„Ein sehr biegsames Genre“

Musicalchef Matthias Davids über Erfolge, schwierige Themen und Pläne

Musicalchef Matthias Davids
Musicalchef Matthias Davids © Peter Philipp

Schon in den 1990ern hat Matthias Davids am Landestheater inszeniert, vor neun Jahren hat er die Leitung der Sparte Musical übernommen und ist seither äußerst erfolgreich unterwegs.

VOLKSBLATT: Haben Sie ein besonderes Gespür für die richtigen Stoffe?

MATTHIAS DAVIDS: Man überlegt sich genau, was passt zu welcher Zeit und auch zum Ensemble. Als ich für den Posten engagiert wurde, war klar, dass wir das Genre Musical in seiner Vielfalt zeigen wollen. Im Gegensatz zu anderen Theatern, wo das Musical aushelfen muss bei den Zahlen, konnten wir auch seltene Stücke auf den Plan setzen. Das befreit von gewissen Zwängen und beflügelt auch. Und das Publikum in Linz ist dabei immer mitgegangen.

Musical kann viel und es wäre fatal, wenn das Publikum es nur mit flacher Unterhaltung verbinden würde. Das Genre ist sehr biegsam, man kann wirklich ernste Themen behandeln, ohne das man das Gefühl hat, es ist zwanghaft, auch das kann unterhaltend sein.

Was ist das Besondere an „The Wave“?

Das Thema ist natürlich das Besondere, das viele auch als Schullektüre immer noch mitnehmen. Und dann ist es natürlich gerade in Zeiten, wo Populisten sehr stark sind und werden, wichtig, auch Mechanismen zu zeigen, die für uns alle in der Gesellschaft sehr gefährlich sein können. Das hat leider überhaupt nicht an Aktualität verloren. Anhand dieser jungen Menschen, die sich da einlassen auf das Spiel des Lehrers ist das erschreckend zu sehen, und man sieht auch sehr gut, wie leicht so etwas funktioniert, wie sehr man plötzlich in der Falle sitzt.

Sie haben das Stück wegen Corona zuerst online gezeigt …

Wir haben das Stück aufgenommen für ein Streaming, das hatte die höchste Klickzahl von allen gestreamten Produktionen des Landestheaters. Die Jury hat es zum großen Teil auf dem Stream gesehen, weil wir es leider nur viermal aufführen konnten. Insofern war eine gute Aufnahme wichtig, die auch das Stück sehr gut widerspiegelt, die Atmosphäre rüberbringt.

Ist an eine Wiederaufnahme gedacht?

Im Moment leider nicht. Wir hatten acht Darsteller von der Musik- und Kunstuni Wien als Gäste und die sind jetzt alle fertig und wir kriegen das einfach nicht zusammen. Aber was wir uns einfach wünschen, ist, dass dieses Stück von anderen Theatern nachgespielt wird. Ich hatte im Zuge dieses Wettbewerbs einige Gespräche mit Intendanten und auch Verlegern, die gesagt haben, wir wollen das Stück ins Programm nehmen. Mit den Auszeichnungen ist das Anbieten natürlich noch einmal ein bisschen leichter.

Was sind die nächsten Pläne?

Unsere nächste Uraufführung ist „Fanny und Alexander“ nach dem Bergman-Film. Das liegt jetzt zwei Jahre und wartet darauf, endlich fertiggestellt zu werden. „Wie im Himmel“ läuft ja schon und scheint auch einen Nerv der Zuschauer zu treffen, das ist sehr berührend. Und wir haben jede Menge Stoffe, bekommen viele Angebote von Autoren. Wir planen ja jedes Jahr ein neues Stück.

Mit MATTHIAS DAVIDS sprach Melanie Wagenhofer

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