Volksblatt: Ein bisschen Wehmut beim Blick nach vorne

Nach mehr als 44.000 Ausgaben der Tageszeitung gilt die Konzentration nun der Webseite und einem Monatsmagazin

Nach fast exakt 155 Jahren und mehr als 44.000 Ausgaben geht heute eine Ära zu Ende: Am 2. Jänner 1869, von Bischof Rudigier gegründet, erstmals als „Linzer Volksblatt für Stadt und Land“ erschienen, halten Sie nunmehr die letzte Print-Tageszeitung (des zunächst zu Linzer Volksblatt, 1974 zu Neues Volksblatt und 2018 schließlich zu OÖ. Volksblatt mutierten Druckwerks) in Händen.

Wehmut schwingt an so einem Tag natürlich mit. Nicht nur bei unseren treuen Lesern, wie wir aus vielen Reaktionen, die uns in den letzten Wochen erreicht haben, erfahren durften und wofür ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanken möchte: bei allen, die angerufen haben, die Leserbriefe geschrieben oder uns sogar einen Besuch in der Redaktion abgestattet haben.

Bin selbst „ein Kind der Tageszeitung“

Sondern auch beim gesamten Team, welches immer mit großer Leidenschaft im Einsatz war, um für Sie eine interessante, abwechslungsreiche, fundierte, seriöse Berichterstattung auf Basis unserer christlich-sozialen Gesinnung zu produzieren. Die Augenblicke gestern in der Druckerei, in denen die letzten Exemplare vom Band liefen, waren für jene, die diesem Ereignis vor Ort in Pasching beiwohnten, von vielen Emotionen begleitet.

Auch für mich. Ich bezeichne mit selbst gerne als „Kind der Tageszeitung“: Ich bin mit Tageszeitungen aufgewachsen und habe Zeit meines beruflichen Lebens immer an der Produktion einer solchen beim VOLKSBLATT mitgewirkt: 1992 als freier Mitarbeiter (als wir noch unter dem Namen „Neues Volksblatt“ erschienen), ab 1993 zunächst als Redakteursaspirant und drei Jahre später als Redakteur – jeweils in der Sportredaktion. Über meine großen Hobbys wie Fußball, Motorsport oder Skirennfahren schreiben und berichten zu können, war ein echter Traumjob. Im Lauf der Jahre kam immer mehr Verantwortung dazu.

Journalismus ist extrem schnell(-lebig) geworden

Erst als Ressortleiter im Sport (2010), dann zusätzlich als Chef vom Dienst und danach als Chefredakteur-Stellvertreter, ehe mich im März 2022 sogar der Ruf ereilte, zunächst interimistisch und ab 1. Mai offiziell, die Gesamtverantwortung über die Redaktion zu übernehmen.

Ein wirklich großer Schritt, von dem ich nicht einmal zu träumen gewagt hätte, als ich anno 1992 unter dem legendären Chefredakteur Peter Klar meine ersten Zeilen geschrieben habe. Viele weitere sollten in mehr als drei Jahrzehnten folgen, nicht nur im Sport, sondern mittlerweile praktisch in allen Ressorts. Nicht nur für die Tageszeitung, sondern auch in unseren Sonderjournalen sowie in externen Magazinen (Sportunion OÖ, LASK, OÖFV) und sogar einem Buch (OÖFV). Aber das sind andere Geschichten.

Wie auch die Tatsache, dass sich der Journalismus in diesen mehr als 30 Jahren gewaltig verändert hat und unglaublich schnelllebig geworden ist. Nur ein Beispiel dazu: Hatte man früher eine Exklusiv-Geschichte, so hatte diese einen Tag lang Bestand. Man wurde in der APA sowie im Radio und dann, wenn sie wirklich gut war, sogar im TV zitiert. Die Kollegen anderer Zeitungen überlegten sich, wie sie die Story für den nächsten Tag weiterdrehen konnten, so wie wir das taten, wenn andere eine gute Exklusivgeschichte hatten.

Meinungsvielfalt darf nicht verloren gehen

Heute kann die Geschichte noch so gut und exklusiv sein, nur wenige Minuten nach der Veröffentlichung in den eigenen Kanälen, egal, ob Tageszeitung oder Homepage oder Social Media, greifen andere Medien diese Geschichte auf. Wenn man Glück hat, wird man dabei wenigstens noch zitiert, oft passiert auch das nicht. Vor allem aber wirkt es für Außenstehende dadurch so, als ob „eh alle Medien dieselben Inhalte hätten“. Was definitiv nicht stimmt, denn Kommentare, Analysen, Hintergründe oder lokale Ereignisse sind das Salz in der Suppe der Berichterstattung.

Deshalb ist auch Medienvielfalt (und damit Meinungsvielfalt) für eine Demokratie enorm wichtig, weshalb auch an dieser Stelle eine Botschaft nicht vergessen werden darf: Die Politik hat den klaren Auftrag, für entsprechende Rahmenbedingungen zu sorgen, damit der österreichische Medienmarkt nicht noch weiter verkümmert und bald nur noch aus einem bestens finanzierten ORF und ganz wenigen weiteren Marken sowie großen ausländischen Playern besteht.

Wir bieten auch künftig viele Inhalte an

Fakt ist jedenfalls: Das Rad der Zeit dreht sich (immer schneller), wir als VOLKSBLATT tragen nur den Entwicklungen der voranschreitenden Digitalisierung und geänderten Gewohnheiten der Menschen, was den Konsum von Medien betrifft, Rechnung. Weshalb der Blick längst wieder nach vorne gerichtet ist. Denn immer, wenn eine Ära endet, beginnt auch eine neue. So werden wir unsere Webseite www.volksblatt.at nicht nur weiter laufend in Echtzeit mit Berichten aus aller Welt aktualisieren, sondern sie in den kommenden Wochen und Monaten zu einem Oberösterreich-Newsportal ausbauen. Wir werden sie weiter täglich digital über unseren E-Mail-Newsletter mit den wichtigsten Infos versorgen. Wir werden noch stärker diverse Social-Media-Kanäle bespielen. Und wir werden ein periodisches Druckwerk unter dem Titel „OÖ. Volksblatt – Das Magazin“ in etwa monatlich publizieren, welches sogar gratis in den oberösterreichischen Postkästen landet.

Wie Sie sehen, wird das VOLKSBLATT auch künftig viele interessante und gut recherchierte Inhalte anbieten. Ich hoffe, dass Sie uns auf diesem Wege in diese neuen Zeiten folgen.

Danke! Und besuchen Sie uns auf www.volksblatt.at

Abschließend bleibt mir nur noch, Danke zu sagen: Allen Leserinnen und Leserin sowie allen Inserenten für ihre Treue und Unterstützung und der geschätzten Kollegenschaft für die sehr gute Zusammenarbeit in all den Jahren. In dieser letzten Ausgabe haben einige von ihnen sehr persönliche Storys geschrieben. Wir sind überzeugt, dass diese einen würdigen Abschluss der Tageszeitung sowie eine perfekte Überleitung in unser künftig vor allem digitales Angebot darstellen. In diesem Sinne: Besuchen Sie uns auf www.volksblatt.at, am besten täglich mehrmals!

Roland Korntner, Chefredakteur

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