Festival 4020: Mythen, Gratulanten und eine Klangmagierin

Geigerin Elena Denisova © Elena Denisova

Am Samstag trat beim Festival 4020 im Brucknerhaus das 1971 von Peter Burwik gegründete ensemble XXI. Jahrhundert-auf, eines der führenden und ältesten Ensembles für Neue Musik in Österreich, dem internationale Zusammenarbeit ein wichtiges Anliegen ist.

Bei der Uraufführung von Axel Seidelmanns (Jg. 1954) „Reflexe de Medusa“ wurde der antike Mythos mit Skalen und Akkorden beleuchtet. Man erlebte bei reichlich aufgebautem Instrumentarium schimmernde Aufhellungen und Lichtreflexe mit Spiegeltrick samt antiker Kithara und griechischem Aulos.  Dasselbe Instrumentarium benützte Klaus Huber (1924-2017) für „Ein Hauch von Urzeit“ oder „Die umgepflügte Zeit“ in memoriam Luigi Nono.

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Nach der Pause erweckte Arnold Schönberg mit „Pierrot lunaire“ die volle Aufmerksamkeit für seine Kammermusik (Flöte, Klarinette, Geige und Violoncello) mit gekonnter Sprechstimme von Salome Kammer. Ihr gelangen die 3 mal 7 vorgetragenen Gedichte op .21 als großartige Dramatikerin und mit auswendig rezitiertem, zur Musik gesprochenem Melodram. Eine sehr bejubelte, beeindruckende Schönberg-Darstellung.

Im Mittagskonzert am Sonntag begegnete den Besuchern eine leidenschaftliche Botschafterin von Klangmagie, die international anerkannte russische Geigerin Elena Denisova. „Allein und zu zweien“ spielte sie ihr Programm als Solistin oder mit Alexei Kornienko am Klavier. Keine leichte Kost mit Werken von Leos Janacek (1854-1928) und Arnold Schönberg. Spannend und interessant klang die Uraufführung eines Werkes von Michael Hazod aus Wels (*1954), bei der die Künstlerin für ihr Solo stampfend die Bühne betritt und im wunderbar klingenden Mondschein das sperrige Hakenkreuz aufschimmern lässt.  Auch von Franz Ferdinand August Rieks (Jg. 1998) gab es eine ungezügelte, dahin galoppierende Uraufführung am Klavier, bis zum Abschied beide Künstler in der Sonate e-Moll op. 36 Ferruccio Busoni (1866-1924) kraftvoll zusammenwirken. Begeisterung im karg erschienenen Publikum, gefolgt von einer Zugabe.

Eroica Berlin zum 150er von Charles Ives

Das Festival ging am Sonntagabend mit Musik zu Charles Ives 150. Geburtstag zu Ende. Für dieses Konzert reiste die Eroica Berlin mit Jakob Lehmann (Dirigent und Moderator) in Kleinbesetzung an, um den Beginn der Kompositionsarbeit von Ives in der Kleinstadt Danbury aufzuzeigen: „Central Park in the Dark“, „Orchestral Set“ Nr. 1 oder „Ragtime Dance“ Nr. 2. Mit stoischem Selbstbewusstsein formte Ives seinen Stil, ließ Vierteltöne in rhythmischer Folge einfließen und verteilte die Spieltechniken im Raum. Erst im zweiten Teil dieses Konzertes konnten Charles Ives (1874-1954) und seine Werke beim Publikum ankommen und auch Gefallen finden.

Von Christine Grubauer

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