Europäische Wochen: Dynamische „Schöpfung“

Sopranistin Judith Spießer
Sopranistin Judith Spießer © Scholz

Die Aufführung von Joseph Haydns Meisterwerk „Die Schöpfung“ im Rahmen der Europäischen Wochen in der voll besetzten Studienkirche in Passau war am Sonntag ein tief beeindruckendes musikalisches Ereignis.

Entscheidend bei dieser dynamischen Interpretation war, dass Martin Steidler, der 1993 in seinem Heimatort Vornbach nahe Passau das Heinrich-Schütz-Ensemble gegründet hatte und nun als Professor für Chorleitung an der Münchner Musikhochschule tätig ist, den Geheimnissen von Haydns Instrumentation nachgegangen ist.

Aus dem großen Orchestergefüge hob er stets die passenden Instrumente deutlich hervor, die Lautstärkegrenzen reizte er bis zum Äußersten aus, die Steigerungen wuchsen eindrucksvoll und der Chor zeigte — von der aus der Barockmusik abgeleiteten Silbenbetonung des Textes bis zu bombensicheren Einsätzen bei den Fugen — seine hohe Qualität.

Das Münchner Orchester L’Arpa Festante konnte mit einer Vielfalt historischer Instrumente das dramatische Element der unterschiedlichen Szenen und emotionellen Ausdrücke aus Haydns Partitur vorzüglich vermitteln.

Judith Spießer (München) schöpfte die Möglichkeiten des prächtigen Sopran-Soloparts überzeugend aus, die Rolle des Uriel war beim erfahrenen Münchner Tenor Werner Güra bestens aufgehoben und der kroatische Bassbariton Kresimir Strazanac erfüllte ohne dramatische Übertreibung den Part von Raphael und Uriel mit voller Wirkung. Das Publikum dankte mit eifrigem Beifall für die festspielwürdige Aufführung.

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