel steht. Der hohe Anspruch bleibt in Überschriften und Gemeinplätzen stecken, zu eng die Häuselbauerstory, zu weit der Problemhorizont.

Von Eva Hammer

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