Ein Österreicher, der woanders Karriere machte

Lentos zeigt große Ausstellung über den Kärntner Expressionisten Jean Egger (1897-1934)

Jean Egger, Porträt eines Jünglings (Selbstporträt), 1927Jean Egger, Landkirche in Kärnten, um 1929 Lentos
Jean Egger, Porträt eines Jünglings (Selbstporträt), 1927Jean Egger, Landkirche in Kärnten, um 1929 Lentos © Sammlung Museum der Moderne Salzburg

Eine spannende Reise durch eine künstlerische Entwicklung und halb Europa ist die Retrospektive „Jean Egger. Revolutionär der modernen Malerei (1897-1934)“, die bis 7. Mai 2023 im Linzer Lentos zu sehen ist. Der gebürtige Kärntner, eigentlich Hans Egger, machte vielerorts Station und nahm Einflüsse auch von anderen Künstlern auf, gleichzeitig war er in seinen Werken oft seiner Zeit voraus. Und während man ihn in seiner Heimat Österreich verkannte, erlebte er schon zu Lebzeiten anderswo große Erfolge.

Stimmige Farbflächen und klug gestellte Trennwände führen durch die Schau, weisen Werken, darunter viele Landschaftsbilder, Lebensstationen zu: Olivenbäume erzählen von Aufenthalten in Sizilien, kleine, rote Häuser künden vom Hohen Norden, Porträts angesehener Persönlichkeiten vom Renommee des Künstlers zu Lebzeiten, der im Paris der 20er-Jahre seine größten Erfolge feiert und zu einem bedeutenden österreichischen Künstler der Zwischenkriegszeit wird. Am häufigsten hat Egger aber seine Lebensgefährtin Signe Wallin porträtiert, das Lentos hat viele der Bildnisse zusammengetragen. Die verschiedenen Darstellungen der Kirche des Kärntner Bergdorfes, aus dem seine Mutter stammte, zeigen die Entwicklung des Künstlers in Richtung Expressionismus.

Eggers stets ausdrucks- und gefühlsstarke Arbeiten künden mal von der intensiven Auseinandersetzung mit Van Goghs, er lässt sich von Miró und Yves Tanguy inspirieren, ein Selbstporträt erinnert an Munch, dessen Bekanntschaft er in Norwegen macht. Mal sieht man klassischen Expressionismus, an anderer Stelle ist Egger mit kühner Reduktion Vorbote des Abstrakten, dann nähert sich der Künstler in Arbeiten dem Surrealen an, ist „sensationell modern“, wie Kuratorin Brigitte Reutner-Doneus erklärt.

Insgesamt 200 Werke — von öffentlichen Leihgebern wie der Albertina und dem Belvedere, aber auch aus Privatbesitz — hat das Lentos für die Schau zusammengeholt und die erste große Ausstellung zu Jean Egger seit 1995 gestaltet, ein Katalog gibt Auskunft zu aktuellen Forschungsergebnissen.

Egger stirbt früh, im Alter von 37 Jahren auf Mallorca, die Berge und blühenden Mandelbäume der Insel hält er in seinen letzten Arbeiten fest. Es wäre bestimmt interessant gewesen, seine Entwicklung weiter zu verfolgen.

Die Ausstellung im Lentos ist eine Kooperation mit dem Museum Moderner Kunst in Kärnten, wo sie im Sommer ebenfalls gezeigt werden soll.

Von Melanie Wagenhofer

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