Ein Weltstar, verliebt in Linz und Publikum

„For You“: Thomas Quasthoff & Band gastierten in der Reihe „Great Voices“ im Musiktheater

Der berühmte Bassbariton, der zum Jazz wechselte: Thomas Quasthoff
Der berühmte Bassbariton, der zum Jazz wechselte: Thomas Quasthoff © Brunnader

Ein toller Empfang im vollen Musiktheater quer durch alle Generationen! Nicht einmal der berühmte Thomas Quasthoff (63) hätte das erwartet. Einst Star der Opernbühne und längst eine Ausnahmeerscheinung in der Jazzszene, nicht zum ersten Mal nach Linz. Und er versprach, wiederzukommen.

Streute Rosen, auch für Interviewer, die ihn nach Neuigkeiten fragen. „Nichts Neues, nur mein Haar ist weniger geworden“, so lapidar die Antwort mit dem Brustton der Überzeugung, dass er vor zehn Jahren ins richtige Genre gewechselt hatte. Eigentlich schade um den Richtungswechsel bei dieser warmtimbrierten, geschmeidigen Bassbaritonstimme, die jetzt nur mehr mit Hilfe der Verstärker ihren Klang über den Äther in allen dynamischen Variationen vom Ächzen, Zischen und Prusten weiter zu hören ist.

Quasthoff kann sich die Präsentation für jeden Geschmack seiner Zuhörer leisten. Er ist intelligent, natürlich hochmusikalisch, hat Charme, Witz und Humor, verfügt über mehrere Talente, die er voll ausspielen kann. Dass er zu jeder Nummer mit dem Publikum plaudert, erhöht seine Sympathiewerte enorm und setzt jede Einschränkung durch seine Contergan-Behinderung außer Kraft.

Der Jazz mache ihm wegen eines freier möglichen Musizierens viel Spaß, gibt aber zu, dass so manche Nummer das Publikum „besser von einer Barsängerin in roten Netzstrümpfen mit kurzem Lederrock“ hören möchte. „Aber das müssen Sie aushalten“. Mitleid ist ohnehin ausgeblendet an dem Abend, an dem gejubelt wird und sein Programm nach einem eher langsam beginnenden Spannungsaufbau am Ende in Standing Ovations mündete, sodass Quasthoff – eine Brahms-Zugabe im Saal mitsingend – die Besucher heimschicken musste.

Exzellent ist seine unterstützende Begleitband, die Jazz-Musiker Simon Oslender am Klavier und Keybord, Dieter Ilg am Kontrabass und Wolfgang Haffner am Schlagzeug. Sie produzierten sich zur Abwechslung auch einmal ohne den Sänger, und auch Quasthoff unterhielt mit einer Solonummer. Sonst waren durchwegs eingängige Klassiker mit packenden Jazzmelodien zu hören, etwa von Bob Dylan, Billy Preston, John Lennon, „Summertime“ von George Gershwin oder John Hiatt. Warten wir also, was uns Thomas Quasthoff noch beim nächsten Besuch bescheren wird.

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