„Es muss passen, knallen, fetzen!“

Gerwald Rockenschaub begeistert mit seiner Kunst im Schlossmuseum

Gerwald Rockenschaubs Konzept lässt den Ausstellungsraum völlig neu erscheinen.
Gerwald Rockenschaubs Konzept lässt den Ausstellungsraum völlig neu erscheinen. © OÖ Landes-Kultur GmbH, Michael Maritsch

In ein völlig neues Licht setzt Gerwald Rockenschaub (Jg. 1952) die unterste Etage des Linzer Schlossmuseums mit seiner Ausstellung „reappropriation (allure/construct)“ und macht den großen Raum mit Ecken, Nischen und Kanten sichtbar, die sonst unbemerkt bleiben und unbedeutend erscheinen (bis 2. Juli 2023).

„Es muss passen, knallen, fetzen!“, sagt Rockenschaub am Donnerstag bei der Presseführung über seine Kunst. Und das tut es — mit einem genialen wie hochästhetischen Konzept, das schon auf den ersten Blick begeistert. Für Landes-Kultur-Chef Alfred Weidinger geht mit der Ausstellung ein Wunsch in Erfüllung, dessen Umsetzung er als „atemberaubend“ beschreibt. Nicht ohne Grund zählt Rockenschaub zu den international renommiertesten Vertretern der Gegenwartskunst.

Rockenschaub, in Linz geboren, danach zum Studium an der Angewandten in Wien und heute in Berlin lebend und arbeitend, war in den 90ern auch ein bekannter DJ. Eine Karriere, die er mit der Jahrtausendwende aufgab. Als bildenden Künstler rechnet man ihn seit seinen Anfängen in den 80ern der Neo Geo-Strömung zu. Rockenschaubs Werk ist von radikaler Reduktion, Präzision und vorwiegend geometrischen Formen gekennzeichnet.

Gesamtkunstwerk

Für das Schlossmuseum hat er durchgehend große Farbflächen an den Wänden gestaltet, zum Teil mit Rastern, auf und vor denen Werke aus verschiedenen Phasen seines Schaffens, darunter kleinformatige Gemälde, Acrylglasobjekte und Farbfolienbilder, präsentiert werden, die er damit in einen neuen, äußerst gelungenen Kontext setzt.

Reappropriation bedeutet so viel wie Wiederaneignung. Aber nicht nur Bezüge an das eigene Werk, auch Referenzen an andere Künstler wie Mondrian finden sich.

Streng und doch verspielt

Aus der Nähe betrachtet, offenbaren sich immer wieder überraschende Details, Rockenschaub spielt mit der Wahrnehmung. Ein scheinbar monochrom schwarzes Bild etwa lässt aus geringer Entfernung feine Linien erkennen, die wie Berge anmuten. Arbeiten, die Assoziationen beim Betrachter wecken.

Knalliges Grün unten und nicht minder lautes Blau oben — die grüne Wiese und der blaue Himmel, beides in Form von Rechtecken, das „absolute Miminum, das man dafür braucht“, so der Künstler. Rockenschaub verpasst der Landschaft einen pinken Rand und setzt sie auf eine, wie er selber sagt, „kackbraune“ Fläche.

Grüne Acrylpunkte auf großflächigem pinken Grund lassen neben der Strenge der Form einen verspielten Eindruck zu. Punkte, die von Weitem draufgesetzt scheinen, entpuppen sich als Aussparungen, die das Dahinter sichtbar machen.

Flippiger Minimalist

„Strenger Geometriker“ will Rockenschaub dabei aber nicht sein, wie er sagt. Das wird an amöbenartigen Formen oder an anderer Stelle an roten Tropfen — keine Kleckse, sondern fein säuberlich gemalt — sichtbar. Der Künstler will sich keine Grenzen setzen lassen, durchbricht diese immer wieder, mag Dinge, die „rausfallen“. „Funky minimal“, so hieß eine seiner früheren Ausstellungen. Rockenschaub gefällt das als Beschreibung für seine Kunst.

Von Melanie Wagenhofer

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