Der Schweizer Autor Urs Allemann (76) erhält den Erich Fried Preis 2024. Diese Entscheidung des deutschen Autors Ulf Stolterfoht als diesjähriger Alleinjuror wurde am Freitag bekanntgegeben. Die vom Kulturministerium gestiftete Auszeichnung ist mit 15.000 Euro dotiert. An der Verleihung am 30. November im Literaturhaus Wien kann der Preisträger aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Stolterfoht hält die Laudatio, die Schauspielerin Johanna Orsini-Rosenberg liest.
„Urs Allemann nimmt in der deutschsprachigen Literatur eine wirkliche Ausnahmestellung ein“, begründete Stolterfoht seine Wahl. Seit Allemanns Debüt mit dem Gedichtband „Fuzzhase“ (1988) verbinde er in seinen Texten „einen experimentell-anarchistischen Ansatz, wie man ihn ähnlich nur bei Autoren wie Dieter Roth oder Ernst Jandl findet, mit einem ausgeprägten Interesse an strengen, traditionellen Vers-, Strophen- und Gedichtformen“. Der Lyriker Urs Allemann sei auch „ein großartiger Vorleser und Performer“, bei dessen Auftritten „Anarchie, Experiment und Formbewusstsein“ auf eine Weise zusammenkämen, „die so weit entfernt ist von der klassischen Wasserglaslesung, dass man auf einmal wieder glauben mag an die Wirkmacht der Dichtung, auch und gerade auf ein Publikum, dem der Umgang mit zeitgenössischer Poesie nicht an der Wiege gesungen wurde“.
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Weit über die Poesie-Aficionados hinaus bekannt wurde der 1948 in Schlieren bei Zürich geborene Autor, der 1986 bis 2004 Literaturredakteur der „Basler Zeitung“ war und seit 2013 im deutschen Goslar wohnt, 1991 mit seinem Auftritt beim Wettlesen um den Bachmann-Preis. Mit einem Auszug aus seiner umstrittenen Erzählung „Babyficker“ erwarb er sich den Ruf eines Skandalautors und gewann den Preis des Landes Kärnten, was in der Folge auch für politische Debatten sorgte. Später kamen für Urs Allemann u.a. der Heimrad-Bäcker-Preis (2012) und der Schweizer Literaturpreis (2014) hinzu.
Der Erich Fried Preis wird seit 1990 durch die Internationale Erich Fried Gesellschaft vergeben, wobei jedes Jahr ein anderer Einzeljuror bzw. eine Einzeljurorin für die Entscheidung verantwortlich zeichnet. Zuletzt waren Esther Kinsky, Frank Witzel, Melinda Nadj Abonji und im Vorjahr Thomas Kunst ausgezeichnet worden.